Fliese, Fliese an der Wand
Fünf Designstudios stellen ihre Lieblingsfliese vor
Fliesen sind im Trend – nicht nur im Bad oder an portugiesischen Hausfassaden. Ob im Mini- oder XXL-Format, ob bunt, einfarbig, rund, erhaben oder eckig – die Möglichkeiten für die Innenarchitektur sind nahezu unbegrenzt. Stephanie Thatenhorst, Studio Besau-Marguerre, Patrick Batek, Atelier Raumfragen und Studio Aberja stellen ihre aktuellen Lieblingskollektionen anhand realisierter Projekte vor.
Sie werden eingesetzt an Fassaden, Balkonen und Terrassen, in Küchen, Bädern, Wohnzimmern und sogar auf Möbeln. Design- und Architekturbüros verwenden Fliesen – ob nun aus Keramik, Naturstein oder Zement gefertigt – in den unterschiedlichsten Bereichen der Innenarchitektur. Neben praktischen Kriterien wie Rutschsicherheit, Beanspruchbarkeit oder Wasseraufnahme des Materials setzen Fliesen vor allem ästhetische Akzente. Auch vom gestiegenen Anspruch an nachhaltiges Bauen und gesundes Wohnen profitiert die Fliese, da sie in der Herstellung, bei der Lebens- und Nutzungsdauer sowie beim Recycling eine gute Umweltverträglichkeit aufweisen kann.
Neben dem Standardsortiment entwickeln Hersteller gemeinsam mit Architektur- und Designbüros mitunter auch individuelle Kollektionen für ihre Projekte. Hier erzählen fünf Büros von ihren aktuellen Lieblingsstücken und zeigen, wo diese zum Einsatz kamen. Was uns überrascht hat: Zwei Büros wählten sogar den gleichen Favoriten aus!
Stephanie Thatenhorst Interior, München
Welche Fliese haben Sie ausgesucht? Dekorami von Ceramica Vogue. Das Design stammt von dem italienischen Designstudio Marcante-Testa. Die Fliese aus glasiertem Gres-Steinzeug hat eine dreidimensionale Struktur mit verschiedenen geometrischen Formen.
Was gefällt Ihnen daran? Durch die vielen Varianten, die sich aus Design und Untergrund ergeben, hat man eine große Gestaltungsfreiheit. Die Fliese passt zu modernen Projekten, aber auch in historische Gebäude. Sie nimmt Motive aus älteren Designansätzen auf, ohne dabei zu nostalgisch zu werden, und verleiht dem Raum Gemütlichkeit.
In welchem Projekt wurde die Fliese eingesetzt? Wir haben Dekorami von Ceramica Vogue gerade in einem ganz aktuellen Gastronomie-Projekt eingesetzt: Im Benediktiner Weissbräuhaus für Bitburger in Gießen. Dort haben wir das traditionelle bayrische Wirtshaus neu interpretiert und in einer modernen Planung umgesetzt. Dazu eignete sich diese Fliese perfekt.
Patrick Batek, BATEK ARCHITEKTEN, Berlin
Welche Fliese haben Sie ausgesucht? Rombini Triangle Large Blue von Mutina. Das Design stammt von Ronan & Erwan Bouroullec.
Wie haben Sie die Fliese entdeckt? Ich habe die Fliese bei Pinterest gesehen, irgendwo im Hinterkopf abgespeichert und eines Tages im Katalog von Mutina wiederentdeckt.
Was gefällt Ihnen daran? Der 3-D-Effekt und das Licht- und Schattenspiel durch die Zickzack-Form, das Skulpturale, die Plastizität.
In welchem Projekt wurde die Fliese eingesetzt? Eingesetzt wurde die Fliese bei der Innenarchitektur einer Zahnarztpraxis in Berlin, die im Mai fertiggestellt wurde. Die klare, aufgeräumte Raumstruktur wird ergänzt mit einem ebenso klaren, aufgeräumten Farb- und Materialkonzept. Zu den Gestaltungselementen gehören in schwarze Rahmen gefasste, halbtransparente Glasflächen, nickelfarbene Aluminium-Verbundplatten – und die blauen Wandfliesen.
Studio Aberja, Frankfurt
Welche Fliese haben Sie ausgesucht? Die individuell entwickelten Fliesen Bonechina und Lindley von Kaufmann Keramik.
Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Wir haben für zwei Projekte in Frankfurt besondere Fliesen gesucht, die aber auf dem Markt nicht verfügbar waren. Gemeinsam mit der Firma Kaufmann Keramik wurden diese deshalb projektspezifisch entwickelt.
Was gefällt Ihnen daran? Das Besondere an den Fliesen ist, dass es sich um Manufakturprodukte handelt. Abseits der industriellen Fertigung erkennt man hier kleine Fehler und Mängel, die aber die Authentizität des Materials stärken. Die Farben der Chargen variieren leicht, die Glasur verläuft bei jedem Brand ein bisschen anders und die Kanten werden nach jedem Guss mal stärker, mal schwächer gebrochen. Man spürt die Mühe und Sorgfalt, die bei der Herstellung in den Prozess mit eingeflossen ist.
In welchen Projekten wurden die Fliesen eingesetzt? In der Bar Bonechina in der Frankfurter Altstadt haben wir an den Wänden eine beeindruckende Landschaft aus Keramik geschaffen. Im Frankfurter Hotel Lindley Lindenberg ist die Kachel ein Universalelement: Ob im Badbereich, als Wandelement am Kopfteil der Betten, als Kachelofenverkleidung oder als Spritzschutz in den Küchen.
Atelier Raumfragen, Berlin
Welche Fliese haben Sie ausgesucht? Zementmosaikplatten von VIA. Es gibt eine große Vielfalt an Mustern und Farben und die Fliesen haben eine angenehme Haptik.
Was gefällt Ihnen sonst noch daran? Wir lieben natürliches Material und besonders lieben wir haptisch ansprechende, lebendige Oberflächen, die schön altern und sofort Atmosphäre im Raum schaffen. Mit der Fliese wird jede Fläche zu einem kleinen Kunstwerk für sich. Die Grundstoffe sind außerdem nachhaltig und zeitlos, was für uns auch ein sehr wichtiger Grund ist, Produkte zu verwenden.
Wo haben Sie die Fliese bereits eingesetzt? Wir haben sie schon vielfach verwendet, meistens in Bädern, aber auch in Küchen und Wohnräumen. Abhängig von der Wandgestaltung und den Wünschen der Kunden setzen wir eher traditionelle oder moderne Fliesenmuster ein. Auch wenn die Zementmosaikplatten mehr Pflege brauchen, lieben alle Bauherren diese Fliesen sofort.
Studio Besau-Marguerre, Hamburg
Welche Fliese haben Sie ausgesucht? Eine Fliese von Mutina, Rombini Triangle von Ronan & Erwan Bouroullec. Es ist eine Fliese mit einem sehr ungewöhnlichen Format!
Wo haben Sie die Fliese entdeckt? In diversen Magazinen.
Was gefällt Ihnen daran? Die Fliese Rombini Triangle ist mit ihrer Optik weit entfernt von einer herkömmlichen Fliese. Sie ist viel mehr ein Architekturelement, das eine spannende Oberfläche schafft und ein spannendes Spiel von Licht und Schatten.
In welchem Projekt wurde die Fliese bereits eingesetzt? Bei uns noch in keinem – werden wir aber sicher noch machen