Frischer Wind in Berlin
Die neue Berlin Design Week 2025

Am vergangenen Freitagabend vor dem Schaufenster, Ausstellungsraum des Architekturbüros Barkow Leibinger: Der breite Bürgersteig ist kaum noch passierbar, Gäste plaudern ausgelassen, Gläser klirren – auf Instagram kursieren Bilder mit dem Overlay-Text „Bar Basso“. Ein Hauch Mailand-Feeling im Berliner Frühling. Die Berlin Design Week 2025 hat offensichtlich einen Nerv getroffen.
Ein neues Kapitel für die Hauptstadt
Lange führte die Berlin Design Week ein Schattendasein. 2016 von Alexandre Klatt ins Leben gerufen, nachdem das etablierte DMY eingestellt wurde, hatte sie es schwer, Fuß zu fassen. Ohne öffentliche Förderung fehlten Struktur und Strahlkraft. Dabei trägt Berlin seit 2006 den Titel UNESCO City of Design – eine Designwoche ist da beinahe Pflicht.
In diesem Jahr jedoch trat die Veranstaltung mit frischer Energie auf: Das neue Leitungsteam, verstärkt durch Angelika Müller (Ahead Media) und Monika Dagrée (On Time PR), verschlankte das Format auf vier Tage und setzte klare Schwerpunkte – insbesondere auf Produkt- und Interiordesign. Das Ergebnis: rund 90 Ausstellungen, Open Studios, Talks und Showrooms in der ganzen Stadt – von etablierten Playern bis hin zu jungen Talenten.
Der Hocker als Haltung: BL-Schaufenster
Ein kleines Highlight ist die Ausstellung Hocker im BL-Schaufenster von Barkow Leibinger. Rund 30 Entwürfe von Berliner Gestalter*innen wurden gezeigt – von funktional bis experimentell. Trotz der formalen Reduktion erzählt jedes Stück eine eigene Geschichte, verbunden durch den gemeinsamen Kontext: Berlin. Ob Wohnort, Ausbildung oder Atelierstandort – der Bezug zur Hauptstadt ist bei jedem Exponat spürbar. Die Schau ist nicht nur eine Hommage an das archetypische Sitzmöbel, sondern auch an den Entwurfsgeist dieser Stadt: reduziert, klar, mit Haltung.
Stimmung statt Spektakel
Zwar lässt sich die BDW (noch) nicht mit Großveranstaltungen wie den 3daysofdesign in Kopenhagen oder der Dutch Design Week messen, doch das ist vielleicht auch nicht das Ziel. Vielmehr war 2025 eine Einladung zum Dialog – zwischen Stadt und Szene, zwischen Experiment und Alltagstauglichkeit.
Spürbar war dabei eine neue Heiterkeit, eine Lust auf Kooperation, die Berlin in den vergangenen Jahren oft gefehlt hatte. Viele Gesprächspartner*innen betonten den Wunsch, wieder mehr gemeinsam zu zeigen, zu kuratieren und sich zu vernetzen. Weniger Messe, mehr Haltung. Und vielleicht liegt genau darin ihre neue Stärke. mbf
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