Walk The House
Ausstellung neuer Werke von Do Ho Suh in der Tate Modern

Zwischen Seoul, New York und London webt Do Ho Suh ein „unmögliches Gebäude“: In der Tate Modern zeigt der Künstler noch bis zum 26. Oktober 2025 seine raumgreifenden Stoffkonstruktionen und neuen Arbeiten in der ersten großen Londoner Einzelausstellung seit über zwanzig Jahren.
Bekannt wurde Suh mit seinen durchscheinenden Architekturen aus textilen Häuten, die er in Originalgröße nachbaut. Flure, Treppenhäuser oder ganze Wohnungen, in denen er selbst gelebt hat, verwandelt er in fragile Skulpturen, die zugleich Erinnerungsräume sind. Besucher*innen können diese Gewebe durchschreiten und sie mit eigenen Vorstellungen von einem Zuhause füllen.

Gewebe der Biografie
Herzstück der Schau Walk the House ist die neue Installation Nest/s (2024). Sie verknüpft Räume, Korridore und Eingänge aus Gebäuden in Seoul, New York, London und Berlin zu einer farbigen, begehbaren Collage. Dieses „unmögliche Gebäude“ folgt keiner realen Statik, sondern entsteht aus Versatzstücken unterschiedlicher Lebensorte. So wird die Architektur zur Trägerin einer Biografie – und zu einem Symbol für Migration und Identität.
Auch das neue Werk Perfect Home: London, Horsham, New York, Berlin, Providence, Seoul (2024) geht diesem Gedanken nach. Es zeigt den Grundriss von Suhs aktueller Londoner Wohnung, in die er Details aus früheren Wohnorten eingearbeitet hat: Türknäufe, Lichtschalter, Steckdosen. Diese beiläufigen Elemente verweisen auf Intimität und Alltagsleben, die sich trotz Ortswechsel im Gedächtnis einschreiben.

Zwischen kollektiver Erinnerung und privatem Raum
Daneben sind grafitgeriebene Wandabdrücke aus der Serie Rubbing/Loving zu sehen, die Häuseroberflächen als Erinnerungsarchiv festhalten, ebenso wie die frühe Arbeit Who Am We? (2000), ein Tapetenmuster aus tausenden kleinen Porträts. In seinen Videos richtet Suh den Blick auf den Abriss von Wohnbauten – etwa in Robin Hood Gardens (2018) – und fragt, wie sich kollektive Spuren in der Architektur einschreiben, selbst wenn die Gebäude verschwinden.
Das titelgebende Walk the House verweist auf ein traditionelles koreanisches Hanok, das zerlegt, transportiert und an anderer Stelle neu errichtet werden kann. Suh überträgt diese Vorstellung in die Gegenwart: Heimat ist für ihn kein fester Ort, sondern ein Geflecht aus Erinnerungen, Körpererfahrungen und kulturellen Kontexten. „Der Raum, der mich interessiert, ist nicht nur ein physischer, sondern auch ein metaphorischer und psychologischer“, sagt der Künstler.
>>> tate.org.uk
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