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50 Jahre Togo

Ligne Roset feiert das Kultsofa der siebziger Jahre

Lenny Kravitz schwört auf den knautschigen Sessel ebenso wie der Ex-Drummer von Guns N’ Roses und halb Hollywood. Ligne Roset feiert das runde Jubiläum von „Togo“ mit einer Podcastserie, die das Möbel in unerwarteten Facetten zeigt.

von Norman Kietzmann, 30.06.2023

Manchmal kommt alles zusammen. Just im Jahr 1973, in dem der französische Designer Michel Ducaroy das Modell Togo entwarf, wurde die Marke Ligne Roset offiziell gegründet. Beide sind untrennbar miteinander verbunden. Das geknautschte Sessel- und Sofaprogramm wird bis heute in den Werkstätten von Briord in den Ausläufern des Jura-Gebirges produziert. „Eine Zahnpastatube, wie ein Ofenrohr gefaltet, und an beiden Enden geschlossen“, bringt Michel Ducaroy seinen Entwurf auf den Punkt. Auch nach 50 Jahren wirkt er keineswegs aus der Zeit gefallen, sondern erstaunlich aktuell. Und das längst nicht nur in den beiden Sondereditionen zum runden Jubiläum: dem konfettiartig gesprenkelten Bezug Atom von Raf Simons für Kvadrat und dem farbenfrohen Stoff La Toile du Peintre von Pierre Frey, der ein Werk der Malerin Heather Chontos interpretiert.

Alles andere als unsichtbar
In der Zeit nach 1968 war nicht nur die Gesellschaft im Umbruch, sondern auch das Wohnen. Neue Materialien wie Schaumstoffe, Watte oder thermisch formbare Kunststoffe stimulierten die Entwicklung neuer Fertigungstechniken. Das 1973 auf der Pariser Haushaltswarenmesse vorgestellte Togo-Programm fing die Aufbruchsstimmung ein: mit einer Form, die auf sympathische Weise seltsam wirkte. Das Möbel kam ohne Füße aus und ruhte direkt auf dem Boden. Es versprach Erdung im Wortsinne. Dabei vermochte es sich in unterschiedliche Umgebungen einzufügen. Nicht wie ein Chamäleon, das eine perfekte Tarnung annimmt, sondern vielmehr als charaktervolles Wesen. Die Lässigkeit der Form wird ein Schlüssel zum entspannten Sitzkomfort. Dabei erinnert das Möbel an ein Kissen mit ausgestellten Ecken, das eine unmissverständliche Aufforderung entsendet, hineinzusinken.

Stars und Sternchen
Kein Wunder, dass mittlerweile über 1,5 Millionen Exemplare gefertigt wurden, die Togo zum erfolgreichsten Polstermöbel im gehobenen Designsegment machen. Ein Grund dafür liegt im Überwinden von Grenzen. Es funktioniert in unterschiedlichen Kulturkreisen ebenso wie für diverse Persönlichkeiten ihrer Besitzer*innen. Lenny Kravitz, Bob Sinclar, Matt Sorum, Florence Foresti oder Marc Rebillet schwören auf Togo. Ebenso taucht das Möbel in zahlreichen Film- und TV-Serien-Sets auf. Hotels wie The Jaffa in Tel Aviv, Les Sources de Cheverny in Cheverny, MiHotel Suites in Lyon oder The Standard in Hollywood setzen auf den knautschigen Entwurf. Schließlich sind die Siebziger heute wieder schwer angesagt im Einrichtungsbereich. Alle bekannten Hersteller und Designer überbieten sich derzeit darin, die Möbel der Disco-Ära neu zu interpretieren. Togo ist auch hier stets Referenz.

Neue Podcastreihe
Woher die Faszination kommt, können die Protagonist*innen am besten selbst erzählen. Und so hat Ligne Roset die Podcastserie Sofa, À la poursuite du Togo initiiert, in der prominente Togo-Besitzer*innen berichten, was sie mit ihrem Lieblingsmöbel verbindet. Acht Monate lang reiste die französische Journalistin Aurélie Sfez von Paris nach Los Angeles, Hossegor, New York, Rom. Oder sie besuchte die Werkstätten in Briord. Die Serie umfasst sieben Episoden von rund fünfzehn Minuten Länge, die in Englisch und Französisch auf sofa.ligneroset.com sowie diversen Podcast- und Streaming-Apps verfügbar sind. Die ersten beiden Folgen sind ab dem 29. Juni 2023 abrufbar. Alle weiteren kommen im Wochentakt hinzu.

Sozialer Eisbrecher
Den Auftakt macht die Folge La vie dans les plis (Das Leben in den Falten). Marion Gruber, Gründerin des Blogs Fringe&Frange, erzählt davon, wie Togo nicht nur als Möbel, sondern mehr noch als Spielplatz von ihren Kindern okkupiert wird und ihrem Zuhause Wärme verleiht. Dominique Forest ist Chefkuratorin am Musée des Arts Décoratifs in Paris. Sie führt durch die Archive des Designmuseums und erklärt, wie das Bedürfnis, in einer entspannteren Atmosphäre zu leben, das Sitzen revolutioniert hat. Jacques Séguéla zählt zu den Legenden der Werbebranche. 1974 hat er die Kampagne zur Markteinführung von Togo konzipiert. An dem Möbel fasziniert ihn bis heute die soziale Facette. „Wenn man auf dem Boden neben François Mitterrand sitzt, kann man ihn nicht mehr Monsieur le Président nennen. Man nennt ihn François. Togo ist ein sozialer Eisbrecher, weil jeder gleich ist. Alle Board-Meetings von Unternehmen sollten in Zukunft auf Togos gemacht werden“, so der 89-Jährige.

Spielplatz für Erwachsene
Die zweite Folge Togomania ist ein Streifzug durch Los Angeles. Set-Ausstatterin Nancy McIlvaney erklärt, wie Möbel die Persönlichkeit von Charakteren in Film- und Serienproduktionen unterstützen und somit Szenen glaubhafter machen können. Melissa Volpert hat 24 Jahre als Marketing-Direktorin für das Standard Hotel am Sunset Boulevard in Hollywood gearbeitet, das seit Januar 2021 geschlossen ist. Ein Geisterhaus mit starker Historie. „Es war ein Spielplatz für Erwachsene. Jeder in Hollywood hing in dieser Lobby herum. Wir waren das erste Hotel, das einen DJ in der Lobby hatte. Dort war immer Musik. Und alle saßen sie auf Togos. Es war so schwer, die Leute aus dem Sesseln zu holen, dass sie für Stunden blieben“, sagt Melissa Volpert. Nicht wenige Gäste haben sich selbst ein Exemplar gekauft, um die Atmosphäre des Kulthotels ins Zuhause zu holen. „Togo klingt wie to go. Man verreist, um etwas Neues zu erkunden. Und doch freut man sich auf das Heimkehren“, sagt Influencerin Alyssa Coscarelli (@alyssainthecity), die ebenfalls den Entwurf von Michel Ducaroy nicht mehr hergeben möchte.

Musik und Worte
Im dritten Podcast, der ab 6. Juli verfügbar ist, geht es um die Revolution in der Horizontalen. Untersuchung eines revolutionären Designs mit Pierre und Michel Roset und Emmanuel Pénicaut (Mobilier national). Folge vier (13. Juli) fokussiert sich auf die Herstellung von Togo – mit dem Geschäftsführer Antoine Roset und den Handwerker*innen in der Fabrik von Ligne Roset in Briord sowie einem anschließenden Besuch beim Stoffhersteller Alcantara. Im fünften Podcast (20. Juli) wird Togo aus der Vogelperspektive betrachtet. In der Reportage aus New York und Paris kommen Anita Cooney und Sheryl Kasak vom Pratt Institute, der Designer Chen Chen und der Historiker Michel Pastoureau zu Wort. Die sechste Folge (27. Juli) dreht sich um das Thema Sofa Superstar mit Matt Sorum, dem Ex-Drummer der Band Guns N’ Roses, und dem Designer Cristian Zuzunaga. Die siebte und abschließende Folge (3. August) steht unter dem Titel Time to go mit Felix Burrichter, dem Chefredakteur des Pin-Up Magazine, der TV-Persönlichkeit Tracy Metro (House Doctor) und der Schriftstellerin Chloé Delaume. Ergo: Auch nach 50 Jahren gibt es immer neue Togo-Geschichten zu erzählen.

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Ligne Roset

Fertigungsstandorte von Ligne Roset mit ca 800 Mitarbeitern. 95% der Sitz-, Kasten-, Kleinmöbel und Accessoires werden hier gefertigt. Das seit 1860 bestehende Familienunternehmen exportiert in 5. Generation weltweit in 70 Länder und begeistert überall Menschen für hochwertige französische Möbel. Anspruchsvolle und zeitlose Ästhetik prägen die Marke sowie ein hohes Maß an Innovation und Kreativität. Möbel von Ligne Roset werden im gehobenen stationären Handel, in Exklusivgeschäften sowie über einen eigenen Onlineshop vertrieben. Darüber hinaus sind Hotels, Sternerestaurants, Kreuzfahrtschiffe und Luxusboutiquen ein wichtiges Geschäftsfeld.

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Zur Podcastserie

ligne-roset.com

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