Szenenwechsel mit Konstantin Grcic
Er braucht viel Licht und einen festen Ort. Ein Studiobesuch in Berlin.
Partner: Vitra
Konstantin Grcic zählt zu den bedeutendsten Designer unserer Zeit. Für ihn gab es eine scheinbar große Veränderung. Ein Besuch im neuen Berliner Studio von Konstantin Grcic Design offenbart: So viel hat sich mit dem Umzug aus München gar nicht verändert.
Fragt man den Industriedesigner Konstantin Grcic, was er selbst zum Arbeiten braucht, kommt seine Antwort unmittelbar: „Ich brauche den Raum. Und nicht irgendeinen, sondern meinen Raum.“ An erster Stelle steht für ihn dabei die Vertrautheit, die seine Bibliothek, die Werkstatt und Modelle erzeugen, und er ergänzt mit seiner ruhigen Art: „Ich bin niemand, der nur im Flugzeug oder unterwegs arbeiten kann, ich brauche eine Verortung. Und feste Mitarbeiter brauche ich auch.“ Bevor der Produktdesigner mit seiner Suche nach einem festen Büro in der Hauptstadt überhaupt beginnen konnte, hatte das Gebäude in der Kurfürstenstraße 13 bereits ihn gefunden. Grcic übernimmt im Mai das Atelier einer befreundeten Künstlerin. Die Adresse ist gut und in der Kunst-, Kultur- und Architektenszene bekannt. Bereits 2007 zieht die Galerie Sommer & Kohl in die ehemalige Bettfedernmanufaktur, Prominente wie Thomas Demand oder Kasper König haben hier heute ihre Studios. Nach 17 Jahren in München ist es für Konstantin Grcic ein radikaler Neustart. „Ich bin hier ziemlich glücklich, und auch die Ecke rund um die Potsdamer Straße ist ein lebendiges, gutes Umfeld“, sagt Konstantin Grcic heute.
Der L-förmige, offene Raum hat sich den Sommer über in eine Arbeitsumgebung entwickelt – die eingangs erwähnte Vertrautheit ist wiederhergestellt. Von seinem Studio in der dritten Etage, die eigentlich die vierte Etage ist, blickt man über die Nachbardächer hinweg in den Berliner Himmel. Durch einen transparenten PVC-Lamellenvorhang sieht man die Werkstatt, die gleichzeitig auch die Küche ist – aus praktischen Gründen, denn beide Nutzungen brauchen einen Wasseranschluss. Auf der gegenüberliegenden Fensterseite stehen vier Schreibtische.
Der Arbeitsplatz von Konstantin Grcic befindet sich in der Ecke und fällt dadurch aus dem Sichtfeld. Der Raum dazwischen ist noch nicht ausdefiniert: Ein Besprechungstisch soll hier aufgestellt werden, gerade versammelt sich hier aber eine Gruppe neuer Stuhlprototypen. „Ich wollte hier erst einmal einziehen und dann herausfinden, wie und wo etwas stehen muss. Manches weiß man relativ schnell, oder es bedingt sich durch den Grundriss. In München hatten wir eher ein Quadrat, was etwas flexibler war.“ Auch die Decke sei etwas niedriger als zuvor im Münchner Studio. Durch ihre Rippenstruktur verbessert sie zwar die Akustik, aber die hohen Bücherregale passten nicht. Was dafür neu ist: In Berlin hat das Grcic Studio freie Wandflächen, die fehlten im alten Atelier. Jetzt hängt eine Bildersammlung von Stühlen und anderen Möbeln über dem Bücherregal. „Die anderen zwei Wände sollen frei bleiben“, erklärt der Designer und erinnert daran, dass man einfach diszipliniert damit umgehen müsse.
„Ich mag gerne eine offene Bürostruktur, Aktivität um mich herum mag ich auch, ich kann darin gut Konzentration finden. Die Ruhe im Büro habe ich dann am Abend oder an den Wochenenden. Licht ist meines Erachtens ein wichtiger Aspekt. Hier haben wir viel Tageslicht. Ich gehöre zu den Leuten, die immer das Licht einschalten – auch tagsüber. Ich weiß, dass man es nicht braucht, und rührende Mitarbeiter schalten es manchmal wieder aus. Auch wenn man sparsam damit umgehen sollte: Ich schalte es immer ein, ich mag elektrisches Licht. Das Licht ist an, wir gehen vom Stand-by- in den Operation-Modus über. Die Arbeit beginnt.“
FOTOGRAFIE Anna Schmidhauser
Anna Schmidhauser
Vitra
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