Ein Leben im Kleinformat
Hotel mit Wohnzimmerchic in Stockholm von Note
Business as unusual: Das neue Grow Hotel in Stockholms aufstrebendem Stadtteil Solna Strand ist für Businessreisende gestaltet. Bei Urban Gardening, kommunikativem Interiorchic und kontemplativer Atmosphäre sollen sich die Kurzreisenden vor allem eins: Wohlfühlen.
Wer kennt das nicht: Businesstrip. Lange Reise. Ankunft am Abend in der anderen Stadt. Es regnet. Jetzt nur noch schnell zum Hotel. Landen, sich willkommen fühlen. Doch genau das gelingt in gängigen Businesshotels eher selten. Oft sind dies Orte mit wenig Wohlfühlfaktor: Denn funktionale, anonyme Nüchternheit und schnelle Abwicklung prägen den Stil. Dieses Szenario hatte auch das Stockholmer Designstudio Note im Sinn, als es beauftragt wurde, das Interior für das Stockholmer Grow Hotel zu konzipieren – mit dem Fokus auf Geschäftsreisende, die in den meisten Fällen allein unterwegs sind. „Dieses Hotel sollte sich nicht kühl oder luxuriös anfühlen. Es sollte den Gästen vermitteln, dass sie gut aufgehoben sind“, erklärt Johannes Carlström, Innenarchitekt und Studiogründer.
Schon von weitem zieht eine ungewöhnliche Fassade aus eloxiertem Aluminium die Blicke auf sich und macht klar: Bei dem neunstöckigen, winkelförmigen Neubau vom Kopenhagener Büro 3XN handelt es sich nicht um Standardarchitektur. Die Fassade besteht aus modularen Paneelen mit abgewinkelten Elementen, deren Ausrichtung sich mit Sonnenstand und Wetter verändert – so werden stets optimale Tageslichtverhältnisse für die Innenräume erzielt. Der warm-graue Ton der Fassade steht deutlich im Kontrast zum Grün des angrenzenden Parks. Zusätzlicher spannender Effekt der dynamischen Außenhaut: Das Grow Hotel wechselt über das Jahr hinweg immer wieder auf subtile Weise sein Erscheinungsbild.
Moderne Wohnzimmeratmosphäre
Das Designkonzept im Interior basiert auf nachhaltigen und haptisch angenehmen Materialien, wie Holz, Stein und Textilien. Das sensible Zusammenspiel verschiedenster Oberflächen kreiert niveauvolle Lebendigkeit. Je nach Nutzung haben die verschiedenen Bereiche im Hotel eine andere klare Farbcodierung erhalten. Dies bringt die nötige atmosphärische Orientierung.
Dass die Eingangsebene bei diesem Projekt gleich vier unterschiedliche Funktionen – Lobby, Lounge, Bar und Restaurant – auf kompaktem Grundriss integrieren musste, war die größte Herausforderung für die Gestalter. „Unsere Lösung ist ein enges Layout ohne klare Grenzen zwischen den einzelnen Zonen. Ein Hotelaufenthalt ist wie ein Leben im Kleinformat – man hängt rum, isst, arbeitet und schläft“, sagt Johannes Carlström. So ist ein hybrider Open Space entstanden, gestaltet als einladendes, dynamisches Wohnzimmer. Ohne dass es überfrachtet wirkt, sind hier die vier Funktionen harmonisch untergebracht. Der Raum wirkt großzügig, modern, geordnet. Er zeichnet sich durch warme, kräftige Kolorits aus. Die Farbe Terracotta spielt die Hauptrolle: Tische, Bestuhlungen, Regal- und Thekenelemente der Lobby und Bar, stylische Pendelleuchten und Spots – selbst die rasterartige Deckenabhängung ist in diesen besonderen Rotton getaucht. Raumteiler aus dreidimensionaler Holzstruktur setzen zusätzlich charmante Akzente und sorgen ebenfalls für die gewünschte warme Willkommensatmosphäre.
Urban Gardening und Fusionsküche
Lediglich der Tresen des Restaurants Norobata zeigt sich im satten Grün. Aber auch diese Hervorhebung scheint stimmig, präsentiert sich damit doch ein exklusiv für das Grow Hotel entwickeltes, neues Restaurantkonzept: Eine nordische Variante der japanischen Kochmethode Robatayaki, bei der die Gerichte bei hohen Temperaturen über Holzkohle aus japanischer Weißeiche gegart werden. Das Gemüse, das dazu verarbeitet wird, baut das Hotel selbst an; es stammt aus dem Innenhof. Neben dem hauseigenen Gemüsegarten befindet sich dort eine große, attraktive Außenterrasse mit Holzkohlegrill, die auch direkt von außen zugänglich ist.
Überall befinden sich kleine Tische und lang gestreckte Barelemente – abgestimmt auf die Bedürfnisse von Businessreisenden, egal ob zum Essen, Kaffeetrinken, Arbeiten oder für soziale Interaktion. Verschiedene Wellness-Optionen in hoteleigenem Fitnessclub und Sauna runden das Angebot ab.
Wohlfühlkomfort
Alle 176 Zimmer des Hotels sind mit raumhohen Fenstern ausgestattet. Farblich stehen sie im Kontrast zum restlichen Ambiente: Statt luxuriöser Opulenz setzen die Designer auch hier auf gestalterische Zurückhaltung. Hier sorgt eine hellere Farbgebung mit neutraler Basis aus Blau-, Beige- und Grautönen für eine kontemplativere Atmosphäre und sympathische Behaglichkeit. Elegante, minimale Wohnaccessoires wie schwarze Leuchten oder Beistelltische untermalen eindeutig den modernen, typisch nordischen Designstil. Auch Reisende, die einen längeren Aufenthalt vor sich haben, können sich im Grow Hotel einquartieren: So sind immerhin 24 der Zimmer mit eigener Miniküche ausgestattet. Und auch Familien könnten künftige Gäste sein: Denn einige der Zimmer verfügen über Wandbetten für bis zu vier Personen.
Mit dem Grow Hotel ist ein modernes und nachhaltiges Businesshotel im Viertel Solna Strand entstanden, im Nordwesten von Stockholms Zentrum. Es gehört zu den Best Western Hotels & Resorts und soll nun auch dazu beitragen, den aufstrebenden Stadtteil weiter zu beleben. Seine Lage zwischen Stadt und Natur hat sich zu einer beliebten Option für Unternehmen entwickelt, sich hier anzusiedeln. Hier ging es nicht nur um das Gebäude. Auch der Standort wurde – in Zusammenarbeit mit Land Architects – im Sinne einer vernetzten Nachbarschaft neu definiert, um auch Anwohner, Fußgänger und Fahrradfahrer willkommen zu heißen. So hat das Hotel den offenen Winkel als Grundform bekommen, damit es den angrenzenden Park sanft umschließt. Für die Öffentlichkeit bieten sich neue Wege vom Außenbereich direkt zur Hotelterrasse zu gelangen – ein Plan, der Lebendigkeit in das Hotel bringt und von dem die Businessreisenden sicher zusätzlich profitieren.
FOTOGRAFIE Jonas Lindström / Staffan Sundström
Jonas Lindström / Staffan Sundström