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imm cologne 2020

Textile Entdeckungsreise auf der Möbelmesse in Köln

von Claudia Simone Hoff, 17.01.2020

Wir sind auf der Möbelmesse in Köln auf eine textile Entdeckungsreise gegangen. Mit dabei: Teppiche, die zu dreidimensionalen Objekten werden, Messestände aus aluminiumbeschichtetem Papier, sardische Frauenpower und blumige Aussichten. Plus eine Bilderstrecke mit über 50 Fotos.

Heimtextil, Domotex, Paris Déco Off und Münchner Stoff Frühling sind gemeinhin die Messen und Veranstaltungen, die einem einfallen auf der Suche nach textilen Neuheiten. Doch auch in Köln kann man fündig werden. Zwar gibt es auf der imm cologne keinen speziellen Ausstellungsbereich für Textilien und Teppiche, stattdessen tummeln sich Hersteller und Labels zwischen Möbeln, Leuchten und Accessoires. Was eigentlich logisch ist, schließlich wirken Vorhang- und Bezugsstoffe, Teppiche, Tapeten und Farben als visuelle Klammer für das gesamte Interiordesign. Und in Köln gibt es neben ausgewiesenen Spezialisten wie Jan Kath, Nanimarquina, cc-tapis, Woodnotes, Londonart, Kendix, Création Baumann und Kvadrat auch Labels wie Northern, Ferm Living und Woud, die neben Möbeln und Accessoires auch textile Produkte wie Kissen, Plaids und Teppiche sowie Tapeten anbieten.

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Trend #1: Regenbogenfarben
Lila, Gelb, Grün und Blau – nicht getrennt, sondern zusammen! Teppichhersteller wie Jan Kath und 13 Rugs zeigten in Köln ziemlich gewagte Kombinationen, bei denen die Farben ineinander verlaufen und wie textile Kunstwerke wirken. Die auffälligen Statement Pieces setzen einen Kontrapunkt zu den ansonsten vorherrschenden, zurückhaltenden Natur- und Pastelltönen. Denn das ist ja gerade das Schöne an Farben, Tapeten, Textilien und Teppichen: Überaus variantenreich und schnell wieder austauschbar, kann man mit ihnen durchaus mal etwas wagen.

Trend #2: Kühle Pastelltöne
Egal ob Vorhangstoffe, Teppiche oder textile Accessoires: Kühle Pastellfarben wie Rosa, Hellblau und -grün sind noch immer aktuell, auch weil sie äußerst vielseitig und langlebig sind. Die dekorativen Alleskönner passen zum Minimal Look ebenso wie zum Scandi Style und zu einem Einrichtungsstil, der auf natürliche Materialien wie Holz und Naturstein setzt. Gern werden Pastelltöne harmonisch mit Weiß-, Braun- und Beigetönen sowie als harter Kontrast mit Schwarz kombiniert.

Trend #3: Grafische Muster
Warum immer nur einfarbig, wenn es so viele verschiedene Muster gibt, mit denen man ruckzuck einen gestalterischen Fokus setzen kann? Nach Blättern, Blüten, Schmetterlingen, Vögeln und allerlei anderer Flora und Fauna stehen nun grafische Muster in der ersten Reihe. Während Jan Kath mit Spektrum Tenno einen Teppich zeigte, der an Gemälde von Josef Albers erinnert, hat Designercarpets aus Lörrach zwei Teppiche der Bauhaus-Schülerin Gertrud Arndt anhand der originalen Wollmuster wiederaufgelegt. Darunter ist auch der berühmte Bauhaus-Teppich Nr.2, den Arndt selbst gewebt hatte und der anschließend das Direktorenzimmer von Walter Gropius in Dessau schmückte. Auch Bliss Big Ultimate, ein Entwurf von Mae Engelgeer für das italienische Label cc-tapis, spielt mit Geometrien, die durch die vorherrschenden Beigetöne allerdings zurückgenommen werden. Bei Lifestyle-Labels wie Northern entstehen die geometrischen Dekore nicht durch Farben, sondern durch unterschiedliche Florhöhen, was haptisch reizvoll ist.

Trend #4: Gelb-, Braun- und Grüntöne
Die Terrasse wird zum zweiten Wohnzimmer, Grünpflanzen sind plötzlich überall: Gerade weil immer mehr Menschen in Städten wohnen, sehnen sie sich nach der Natur. Wo auf Balkonen und Terrassen viel echtes Grün rankt und blüht, kommt es mit natürlichen Farben und Materialien wie Holz, Kork und Naturstein ins Interior. Hersteller wie Rohi und De Ploeg haben Bezugsstoffe im Angebot, deren Oberflächen sehr haptisch sind, während Kvadrat auf Alfredo Häberli und seine Farbexpertise setzt. Der Schweizer Designer hat mit Airfield, Nitto und Parkland gleich drei verschiedene Textilkollektionen entworfen. Nitto ist ein elastischer Bezugsstoff aus Wolle, Polyester und Nylon, den es auch in zwei Gelbtönen gibt und der sich besonders gut für organische Möbelformen handelt, wie sie auch in Köln überall zu sehen waren.

Trend #5: Folkloristisches
Ames steht für die Verknüpfung von folkloristischen Traditionen und traditionellem Handwerk mit zeitgenössischem Design wie kaum ein anderer Hersteller. Und ist ziemlich erfolgreich damit. Warum das so ist, beantwortete Designer Sebastian Herkner am Messestand folgendermaßen: „Die Leute wollen wissen, woher ein Produkt kommt.“ Das deutsch-kolumbianische Label stellte in Köln eine neue Teppichkollektion von Mae Engelgeer vor. Die niederländische Gestalterin hat am Amsterdam Fashion Institute studiert und liebt es, die Grenzen des Textildesigns auszuloten, was man auch ihrem Entwurf Uilas ansieht. Bisher nur ein Prototyp, wird der Teppich in einer feinsinnigen Farbzusammenstellung in Mailand zum Salone del Mobile im April vorgestellt.

Eine der Entdeckungen der imm cologne war der Teppichhersteller M/U, was für Mariantonia Urro steht. Die Sardin hatte die Firma einst aus Spaß gegründet, wie ihr Sohn Giuseppe Demelas am Messestand erzählte. Nun fertigt sie mit fünf anderen Frauen in einem Dorf im bergigen Zentrum Sardiniens Teppiche, (Sitz-)Kissen und Wandbehänge, die die traditionellen Web- und Sticktechniken mit den Ideen italienischer Designer verknüpfen. Dabei legt sie Wert auf eine Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort, weshalb beispielsweise die Schafwolle aus der Umgebung kommt. Nanimarquina aus Barcelona hatte eine Überraschung von Jaime Hayon mit nach Köln gebracht: den aus afghanischer Wolle in Pakistan gewebten und mit abstrahierten Figuren bestickten Kelim Silhouette, den es auch als getuftete Outdoor-Version aus 100 Prozent recyceltem PET gibt.

Trend #6: Schwarz-Weiß-Kontraste
Schwarz-weiße Kombinationen erleben ein Revival im Interiordesign. Kein Wunder, denn sie sind echte Allrounder: Sie können einen Raum mit Kontrastflächen strukturieren oder mit einer einheitlichen Farbgebung zusammenhalten. Schwarz setzt im monochrom weißen Interior Akzente: mit architektonischen Elementen oder mit textilen Stücken wie Vorhangstoffe, Teppiche, Tapeten und Accessoires. Doch Schwarz ist nicht einfach nur Schwarz und genau dasselbe gilt für Weiß. Es gibt eine ganze Reihe von Schwarz- und Weißnuancen: Ebenholzschwarz, Graphitschwarz, Lakritzschwarz, Pechschwarz, Nachtschwarz. Oder aber Alabasterweiß, Champagnerfarben, Milchweiß, Schneeweiß, Wollweiß. Schwarz und Weiß sind die Negation der bunten Farben, Schwarz bezieht seine Wirkung aus dem (zumindest mitgedachten) Weiß und umgedreht. Wie interessant und vielseitig diese Kombination ist, war bei Herstellern wie Kymo, Ames, Rohi und Londonart zu sehen – mit Streifenmustern, Farbverläufen und Blumendekoren.

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www.imm-cologne.de

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