Ferien in der Fischhalle
Ein portugiesisches Lagerhaus wird zum modernen Urlaubsdomizil
Im portugiesischen Olhão eröffnete ein belgisches Unternehmerduo sein zweites Ferienhaus. Die pittoreske Fischerstadt bot ihnen eine Immobilie mit Potenzial: Eine Lagerhalle, in der einst der Fang des Tages gestapelt wurde, sollte zum komfortablen Stadthaus transformiert werden. Die Umgestaltung übernahm das Architekturbüro Atelier RUA aus Lissabon, das die Bautradition des Ortes mit mediterraner Architektur und zeitgenössischem Interior kombinierte.
Manchmal sind es persönliche Leidenschaften, aus denen die besten Projekte entstehen. So bereisen die beiden Belgier Bert Jeuris und Ludovic Beun ihr Lieblingsland Portugal schon seit langem nicht mehr nur als Touristen, sondern auch als Geschäftsleute. Ein Weinhandel auf der Blumeninsel Madeira machte den Anfang ihrer unternehmerischen Aktivitäten, dann eröffneten sie ihr erstes Ferienhaus – Casa Um – nahe des beschaulichen Städtchens Tavira. Mit der Casa Dois folgte ihre zweite Unterkunft in Olhão, ebenfalls an der Ostalgarve gelegen.
Überraschende Architektur
Olhão kennen noch nicht viele Touristen, die einen Urlaub an der Algarve planen. Dabei ist die Küstenstadt westlich von Faro durchaus einen Besuch wert. Sie grenzt nicht nur direkt an den Naturpark Ria Formosa mit seinen wunderschönen Laguneninseln, sondern hat auch eine ganz besondere Architektur zu bieten: Mit ihren nach nordafrikanischem Vorbild errichteten, weißen, kubischen und eng verschachtelten Häusern zeigt die Stadt Olhão einen Baustil, der sonst nirgendwo in der Region zu finden ist.
Charaktervolles Bestandsgebäude
Mitten in dem charmanten Geflecht aus engen Gassen und sich überlappenden Gebäuden liegt auch die frisch sanierte Casa Dois von Bert Jeuris und Ludovic Beun. Wie ihr erstes Ferienhaus in Tavira ließen die Belgier auch dieses Gebäude von Atelier RUA umbauen und äußerten denselben Wunsch: Der architektonische Charakter des Gebäudes sollte bei der Sanierung unter allen Umständen erhalten bleiben. Besonders die hohen Decken des zweistöckigen Baus, in dem einst Fisch gelagert wurde, und die Dachterrasse mit Blick auf den historischen Stadtkern sollten zur Geltung kommen.
Räumliche Verbundenheit
Um die großzügigen Raumvolumen des Hauses optimal zu nutzen, beließen die Architekt*innen von Atelier RUA die unterste Etage ohne jegliche Trennwände und gestalteten auf den insgesamt 90 Quadratmetern einen offenen Wohnbereich mit Küche. Zusätzliche Helligkeit erzeugten sie, indem sie die Decke eines Nebentraktes abrissen und durch diese bauliche Veränderung gleichzeitig einen neuen Innenhof schufen. Für räumliche Verbundenheit zwischen dem Innen- und dem neuen Außenbereich sorgen zwei schon ursprünglich existierende Türbögen, deren Formen sich durch das gesamte Gebäude ziehen.
Blick auf die Tetris-Stadt
Direkt vom Innenhof führt eine erste Außentreppe die Gäste der Casa Dois auf die obere Etage mit ihren beiden Schlafzimmern, in denen die hohen Decken von Atelier RUA abgesenkt wurden, um diesen privaten Rückzugsräumen mehr Gemütlichkeit zu verleihen. Eine zweite Außentreppe ermöglicht den Zugang auf die Dachterrasse, wo helle Terrakotta-Fliesen den Boden bedecken, die auch im Inneren des Hauses zu finden sind. Von dort oben blickt man auf die weißen Mauern der portugiesischen Stadt, die scheinbar in Tetris-Bauweise errichtet wurde.
Um, dois, três…
Ein weiteres Highlight der Casa Dois – zu Deutsch: Haus Nummer zwei – ist das flache Wasserbecken im Innenhof, das an ein marokkanisches Riad erinnert. Die Ferienhaus-Eigentümer Bert Jeuris und Ludovic Beun setzen bei ihren Casas hauptsächlich auf ursprüngliche Architektur, lokalen Charme und subtilen Luxus. Die beiden Portugal-Liebhaber haben sich entschlossen, die Geschichte ihrer besonderen Ferienhäuser weiterzuerzählen – und dabei auch weiter zu zählen: Bis zum Sommer 2022 wollen sie noch eine Casa Três, Casa Quatro und Casa Cinco eröffnen.
FOTOGRAFIE Francisco Nogueira
Francisco Nogueira