Best-of Raumausstattung 2024
Neue Tapeten, Farben & Textilien

Strenge Sachlichkeit in zurückhaltenden Farben und Mustern war gestern. Stattdessen feiern die Hersteller opulente Raumwelten, die sich zuweilen an der Grenze zum Kitsch bewegen und vor allem in England, Frankreich und Italien zu Hause sind. Wir haben über gewagte Tigermuster gejubelt, konnten unsere Finger nicht von pinkfarbenen Jacquardstoffen lassen und freuten uns über matt-glänzende Farbexperimente.
„Menschen, die etwas Neues ausprobieren möchten, kombinieren am besten verschiedene Glanzgrade, Oberflächen und Tapeten“, sagt Joa Studholme, die seit 25 Jahren für Farrow & Ball als Farbberaterin arbeitet. „Damit verleihen sie Räumen eine individuelle Note.“ Die Kombination verschiedener Finishes wie dem Hochglanzlack Full Gloss und dem matten Dead Flat wirkt extravagant und verteilt das Licht im Raum. In dieser Saison gesellen sich dazu Tapeten wie die grafische Wandverkleidung Dot mit Farbverlauf oder das Karomuster Check – beide stammen aus der Kapselkollektion Carte Blanche, die der amerikanische Designer Christopher John Rogers für den englischen Hersteller entworfen hat.
Farben aus der Kollektion Carte Blanche von Christopher John Roger für Farrow & Ball. Foto/Copyright: Hersteller
Streifen, Tiger & Flamingo-Pink
Ein weiteres Tapetendesign von Rogers namens Stripe zeigt ein Muster, das gerade überall zu sehen ist: Streifen kommen in allen erdenklichen Breiten, Materialien und Farben daher – so beispielsweise auch bei den Bezugsstoffen Lane und Path des dänischen Labels Eilersen. Denn selbst wenn die Farbkombinationen gewagt sind, bringt der Streifen als Musterklassiker Balance in den Entwurf. Das ist auch im Showroom der Dänen in Kopenhagen zu sehen, wo tiefe Loungesofas mit der Streifenkombination in auffälligem Blau-Braun auf sich aufmerksam machen.
Wer den Tiger-Look liebt, dem ist an gestalterischer Ausgewogenheit eher nicht gelegen, im Gegenteil: Er mag das Auffällige, das Mehr ist Mehr. Wie das mit Eleganz funktioniert, zeigt der Bezugsstoff Tablu von Sahco – ein Animal-Jacquard, der das beliebte Leoparden- und Zebramuster neu interpretiert. Wer es weniger auffällig mag, entscheidet sich für den Bezugsstoff A Tiger in the Orangerie von Dedar – eine grafische, sehr rhythmisierte Interpretation des klassischen Tigermusters. In einen Entwurf des italienischen Herstellers haben wir uns sogleich schockverliebt: Déjà Vu Jamais ist ein weicher Samtjacquard aus feiner ägyptischer Mako-Baumwolle mit langem Flor. In auffälligem Flamingo-Pink gehalten, kommt das labyrinthische Muster besonders gut zur Geltung.
Vorhangstoff Tagua aus der Kollektion Nomadic Journeys von Fischbacher 1819. Foto/Copyright: Hersteller
Florale Opulenz
Auch bei den Vorhangstoffen ist diese Opulenz zu finden. Tagua von Fischbacher 1819 beispielsweise ist ein Vorhangstoff aus der neuen Kollektion Nomadic Journeys, die auf dem Münchner Stoff Frühling vorgestellt wurde. Das abstrakt-florale Design ist eine Komposition, die aus einem Experiment von Gouache und Wachskreiden entstanden ist und anschließend digital auf ein Leinenfischgratgewebe gedruckt wurde. Insbesondere die Farbvariante mit kräftigen Blau- und Brauntönen sorgt für einen Wow-Effekt im Interieur, ebenso wie die Kollektion Dream von Création Baumann. Hier wabern abstrahierte florale Muster, teils mit Farbverläufen versehen, über die Vorhangstoffe.
Während Textilien und Tapeten im privaten Wohnbereich vor allem zu gestalterischen Zwecken eingesetzt werden, müssen sie im Objektbereich auch funktionale Kriterien wie Schalldämpfung, Brandschutz und Hygiene erfüllen – so beispielsweise die energieeffizienten Stoffe von Delius. Delitherm ist eine Kollektion von Vorhangstoffen, die Sonneneinstrahlung im Sommer sowie Wärmeverlust im Winter reduziert.
Textilkollektion Rumor von Bertjan Pot für Kvadrat. Foto/Copyright: Roel van Tour
Akustik als Raumgestalter
Wie gutes Design und Funktionalität zusammengehen, zeigte auch Anna von Schewen während der Stockholm Design Week. Die schwedische Designerin hat mit Parallel Lines für Okko Design ein Wandobjekt aus Hanffasern entworfen, das mit seinen schlaufenartigen Elementen nicht nur Schall in privaten und öffentlichen Räumen absorbiert, sondern fast wie ein Kunstwerk wirkt. Dass akustisch professionell geplante Räume längst einen ästhetischen Mehrwert schaffen, zeigt auch ein Produkt von Kvadrat. Für die Installation Ojas Listening Room at USM Modular Furniture im New Yorker Showroom des Schweizer Möbelherstellers schuf der Soundexperte und Designer Devon Turnbull (Ojas genannt) mit den Akustikpaneelen Soft Cells des dänischen Herstellers Kvadrat einen gestalterischen und klanglichen Erlebnisraum.
Arcadia Collection/Faunus von Glamora. Foto/Copyright: Hersteller
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