Second Life für die Maus
Guter Kunststoff auf der Paris Design Week 2024
400 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert die Menschheit jedes Jahr. Gleichzeitig ist der Innenausbau für sieben bis zehn Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Gebäudes verantwortlich. Seit 2018 produziert The Good Plastic Company Platten aus recyceltem Kunststoff, aus denen Möbel, Shop-Interieurs und Küchen gebaut oder mit denen Wände und Fassaden verkleidet werden können. Das Oberflächenmaterial namens Polygood hat aber nicht nur einen grünen Charakter, sondern sieht vor allem fantastisch aus: Transluzente Varianten schillern wie Perlmutt, in tiefschwarzen Ausführungen leuchtet Farbkonfetti, geäderte Flächen erinnern an Marmor und ein wahrer Klassiker ist der Ton-in-Ton-Terrazzo mit Tiefenwirkung. Im Datenblatt eines jeden Produkts lässt sich außerdem nachlesen, aus welchem Schrott das Basis-Granulat gewonnen wurde, etwa aus ehemaligen Computermäusen, CD-Hüllen, Einmalbesteck, Industriespulen oder Kühlschränken.
Installation in Paris
Im Rahmen der Paris Design Week wurde eine künstlerische Skulptur im Garten des Nationalarchivs installiert. Die Grundvolumen der zwei identischen Tresenblöcke bestehen aus Polygood und das Muster – Sapphire Terrazzo – erinnert mit seinem tiefen Blau an die changierenden Reflexe eines Gewässers. Über den langen Tischflächen verläuft eine undichte Leitung, aus der Wasser rinnt. Aufgefangen wird es von rustikalen Keramikschüsseln, die der Pariser Künstler und Designer Lucas Huillet entworfen hat. Dazu gibt es eine olfaktorische Dimension. Beide Tische verströmen einen eigenen Duft, kreiert vom Parfümeur Alexandre Helwani. Einer zitiert mit blumigen und aromatischen Essenzen die Frische eines kühlen Sommermorgens, während der zweite Duft Herantretende mit Noten von Schatten und Feuchtigkeit in kühle Kellerräume versetzt.
Kommentar zum Klimawandel
Die Installation Eau Fraîche ist ein Kommentar zu den Folgen des Klimawandels im Stadtraum. Die immer häufiger werdenden Hitzewellen machen neue Orte der Abkühlung nötig. Neben Schatten und Wasser können auch Düfte das individuelle Hitzeempfinden beeinflussen, wenn sie die Sinnesrezeptoren stimulieren, die mit der Wahrnehmung von Kälte verbunden sind. Die Verwendung von Produkten wie Polygood weist außerdem darauf hin, dass der Designindustrie Materialien zur Verfügung stehen, die sich bereits im Wertstoffkreislauf befinden und deshalb keinen weiteren Beitrag zur Verschlimmerung des Klimawandels leisten.
Eau Fraîche ist noch bis zum 22. September 2024 zu sehen. tp
Paris Design Week
Lucas Huillet
The Good Plastic Company