Appetizer für Januar
Spring Edition macht Lust auf die imm cologne 2024

Nach dreijähriger Pause fand die imm cologne zusammen mit dem Designfestival Passagen ausnahmsweise im Juni und als kleinere, verkürzte Spring Edition statt. Der Frage, ob die Einrichtungsmesse, die traditionsgemäß im Januar veranstaltet wird, mit neuen Formaten an die Zeit vor der Pandemie anknüpfen konnte, ging unsere Autorin in Köln nach.
Ist die imm cologne zurück? Diese Frage schien beim Wiedersehen der Interior-Branche in Köln – trotz strahlendem Sonnenschein – wie ein Damoklesschwert über dem Event zu schweben. Zum einen, weil auch kleinere Design-Formate in Kopenhagen, Stockholm, Paris oder London um Besucher*innen konkurrieren. Darüber hinaus stehen die großen Messen aus Nachhaltigkeitsgründen aktuell in der Kritik.
Neue Formate
Man musste sich erst einmal ordentlich die Augen reiben: Nicht nur wegen pulkartiger Ansammlungen von Besucher*innen in Halle 11.2 der imm Spring Edition, wo das neue Ausstellungsformat Pure Galleries präsentiert wurde. Sondern auch, weil es überraschend dunkel war. Wände, Decken und Fußböden waren in Schwarz gehalten. Das Konzept, inspiriert vom Erscheinungsbild von Kunstmessen wie der Art Cologne, entstand für die Präsentationswelt der Möbelhersteller mit besonderem Designanspruch. Vor dem dunklen Hintergrund kamen die in hellen, teilweise auch in leuchtend bunten Farben gestalteten Messestände der etwa 55 internationalen Marken in dieser Halle gut zur Geltung.
Ressourcenschonendes Konzept
Viele Hersteller waren aufgrund des veränderten Veranstaltungsdatums der Messe ferngeblieben, die mit einem neuen Konzept aufwartete: Die Aussteller konnten aus vier vorgegebenen Standgrößen zwischen 25 und 72 Quadratmetern wählen. Die rechteckigen Flächen wurden inklusive Beleuchtung und mit gestaltbaren Wänden, deren Farbauswahl ebenfalls begrenzt war, angeboten. Diesen Kurs hatte das Direktoren-Team der imm cologne, Dick Spierenburg und Bernd Sanden, auch deshalb initiiert, um ressourcenschonende Lösungen zugunsten einer nachhaltigeren Messe auszuloten.
Individualisierbare Markenräume
Der Möbelhersteller COR setzte auf rote Wände, Akustikelemente und Teppiche. Und Schönbuch direkt gegenüber zeigte – inspiriert von der Farbgestaltung indischer Herrensalons – eine Kombination aus Rot, Pink, Weiß und Nussbaum. Marken wie Bretz, Brühl, ELOA, Leolux, Montis und Müller Möbelwerkstätten waren ebenso vor Ort. Die Idee, kompaktere Messestände zu arrangieren, lieferte optisch einen spannenden Mix und setzte den Fokus auf die Produkte. Pure Galleries kam damit ganz ohne opulente Markenräume aus und präsentierte vielmehr eine offene, klare Struktur mit guten Sichtachsen. Genau das sorgte für eine äußerst kommunikative, lockere Netzwerk-Stimmung – die übrigens gern mit einem Glas Kölsch oder Aperol Spritz in der Hand zelebriert wurde.
Demokratische Plattform
Kleine Start-ups präsentierten ganz selbstverständlich ihre Möbel neben umsatzstarken Marken und profitierten so von den attraktiven Lagen. Etwa der Hersteller Niroh aus Lemgo, der seine schlichten Hocker und Beistelltische aus der Simply Wood Collection erstmals vorstellte. Die türkische Marke Parla wartete mit der Palm Collection von Jean-Michel Wilmotte auf. Mit dem knallgrünen, formschönen Woody Alien Chair aus Eichenbugholz hatte Metoda aus Kroatien einen absoluten Hingucker im Gepäck, mit dem sich die Premiere der Marke auf der imm gut feiern ließ. Auch etablierte Hersteller hatten News dabei: Bei Kettnaker debütierte das innovative Systemmöbel Case, Jan Kurtz launchte das Sofa Flip mit frei platzierbaren Rückenlehnen.
Talks und Happy Hour
Kommunikatives Herzstück der Pure Galleries war The Circle, ebenfalls ein Neuformat der imm, das Café-Bar mit kreisförmig angelegter Lounge-Zone und Bühne vereinte. Dort fanden Live-Talks statt, etwa mit Patrick Reymond von Atelier Oï, Sebastian Herkner, dem Designstudio kaschkasch, Werner Aisslinger oder auch mit dem französischen Architekten Maxime d'Angeac, der die Zukunft des nachhaltigen Luxusreisens mit Zug und Segelschiff vorstellte. Im The Circle traf man sich auch zur Happy Hour oder legte beim Flanieren durch die Pure Galleries einen Stopp ein, um den Talks ausschnittweise zu lauschen.
Salone-Feeling
Aperitivo-Stimmung herrschte nicht nur auf der Messe, sondern auch in den Straßen von Köln. Das über viele Stadtviertel verteilte Off-Programm der Passagen präsentierte bei sommerlichen Temperaturen über 130 Events sowie Branchentreffen vor den Galerien, Flagship-Stores und großen Einrichtungshäusern. Ein bisschen Mailand war nach Köln gekommen. Dazu passte die Ausstellung Italian Design Classics, die Michael Kaune, Kreativunternehmer mit dem Designhotel The Qvest, in seinem neu eröffneten Store Qvest the room in der Albertusstraße kredenzte. Der ganzjährige Showroom Design Post gegenüber der Messe konnte neue Hersteller wie Thonet, Tom Dixon, String Furniture oder Misura Rugs begrüßen. Obwohl es dort viel Neues gab und die ehemalige Industriehalle bestens besucht war, beklagten einige Aussteller den Mangel an internationalem Publikum – und vor allem an Neukunden.
Vorgeschmack auf Neues
Volle Fahrt hat die neu konzipierte Designwoche in Köln also noch nicht aufgenommen. Auch das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) hatte die Zeit der Einrichtungsmesse nicht wie üblich genutzt, um eine große Sonderschau zu eröffnen. Stattdessen gab es ein kleines, aber feines Event: Kölsch Gold, die Präsentation der auf 77 Stühle limitierten Sonderedition des Thonet 118 von Sebastian Herkner.
Die Koelnmesse konstatiert in ihrem Abschlussbericht eine positive Resonanz auf die imm Spring Edition, insbesondere auf das Neuformat Pure Galleries: Insgesamt wurden 100.000 Besucher*innen in Köln, davon 30.000 „Branchenteilnehmende“ auf der Messe und 718 Aussteller verbucht. Persönliche Gespräche mit verschiedenen Möbelherstellern vor Ort machten deutlich, dass man sich nun aber auf die „große“ Ausgabe im Januar freue. Und das klang so, als hätte man gerade ein nettes Appetithäppchen verdrückt, hungere aber eigentlich nach der Hauptspeise. Es ist angerichtet: „Im Januar geht die Reise zu einer neuen imm cologne weiter“, so die Koelnmesse. Man darf gespannt sein, wie genau es weitergeht. Die Erwartungen sind groß.
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