Im vergangenen Jahr feierte more sein 30-jähriges Jubiläum. Kein Grund für das Hamburger Label, es ruhiger angehen zu lassen. Auch 2024 gibt es wieder eine aktuelle Kollektion sowie weitere Neuheiten, die auf dem Salone del Mobile in Mailand präsentiert werden.
Der Name deutet es bereits an: Das Hamburger Möbellabel more fühlt sich dem berühmten Gestaltungsprinzip „Less is more“ verpflichtet. Allerdings geht es der Marke dabei um mehr als nur formale Zurückhaltung und Reduktion auf das Wesentliche. Die Möbelstücke sollen sich in bestehende Architekturen einfügen, statt Räume zu dominieren. „Wenn ich selbst etwas gestalte, sehe ich das Produkt in dem Raum, in den es gehört“, sagt Gründer und Geschäftsführer Bernhard Müller. Den selben Ansatz verfolgt auch Peter Fehrentz, der als Produktdesigner regelmäßig Möbel für more entwirft und zudem als Stylist und Fotograf die Stücke gekonnt in Szene setzt: „Mich interessiert, wie die Dinge im Raum wirken“, erzählt das Hamburger Multitalent. „Wenn ich ein Möbel entwerfe, sehe ich bereits, ob es im Interior funktioniert. Das kann ich gar nicht trennen.“
Antwerpener Exzentrik
Ein besonderes Beispiel für diese Herangehensweise ist die neue Kollektion OSO. Auf der Suche nach einer Location für ein more-Fotoshooting stieß Peter Fehrentz in Antwerpen auf ein Penthouse, das sich im 15. Stock eines vom Schweizer Architekturbüro Diener & Diener geplanten Hochhauses befindet. Einziges Manko: Das vom belgischen Architekten Bruno Spaas ausgebaute Penthouse ist derart extravagant gestaltet, dass die Möbel des Unternehmens mit ihrer charakteristischen Nüchternheit dort schlicht nicht reinpassten und die Inszenierung nicht überzeugte. Der Designer war jedoch so begeistert von der Fotolocation, dass er vorschlug, die zum Penthouse passenden Möbel zu entwerfen.
Austarierte Gegensätze
Ihr Name OSO kommt aus dem Spanischen und bedeutet Bär. Und genauso kraftvoll wie das große Raubtier ist auch das Design der aus Tisch, Stuhl, Schreibtisch, Sessel und Konsole bestehenden Kollektion. Bei näherer Betrachtung wird man den Entwürfen allerdings mit eindimensionalen Beschreibungen nicht gerecht. Die Möbel vereinen vielmehr gekonnt die Gegensätze: So wirken sie ebenso komfortabel wie elegant, schwer wie schwebend, opulent wie puristisch, wobei die vermeintlichen Widersprüche von Objekt zu Objekt immer neu austariert werden. Das Ergebnis ist ein durchgehendes, aber auch jeweils eigenständiges Erscheinungsbild. Jedes Stück funktioniert sowohl im Ensemble als auch als Solitär.
Skulpturale Objekte
Als Architektur im Raum fungiert auch EEVA. Der neue Tisch wurde von Bernhard Müller und dem Designer Çağdaş Sarikaya entworfen und ist in einer Ausführung mit runder Platte sowie als lange Konferenzversion erhältlich. Der Clou: Durch zwei unsichtbar im Inneren verborgener Erweiterungsplatten kann der robuste Tisch aus massiver Esche sich unkompliziert an wechselnde Bedürfnisse anpassen. Ähnlich skulptural präsentiert sich der Schreibtisch CALA von Gil Coste. Mit seinen plastischen Beinen ist er eine konsequente Fortführung der anderen CALA-Tische des Hamburger Designers. In Zusammenspiel mit seiner organisch geformten Platte ergibt sich ein besonderes Möbelstück aus edlem Massivholz, das leicht und elegant wirkt.
Mondän und klassisch
Auch bei der von Gil Coste entworfenen Kollektion LAX gibt es eine Neuheit. Eine Flurbank ergänzt die am lässigen Luxus mondäner Fünfzigerjahre-Hotels orientierten Möbel. Die gepolsterte Sitzgelegenheit eignet sich aufgrund ihres kompakten Formats besonders für schmale Räume oder Flure. Aber auch in kleineren Foyers nimmt sie zurückhaltend ihren Platz ein. Ebenfalls mit einer Bank erweitert schließlich Peter Fehrentz die umfangreiche HARRI-Serie. Der an ein filigranes Sofa erinnernde Entwurf überzeugt durch seinen klassisch-zeitlosen Stil. Ein charakteristisches Detail der Kollektion wird durch die Y-Strebe im filigranen Stahlgestell aufgegriffen.
Die Neuheiten sind vom 16. bis 21. April in Halle 11, Stand D18 auf dem Salone del Mobile in Mailand zu sehen. Peter Fehrentz wird am Dienstag um 15:30 Uhr in einem Design-Talk seine neue Kollektion OSO vorstellen.
FOTOGRAFIE Peter Fehrentz
Peter Fehrentz
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