Best-of Outdoor 2022
Die schönsten Neuheiten für Garten, Terrasse und Balkon

Pierre Paulin steht auf der Terrasse, GamFratesi auch. Rattangestelle treffen auf Bouclé-Stoffe und Ledergeflechte. Unsere Recherche offenbart, dass im Outdoor-Bereich geklotzt statt gekleckert wird. Wie der neue Maximalismus aussieht, zeigt unsere Trendschau – samt einer Bildergalerie mit 40 Fotos.
Der Wohnraum erweitert sich ins Grüne hinein. Dabei werden gerade im High-End-Interiordesign, wo Platz und Geld nur eine untergeordnete Rolle spielen, Garten und Terrasse ebenso aufwendig und durchdacht eingerichtet wie die Innenräume. Die gestalterischen Zutaten: ausufernde Sitzlandschaften in hochwertigen Materialien, Outdoor-Küchen aus Edelstahl und Accessoires wie Teppiche, Leuchten und Pflanzkübel. Nicht selten lancieren Hersteller Möbel, die es in ihrem Portfolio bereits als Indoor-Version gibt – nun brauchbar gemacht für den Außenbereich durch wetterfeste Materialien. Damit werden sie zunehmend zur Konkurrenz für reine Outdoor-Hersteller wie Dedon, Gloster oder Weishäupl. Die Idee dahinter ist so einfach wie effektvoll: Wer B&B Italia, Minotti oder Cassina fürs Wohn-, Ess- und Schlafzimmer kauft, kann in derselben Design- und Geschmackswelt bleiben, so das Kalkül der Hersteller.
Made of 24 Meter Stahlrohr: 22.24 Armchair von Blockbau. Foto/ Copyright: Michelle Mantel
Platz da, Geld auch
Wie diese Idee umgesetzt wird, zeigt die Outdoor-Offensive von Gubi. Das dänische Label hat zum ersten Mal Möbel für den Außenraum auf den Markt gebracht. Dafür wurden bereits bestehende Produkte so modifiziert, dass die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen. Deshalb gibt es die Siebzigerjahre-Leuchte Obello von Bill Curry und den Tisch TS von GamFratesi nun in jeweils tragbaren Versionen. Diese Produkte werden ergänzt um wetterfest gemachte Klassiker aus dem Gubi-Portfolio, die sich für den ganzjährigen Einsatz im Außenraum eignen. Dazu gehören der organisch geformte Loungechair Pacha von Pierre Paulin und die verspielte Kollektion Tropique von Mathieu Matégot, die mit seinem Fransenbehang an den Tropical Style und die Fifties erinnert. Ebenfalls sehr Fünfzigerjahre wirkt die Sonnenliege mit dem auffällig gesäumten Polster von Patricia Urquiola aus der Serie Trampoline von Cassina, auch wenn es sich um einen zeitgenössischen Entwurf handelt. Apropos kontemporäres Design: Viele namhafte Designer*innen – darunter Piero Lissoni, Antonio Citterio und Sebastian Herkner – entwerfen Outdoor-Möbel für verschiedene Hersteller und verdienen gut daran. Was zeigt, dass das Geschäft mit dem Draußen zumindest in seiner luxuriösen Variante funktioniert, gerade auch in Pandemiezeiten.
Die ungewöhnliche, sehr kompakte Tisch-Sitz-Kombi Aaron von Pio & Tito Toso für La Palma gibt es in neuen Farben. Foto/ Copyright: Hersteller
Leben vorm Balkon
Und was bleibt für den Einsatz auf kleinen (Stadt-)Balkonen mit begrenztem Budget, wenn man nicht auf massenkompatible Hersteller wie Bloomingville, Ferm Living und Urbanara ausweichen will? Nicht wirklich viel gut Gestaltetes, so jedenfalls unser Eindruck. Dabei wäre die Nachfrage da, schließlich wird der verfügbare Platz gerade in Großstädten immer begrenzter. Wohl deshalb hat Hay nicht nur seinen Outdoor-Bestseller Palissade von Ronan und Erwan Bouroullec um die modulare Park Bench erweitert, sondern auch noch eine Kollektion der französischen Designbrüder vorgestellt, die auf einem kleinen Balkon Platz findet. The Balcony Collection umfasst Stühle, (Ess-)Tisch, Bank und Hocker. Die aus pulverbeschichtetem Metall ausgestanzten Kreise sind optisch markant, während die Zurückgenommenheit der geradlinigen Metallkonstruktion leicht und luftig wirkt. Ebenfalls ein Hingucker auf dem kleinen Balkon: der kompakte 32 Outdoor Chair aus pulverbeschichtetem Stahl von Blockbau. Mit 450 Euro sicherlich kein Schnäppchen, aber made in Germany und in Rosarot und Kobaltblau geradezu unwiderstehlich. Auch der französische Hersteller Fermob setzt auf Möbel und Accessoires, die mit kompakten Ausmaßen für kleine Outdoor-Flächen geeignet sind. Beispielhaft dafür steht ein multifunktionales Möbel von Tristan Lohner, das nach fünfjähriger Entwicklungszeit nun auf den Markt kommt. Piapolo ist ein Beistelltisch aus gedrücktem Aluminium, der gleichzeitig als Hocker dient. Unter einem Deckel versteckt sich ein Fach, in dem man Dinge des (Balkon-)Alltags verstauen kann.
Die Materialisten: Clubsessel Onsen von Francesco Meda und David Quincoces für Gandia Blasco. Foto/ Copyright: Hersteller
Material matters
Materialien sind gerade das große Thema, ob bei Möbeln, Küchen, Leuchten oder Accessoires – drinnen und auch draußen. Francesco Meda und David Quincoces haben für den spanischen Hersteller Gandia Blasco einen der wohl auffälligsten Outdoor-Entwürfe überhaupt um neue Entwürfe ergänzt: Onsen. Wie der Name verrät, ist die Kollektion gestalterisch an Japan angelehnt. Die architektonisch und skulptural wirkende Möbelserie aus wuchtigen Sesseln, Sofas und Tischen vereint Leder, Holz und Edelstahl mit wetterfesten Textilien. Besonders markant ist das mit synthetischem Leder bespannte, röhrenförmige Metallgestell.
Wunderbar poetisch ist die Tischleuchte Dome Nomad aus Glas, die Chiaramonte Marin für Brokis entworfen hat. Foto/ Copyright: Martin Chum
Ebenfalls auf das Material fokussiert – in diesem Fall mundgeblasenes Glas – sind zwei neue Entwürfe des tschechischen Herstellers Brokis: Dome Nomad ist eine auffällige Tisch- und Bodenleuchte des Designduos Chiaramonte Marin, das von den Kuppelbauten Venedigs inspiriert ist. Durch einen Metallring an der Oberseite der Glaskuppel lässt sich das verspielte Objekt kurzerhand von A nach B tragen, ebenso wie die mobile, aufladbare Außenleuchte Sfera Portable von Lucie Koldova. Hier wurde eine mundgeblasene Glaskugel in einen Betonsockel eingelassen – ein aufregender, besonders effektvoller Materialkontrast.
Mit den Pflanztöpfen von Bela Silva für Serax will man sich gleich an die Gartenarbeit machen! Foto/ Copyright: Hersteller
Ob Balkon, Terrasse oder Gartenwiese: Wer nicht das Glück hat, im warmen Süden zu wohnen, sehnt sich dieser Tage nach warmen, unbeschwerten Tagen mit Picknick, Barfußlaufen und Blumenpflücken. Glücklicherweise braucht man dafür gar keine teuren Möbel, Leuchten oder Teppiche. Es reichen Picknickdecke und Thermoskanne.
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