Formal-Informal
Ligne Roset editiert Michel Ducaroys Polsterprogramm Kashima
Partner: Ligne Roset
Seiner Zeit voraus: Ligne Roset legt das Polsterprogramm Kashima neu auf. Der Entwurf stammt aus der Feder von Michel Ducaroy, der weit mehr als das ikonische Togo-Modell ersonnen hat. Mit der Kombination aus formaler Strenge und innerem Komfort trifft das Siebzigerjahre-Möbel den Nerv der heutigen Zeit.
Im Design braucht es immer zwei: Eine Person, die gestaltet, und eine Firma, die die Entwürfe umsetzt. Wenn beide am selben Strang ziehen, können nicht nur kleine Schritte gemeistert werden. Mitunter lassen sich ganze Berge versetzen – genau wie in der Kooperation von Michel Ducaroy (1925-2009) und dem französischen Möbelhersteller Ligne Roset.
Möbelaffine Familienbande
Ein Gespür für Möbel wurde dem in Lyon geborenen Ducaroy in die Wiege gelegt. Seiner Familie gehörte der Betrieb Chaleyssin, der auf der Pariser Weltausstellung 1925 mit Art-déco-Möbeln für Aufsehen sorgte und später zahlreiche Ocean-Liner ausstattete, darunter die Ile de France (1927), El Goléa (1929), El Kantara (1932) und Frankreichs Nationalstolz, die 1935 zu Wasser gelassene Normandie. Nach seinem Studium an der École Nationale des Beaux Arts in Lyon begann Michel Ducaroy 1952 als selbstständiger Designer zu arbeiten. Zwei Jahre später kam es zum ersten Kontakt mit dem Möbelhersteller Roset, für den Ducaroy schnell zum wichtigsten Gestalter avancierte.
Neue Ausrichtung
Ein preisgünstiges Möbelprogramm für Jugendliche sowie Stühle und Schränke für Schulen gehörten zu seinen ersten Entwürfen. Technisches Neuland betraten Designer und Unternehmen 1968 mit dem modularen Vollschaum-Sofa Adria. Es öffnete den Weg zu Ducaroys bekanntestem Entwurf, dem 1973 vorgestellten Polsterprogramm Togo. Von den zerknautschten Sesseln und Sofas wurden bis heute über zwei Millionen Exemplare verkauft. Der Platz im Design-Olymp war Michel Ducaroy damit sicher. Zugleich gab er dem Unternehmen eine neue Richtung vor, das sich just im Jahr der Togo-Premiere von Roset in Ligne Roset umbenannte.
Überarbeitete Klassik
Bevor Ducaroy 1986 in den Ruhestand trat, entwarf er noch zahlreiche weitere Möbel als Inhouse-Designer, darunter die Polsterprogramme Brigantin (1981), Ketch (1982) oder Carol (1984). Dass er dabei immer wieder nach neuen Lösungen suchte, zeigt das Modell Kashima. Der Entwurf aus dem Jahr 1976 ist 2023 neu aufgelegt worden. Die Markteinführung ist für Juni 2024 anvisiert. Anders als bei Togo, das eine bodennahe, betont lässige Körperhaltung erlaubt, rückte Ducaroy bei Kashima das aufrechte Sitzen in ein neues Licht. Hierzu entstaubte er die Typologie des englischen Chesterfield-Sofas – und gab der klassischen Anmutung einen zeitgemäßen Twist.
Orthogonale Kubatur
Die Formensprache wird vom rechten Winkel bestimmt, sowohl in der Steppung als auch in der Kubatur. Man könnte auch sagen: Die Vollschaum-Möbel sind architektonischer in ihrem Erscheinungsbild. Aufrechte Rücken- und Armlehnen korrespondieren mit der Vertikalität der Wände. Die Sitzfläche wirkt wie ein Echo des Bodens. Dennoch muss auf Komfort keineswegs verzichtet werden. Eine Polsterung aus besonders weichen Schaumstoffen umschmeichelt den Körper. Die betont breite Rückenlehne bietet sicheren Halt und erweiset sich als formstabil. Mit 38 Zentimetern ist die Sitzhöhe vergleichsweise hoch. So können Sofa und Sessel zum Essen oder Arbeiten genutzt werden, indem sie mit einem etwas niedrigeren Tisch (Low Dining Table, nicht Couchtisch) kombiniert werden.
Innere Struktur
Der Sitzkomfort wird durch Schaumstoffe mit hohem Raumgewicht erzielt. Hierbei werden vier verschiedene Materialqualitäten kombiniert. Zusammen bilden sie den Kern der Möbel und sind Garant für eine lange Lebensdauer. Mit Polsterwatte abgesteppte Decken ummanteln den Kern und sorgen so für einen gesteigerten Oberflächenkomfort. In die Decken sind unsichtbare Bänder eingelassen. An den Ecken werden Klemmnähte durch zusätzliche Innenschnüre verstärkt. Sitzfläche und Rückenlehne erhalten so jenen Capitonné-Effekt, mit dem Chesterfield-Möbel assoziiert werden. Jedoch ist die Ausführung leichter, von Wuchtigkeit befreit.
Äußere Strenge, innerer Komfort
Ein Grund für die Re-Edition ist der anhaltende Erfolg, den originale Kashima-Möbel aus den Siebzigerjahren auf Auktionen und bei Vintage-Händlern feiern. Nicht selten werden Sofas für deutlich im fünfstelligen Bereich liegende Preise gehandelt. Der Entwurf von Michel Ducaroy ist Kult geworden – heute vielleicht noch mehr als bei seiner Entstehung. Das Zusammenspiel aus äußerer Strenge und innerem Komfort passt in die Gegenwart. In unsicheren Zeiten sehnen sich Menschen nach formalem Halt. Doch sie wollen die Errungenschaft gelockerter Umgangsformen nicht aufgeben. Kashima bringt nun beides wieder in Einklang.
FOTOGRAFIE Ligne Roset
Ligne Roset
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Fertigungsstandorte von Ligne Roset mit ca 800 Mitarbeitern. 95% der Sitz-, Kasten-, Kleinmöbel und Accessoires werden hier gefertigt. Das seit 1860 bestehende Familienunternehmen exportiert in 5. Generation weltweit in 70 Länder und begeistert überall Menschen für hochwertige französische Möbel. Anspruchsvolle und zeitlose Ästhetik prägen die Marke sowie ein hohes Maß an Innovation und Kreativität. Möbel von Ligne Roset werden im gehobenen stationären Handel, in Exklusivgeschäften sowie über einen eigenen Onlineshop vertrieben. Darüber hinaus sind Hotels, Sternerestaurants, Kreuzfahrtschiffe und Luxusboutiquen ein wichtiges Geschäftsfeld.
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