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Best-of Holz

Ein Werkstoff mit inneren Werten und Potential im Sinne der Nachhaltigkeit

Wir schätzen Holz vor allem wegen seines wohnlichen Aussehens und seiner warmen Haptik. Dabei sind es eigentlich die inneren Werte, die es zu unserem liebsten Werkstoff machen sollten. In unserem Best-of haben wir einige der aktuellen und zeitlosen Entwürfe europäischer Hersteller zusammengetragen und parallel beleuchtet, warum der Einsatz von Holz gerade jetzt so nachhaltig ist – und warum wir für die regionale Möbelproduktion unbedingt mehr Fichten aus den hiesigen Wäldern nutzen sollten.

von Tanja Pabelick, 17.08.2020

In den letzten Jahren war bei Konsumenten eine verstärkte Sensibilität für Nachhaltigkeit und lokale Produktion zu beobachten. Wir kaufen gern Slow Fashion von nebenan oder unsere Milch vom Bauern aus der Region. Dazu kommt: Welche potentiellen Nebenwirkungen globale Lieferketten haben können, war in den letzten Monaten zu erleben. Mit den Lockdowns kamen Produkte und Komponenten aus anderen Ländern und Kontinenten bei uns nicht an, und wo man die lokale Herstellung ganz aufgegeben hatte, gab es plötzlich Mangel. Ein fragiles System und unbedingt ein Argument von vielen, sich wieder auf den eigenen Standort und seine Potentiale zu besinnen.

Ein Bereich, dem in Bezug auf die regionale Produktion allerdings bisher wenig Beachtung geschenkt wurde, ist der Möbelsektor. Oder wissen Sie, woher das Holz ihres Regals kommt, wo es bearbeitet oder gelagert wurde? Tatsächlich geht es in der Möbelproduktion gerade bei den großen Produzenten in der Regel kaum nachhaltig zu. Das Holz wird gern aus osteuropäischen Wäldern bezogen, zur Bearbeitung nach Asien geschickt und landet dann als Möbel in Italien, Frankreich oder Deutschland. Dabei ist Deutschland das waldreichste Land Mitteleuropas und das holzreichste ganz Europas. Doch seit ein paar Jahren ist der deutsche Wald im Stress. Es regnet zu wenig, das Grundwasser sinkt und der Borkenkäfer hat leichtes Spiel.

Regale statt Pellets
Für die Waldbauern ist die Forstwirtschaft kurzfristig zu einem Wettlauf mit der Zeit geworden. Jeder geschwächte Baum muss sofort raus, nur dann droht kein Qualitätsverlust des Holzes. Und nur so kann verhindert werden, dass die Borkenkäfer sich neue Wirte suchen. Die Insekten nisten sich zwischen Stamm und Rinde ein und unterbrechen so die Wasserversorgung. Wenn die Bauern schnell reagieren, ist das Holz noch zu retten, die Bearbeitung aber teurer als die von gesunden Stämmen. Die Schädlinge haben die Menge des geschlagenen Holzes in deutschen Wäldern seit 2018 fast versechsfacht. In der Folge sind die Preise für den Laufmeter massiv eingebrochen, die Verarbeitungs- und Transportkosten sind gestiegen. Auch die Lagerung kostet. Für die Bauern heißt das: Sie können billig verkaufen oder teuer lagern. In der Konsequenz ist es derzeit für viele am profitabelsten, direkt Brennholz zu produzieren.

Die direkte Produktion von Pellets ist allerdings im Sinne der Nachhaltigkeit ein Supergau. Wenn ein lebender Baum der Luft eine Tonne des Treibhausgases CO2 entnimmt, produziert er 750 Kilogramm Sauerstoff, der freigesetzt wird, und speichert 250 Kilogramm Kohlenstoff aus dem Kohlendioxid. Wird das Holz als Baustoff oder im Möbelbau verwendet, bleibt der Kohlenstoff im Material gebunden. Deswegen ist die stoffliche Nutzung der energetischen überlegen und die nachhaltigste Verwertung der Ressource immer die Kaskadennutzung: Erst wird das Holz zum Objekt, dann vielleicht zur Spanplatte, zum Papier und zuletzt thermisch genutzt. Wir sind also derzeit in Deutschland in einer Situation, in der wir jede Menge Holz vor der eigenen Tür haben, aber zu wenig Abnehmer. Wer nachhaltig und regional produzieren will, findet in den deutschen Wäldern aktuell Überschuss-Ressourcen.

Möbel aus der Region
Wir sollten uns deshalb unbedingt aufs Holz und im Besonderen auf die Fichte besinnen. Mit Holz lassen sich Materialien ersetzen, deren Produktion viel Energie verbraucht. Holz ist ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff, der klimaschädliches CO2 bindet. Jeder Holzstuhl mehr ist vielleicht ein Plastikstuhl weniger. Und ebenso, wie wir bei der Milch nach dem Bauern fragen, dürfen wir auch bei unseren Stühlen die Frage stellen, aus welchem Wald er kommt. Kleine Labels machen übrigens schon vor, wie die Zukunft des regionalen Möbelbaus aussehen kann. In Köln gibt es mit Stadtwaldholz eine Möbelschreinerei, die ausschließlich Hölzer aus dem örtlichen Forst bezieht, es im eigenen Sägewerk weiterverarbeitet und damit die selbst entworfenen Produkte oder Kundenprojekte realisiert.

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