Eine Krone für London
Vielschichtiger Hotelbau von Grzywinski+Pons

Die räumlichen Übergänge zwischen innen und außen, privat und öffentlich spielen in der Hoteltypologie eine wesentliche Rolle. Wie die Umsetzung eines solchen anspruchsvollen Konzepts gelingen kann, zeigen die Buckle Street Studios des New Yorker Büros Grzywinski+Pons in London. Der dreizehngeschossige Bau soll Anwohner*innen und Tourist*innen gleichermaßen ansprechen – mit Gastronomie, Arbeitsflächen, Concept-Store und Aparthotel.
Im aufstrebenden Stadtteil Aldgate East, der sich aus einem städtebaulichen Gemisch niedriger, denkmalgeschützter Gebäude, spiegelnder Glasfassaden hoher Bürotürme und nüchtern strukturierter Klinkerwohnbauten zusammensetzt, fügt sich der Neubau mit seinen abgerundeten Ecken sanft in den Bestand ein. Durch den Einsatz von drei unterschiedlichen Fassadenmaterialien – Metall, Ziegel und Glasbausteine – scheint sich der Neubau im vertikalen Verlauf zu entmaterialisieren. Die architektonische Diversität der Umgebungsbauten diente den Planer*innen als Entwurfsgrundlage.
Materialwechsel an der Fassade
Die Basis bildet ein zweigeschossiger Sockel mit Café, Co-Working-Space und Concept-Store, der sich mit großen Fensterflächen zum Außenraum öffnet. Die Fassade besteht hier aus graubraunen Metallpaneelen unterschiedlicher Größe, die in der Mitte des dritten Geschosses in eine Fassade aus gleichfarbigen Wasserstrichziegeln mit geschossdefinierenden Lisenen übergehen. Den Abschluss des Gebäudes bildet eine transluzente „Krone“ – wie die Architekten die obersten Etagen bezeichnen – aus Glasbausteinen.
Lokales Kunsthandwerk
Neben dem architektonischen Entwurf haben Grzywinski+Pons zudem das Interieur konzipiert und damit ein räumliches und materielles Narrativ kreiert, das konsequent von der Außenhülle in die Innenräume führt. Große, parabelförmige Bögen inszenieren das zweigeschossige Foyer, in dem ein Concept-Store mit Café Besuchende zum Stöbern und Verweilen einlädt. Auf dem hell gefliesten Boden laden weiche, pastellfarbene Polstermöbel und Kaffeetischchen vor Wänden aus Holzlamellen und Vorhangstoff zum Verweilen ein. Rautenförmige Vitrinen aus Glas und Porzellan präsentieren die Arbeiten lokaler Künstler*innen, Designer*innen und Kunsthandwerker*innen. In der darüberliegenden Galerie bieten Arbeitstische und Besprechungsräume im Co-Working-Space die Möglichkeit zum konzentrierten Arbeiten.
Schiffskojen als Entwurfsgrundlage
Im Hotelbereich können Übernachtungsgäste zwischen unterschiedlichen Zimmerkonzepten wählen: So stehen neben dem klassischen auch barrierefreie Zimmer und Zweizimmer-Apartments mit Kochnische, Esstisch und Sofas für längere Aufenthalte zur Verfügung. Insgesamt 103 Hotelzimmer und Apartments reihen sich auf elf Etagen kompakt aneinander. Um die begrenzten Flächen optimal auszunutzen, orientierten sich Grzywinski+Pons am Konzept von Schiffskojen und kreierten Räume mit fließenden Möbelübergängen. Offene Holzschrankelemente reihen sich neben Betten, die wiederum in eine abgerundete Sofalandschaft übergehen. Raumhohe Fenster bieten Ausblicke in die pulsierende Nachbarschaft. Schwere Vorhänge in sanften Pastelltönen ermöglichen den Rückzug aus dem Urbanen und fungieren als textiles Pendant zu den Lehmputzwänden.
Das städtebauliche und gleichzeitig räumliche Highlight bildet die zweigeschossige Gebäudekrone, die komplett mit Glasbausteinen verkleidet ist. Während tagsüber die Apartments mit Licht durchflutet werden, beleuchten die Räume in den Abendstunden die Krone und transportieren das Private sichtgeschützt in den Außenraum.
FOTOGRAFIE Nicholas Worley Nicholas Worley
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