Fragen für die Menschheit
KI-Kunstaktion Ai vs AI von Ai Weiwei
81 Tage lang war der Künstler und Aktivist Ai Weiwei in einem chinesischen Gefängnis inhaftiert. Er wurde ständigen Verhören unterzogen und schließlich freigelassen. In Anlehnung an diese nahezu dreimonatige traumatische Erfahrung startete am 11. Januar das Projekt Ai vs AI, das aus 81 Fragen an eine Künstliche Intelligenz besteht. Sie behandeln aktuell relevante und globale Themen, die Menschen im Speziellen und die Menschheit im Allgemeinen betreffen. Es gehe nicht um Meinungs- und Redefreiheit, sagt Ai Weiwei, sondern darum, dass jeder das Recht habe, Fragen zu stellen. Sie lauten unter anderem so: Gibt es bedingungslose Liebe? Ist wahre Demokratie möglich? Welche Auswirkungen hat eine permanente Überwachung auf den Menschen? Sollte Julian Assange auf freien Fuß kommen? Wer bin ich?
Das Projekt ist außerdem von den Tiānwèn, was so viel wie „Fragen an den Himmel“ bedeutet, inspiriert. Es handelt sich dabei um 172 Fragen an die Götter, die der Dichter Qu Yuan vor etwa 2.300 Jahren an die Wände eines Tempels schrieb.
Jeden Abend um 20:24 Uhr erscheinen die Fragen auf öffentlichen Bildschirmen in London, Berlin (Ku'damm Eck), Mailand, Seoul, Abidjan, Accra, Lagos und Nairobi. Sie sollen die Passant*innen zum Nachdenken anregen, werden aber letztendlich auch von der Künstlichen Intelligenz beantwortet. Darauf soll jedoch nicht der Fokus liegen. Ai Weiwei möchte auf die große Relevanz von Fragestellungen verweisen und zeigen, wie sich dahinter individuelle, persönliche Geschichten und Erlebnisse verbergen können, die Menschen von Maschinen unterscheiden. Die Antworten sind auf der Website der Londoner der Kunst- und Kulturplattform CIRCA zu sehen und können als handsignierte Prints – in einer auf 81 Exemplare limitierten Edition – dort erworben werden. Die Aktion läuft bis zum 31. März 2024.
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