imm cologne 2020
Die Neuheiten der Kölner Möbelmesse

Die Kölner Möbelmesse imm cologne feiert das Stoffliche im Wohnen. Die Zahl der neuen Produktvorstellungen hat in diesem Jahr zwar deutlich abgenommen. Doch dafür wird das Bekannte mit kuschligen Bezügen und warmen Farben neu in Szene setzt.
Messen sind wie Seismografen: Sie registrieren die Entwicklung einer Branche genau. Die Kölner Möbelmesse kann davon ein Lied singen. Viele Aussteller, die nach der 2008er Krise das Weite gesucht hatten, waren schnell wieder zurück. Die stabile deutsche Konjunktur versprach verlässliche Umsätze – und bescherte der Koelnmesse in den letzten Jahren stets ein volles Haus. Doch diese positive Entwicklung setzte sich in diesem Jahr nicht fort. Knapp 30 italienische Aussteller hatten in den Wochen vor der Messe ihre Teilnahme abgesagt, darunter wichtige Namen wie B&B Italia oder Pedrali. Auch das Frankfurter Label e15 hat der imm den Rücken zugekehrt und zeigt seine Neuheiten stattdessen auf der bevorstehenden Orgatec im Herbst.
Frage der Positionierung
Dennoch, 128.000 Besucher sind gekommen – gegenüber 2018 ein leichtes Plus von 3.000. Doch natürlich stellt sich in Zeiten von Fridays For Future und wachsender Flugscham die Frage, wohin die Reise geht. Muss es wirklich jede Messe sein? Und gewinnen nicht andere Formate an Prägnanz? Köln punktet bisher vor allem als Plattform, auf der die Besucher kurz nach Jahresbeginn miteinander reden, Kontakte pflegen und Projekte fürs laufende Jahr anvisieren. Produkte werden auch gezeigt. Doch im Grunde geraten sie fast zur Nebensache. Denn immer häufiger sind es Texturen, Oberflächen und Farben, die am Rhein vorgestellt werden. Die große Neuheiten-Show findet in Mailand statt.
Fokussierung auf den Garten
Eine Ausnahme von dieser Gewichtung bilden Outdoor-Möbel. Weil der Salone del Mobile im April liegt – und damit viel zu spät für die Möbelhändler, die ihre Kunden in den ersten Frühlingstagen mit neuer Gartenausrüstung versorgen wollen – hat Köln die Bühne übernommen. Cassina hat diesmal sogar Philippe Starck persönlich an den Rhein geholt, um eine neue Outdoor-Kollektion zu präsentieren. Fenc-e Nature wartet nicht mit kompliziertem Flechtwerk auf, sondern kommt erstaunlich rau daher. Große Bretter dienen als Armlehnen. Der Neigungswinkel des Rückens wird händisch durch das Herausheben eines Rundholzes gelöst. Archaik statt Raffinesse lautet die Botschaft.
Auch bei Flexform wird die 2019 erstmals vorgestellte Outdoor-Linie um die Sofa-Serien Alison von Carlo Colombo und Grandemare von Antonio Citterio ergänzt. Bei letzterer werden die Polster von einem Gestell aus extrudiertem Aluminium sowie einer Rückenlehne aus weichem PU-Gummi umschlungen. Ebenfalls für den Außenbereich ist die Serie Ficus von Emu gearbeitet: Großformatige Objekte in Kakteenform können als Sichtschutz oder Dekoelement eingesetzt werden. Sie warten mit roten „Blüten“ auf, die aussehen, als hätte man von Dartpfeilen die Flügel abgenommen.
Identität durch Stofflichkeit
Im Indoor-Bereich drehte sich in Köln fast alles um die Modellpflege. Bestehende Polsterserien wurden in flauschigen Teddystoffen oder Kord gezeigt – den beiden großen Bezüge-Trends – vorzugsweise in den Tönen Rosa, Dunkelblau und Brombeere. Auch Grün- und Braunnuancen waren zu sehen, die farblich auf Zimmerpflanzen und Pflanzentapeten abgestimmt waren und viele Stände frequentierten. Die neuen Oberflächen hatten einige Überraschungen parat: So waren die Klassiker von Eero Saarinen, die Knoll International erneut in einer Inszenierung von Rem Koolhaas / OMA präsentierte, in ihrem Plüsch-Gewand kaum wieder zu erkennen: das Stoffliche nicht als Hülle, sondern als Träger einer neuen Identität.
Eine wichtige Rolle spielten dieses Jahr auch Reeditionen. Während die meisten Aussteller die verlässlichen Fünfzigerjahre umkreisten, ging Ligne Roset deutlich mutiger ans Werk und legte die Sitzlandschaft Asmara von Bernard Govin wieder auf. Das 1966 vorgestellte Möbel setzt sich aus zwei konkav und zwei konvex geformten Polstermodulen zusammen, die endlos addiert werden können und eine mäandernde Ebene über dem Boden definieren. Nachdem der Entwurf lange Zeit nur in Designmuseen zu sehen war, feiert er anlässlich des 160-jährigen Bestehens des französischen Unternehmens sein Comeback.
Feingliedrige Begleiter
Beim Rundgang über die Messe fielen auch zahlreiche, filigrane Aufbewahrungsmöbel- und Accessoires auf. Schönbuch zeigte einen Zeitschriftendisplay aus schwarzem, pulverbeschichtetem Stahl. Bei Rolf Benz und Woud wurde die Typologie des Stummen Dieners neu belebt. An schmalen Metallgestellen sollen weniger am Tag getragene Kleidungsstücke als vielmehr Sofadecken oder Plaids aufgehangen werden. Auch hier wird das Stoffliche in den Vordergrund gerückt – während sich die Dinge selbst in ihrer Form zurücknehmen. Das Wohnen wird damit gewiss nicht neu erfunden. Doch es wird in ein wärmeres, gemütlicheres Licht gerückt. Genau richtig, um nebenbei Konversation zu betreiben.
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