Zu den Highlights der diesjährigen Milan Design Week zählte Two–Fold Silence, die erste Soloausstellung des italienischen Glasdesignstudios 6:AM. Präsentiert wurde sie an einem ebenso verwunschenen wie geschichtsträchtigen Ort: den lange stillgelegten Duschräumen unterhalb der monumentalen Schwimmhalle der Piscina Cozzi. Während oben Schwimmkurse stattfanden, stieg man hinab in eine andere Welt – leise, geheimnisvoll und poetisch inszeniert.

Mit einer ortsspezifischen Installation ließen Edoardo Pandolfo und Francesco Palù, die Gründer von 6:AM, die vergessenen Räume neu aufleben. Leuchten, Objekte und skulpturale Möbel aus Murano-Glas trafen auf rohe Fliesen, Patina und stille Nischen. Sie schufen eine Atmosphäre zwischen Zeitreise und flüchtiger Illusion. Begleitet wurde das visuelle Erlebnis von einem eigens komponierten Soundtrack des Mailänder Duos Invernomuto, der die Raumwirkung subtil verstärkte.

Die Piscina Cozzi, ein rationalistisches Meisterwerk aus dem Jahr 1934, bildete dabei weit mehr als nur die Kulisse. Der Entwurf von Luigi Lorenzo Secchi steht für eine Ära des Fortschritts – mit technischen Innovationen wie beheizten Beckenrändern und einer präzise gesteuerten Lüftung. Two–Fold Silence zeigte nicht nur das gestalterische Spektrum von 6:AM, sondern erzählte eine stille Geschichte von Licht, Material und Erinnerung – und machte damit einen in Vergessenheit geratenen Ort wieder sichtbar. kh