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ISH 2015: Das Überbad

Dass Technik und intuitive Bedienung kein Gegensatz sind, zeigte vergangene Woche die Frankfurter Sanitärmesse.

von Katharina Horstmann, 17.03.2015

Das Badezimmer als wohnlicher Raum: Auf diesen Trend setzten zur ISH 2015 nahezu alle Hersteller. Dabei zeigt sich die ehemalige Nasszelle als ganzheitliches, doch wandelbares Konzept, in dem essenzielle Designs eine einfache Formensprache betonen und vorhandene Funktionalität nicht als solche spüren lassen. Während sich versteckte Elektronik einerseits dank manueller Bedienungen einfacher und intuitiv handhaben lässt, sind App-gesteuerte Armaturen im Bad angekommen.

WC, Klo, Lokus, stilles Örtchen oder einfach die Doppel-Null: Die Liste der Bezeichnungen für die Toilette ist lang, dennoch passiert es gewöhnlich kaum, dass man viele Worte darüber verliert. Vergangene Woche in Frankfurt hingegen konnte auf der ISH 2015 nicht genug gesagt und gefragt werden. Es wurde vorgeführt und erläutert, gekniet und befühlt, fotografiert und gefilmt. Zumal die Sanitärbranche weiterhin mit wirklichen Innovationen aufwarten kann, wie die komplett ausgebuchte Messe erfolgreich zeigte. 2.465 Hersteller, so viele wie nie zuvor, präsentierten auf einer vergrößerten Fläche von rund 260.000 Quadratmetern ihre Weltneuheiten. Und auch die internationalen Publikumszahlen zogen wieder weiter an: Zwischen dem 10. und 14. März drängten sich rund 198.000 Fachbesucher durch die Messehallen, von denen 37 Prozent aus dem Ausland kamen.

Healthiness versus Wellness
Neben Nachhaltigkeit, Körpererlebnis und Entspannung gehörten in diesem Jahr Hygiene und Gesundheit zu den Schlagwörtern der Sanitärleitmesse. In der aktuellen Wortwahl der Hersteller löst der profundere Begriff Healthiness die lange bemühte Wellness allmählich ab. In diesem Zusammenhang spielen auch die Themen „Barrierefreiheit“ und „generationsübergreifendes Wohnen“ eine zunehmend wichtige Rolle. Gerade in Anbetracht einer älter werdenden Gesellschaft mit dem Wunsch nach möglichst langer Selbständigkeit erhält eine langfristige Nutzbarkeit und Wandelbarkeit des Bades einen hohen Stellenwert. Damit rückt beispielsweise das Dusch-WC für den europäischen Markt in den Fokus. Denn das, was in Asien und im mittleren Osten zur selbstverständlichen Toilettenhygiene gehört, ist in hiesigen Breitengraden nach wie vor nicht üblich und muss dem Mitteleuropäer mit subtiler Überzeugungsarbeit näher gebracht werden.

Unsichtbare Technik
Wegbereiter dieser interkulturellen Annäherung sind Matteo Thun und sein Partner Antonio Rodriguez, die schon vor zwei Jahren mit der Toiletten- und Bidet-Kombination AquaClean Sela für Geberit eine Alternative zu den aufwendigen Duschtoiletten mit selbstöffnendem Deckel, Sitzheizung und Fön präsentierten. In diesem Jahr stellten sie das spülrandlose und mit einer schmutzabweisenden Oberfläche ausgestattete Dusch-WC Axent One für den gleichnamigen Hersteller Axent vor, dem man die Funktion nicht ansieht, da die Technik in der Keramik integriert ist. Ein einziger Drehknopf an einer Beckenseite vereint alle Funktionen, die der Intimreinigung dienlich sind. Und dessen Bedienung ist im Handumdrehen verständlich.

Grenzen des Machbaren
Während einerseits avancierte Technik in Sanitärobjekten zunehmend Funktionen übernimmt, entwickeln sich andererseits auch die Produktionsprozesse weiter, bislang unerreichte Materialbeschaffenheiten werden möglich. Allen voran steht der Schweizer Hersteller Laufen, der mit der neuartigen Saphirkeramik die Grenzen des Machbaren im Bereich Keramik verschoben hat und zur ISH nun marktreife Produkte präsentierte. Die neuen Serien Ino von Toan Nguyen und Val von Konstantin Grcic zeigen, wie durch die Beimischung des Minerals Korund Formen, Radien und Wandstärken möglich werden, die bisher in der Keramik undenkbar waren.

Minimale Eleganz
Doch auch andere Unternehmen gehen mit ihren Materialien an die Grenze, wie Alape mit seinen neuen flächigen Einbaubecken aus glasiertem Stahl, darunter der Entwurf 2Step, oder Bette. Der ostwestfälische Hersteller zeigt mit BetteLux Shape von Tesseraux + Partner, dass auch eine Badewanne aus Stahl-Email spielerisch leicht erscheinen kann. Die weiche, fließende Form der von innen wie außen emaillierten Wanne wird nicht mit einer Verkleidung kaschiert, sondern von einem filigranen Stahlrahmen getragen. Dabei ruht die Wanne auf einem nur acht Millimeter dicken Falzrand. Neu ist auch der gemeinsam mit dem Installationstechnikunternehmen Viega entwickelte Überlauf, der unsichtbar in den Ablauf integriert ist und mit einem Sensor reguliert wird. Bei der Entwässerung hingegen bietet Dallmer mit CeraFloor einen innovativen Bodenablauf mit einer Ablaufschiene aus Edelstahl für bodengleiche Duschen ohne Stolperkante. Er wird bündig zur Fliesenoberkante eingebaut und kann dabei auch in der Länge angepasst werden, sodass er sich perfekt in die Geometrie der gefliesten Dusche integriert.

Naturschauspiele
Minimal und auf das Wesentliche konzentriert zeigt sich auch der Waschtischmischer Axor Starck V von Philippe Starck für Axor. Schon im vergangenen Jahr stellte die Designmarke von Hansgrohe den transparenten Waschtischmischer aus Kristallglas vor, der das Wasser sichtbar nach oben wirbelt, um es anschließend in einer offenen Rinne auslaufen zu lassen. In Frankfurt wurden zwei neue Versionen des Glasauslaufs für den bestehenden Grundkörper vorgestellt: mit klassischem Diamantschliff oder edlem Facettenschliff. Darüber hinaus ist der abnehmbare Auslauf auch in weißem Porzellan erhältlich. Kombiniert man ihn mit einem weißen Grundkörper, werden Armatur und Waschtisch eins.

App ins Bad
Dornbracht wiederum präsentierte mit Comfort Shower ein Duscherlebnis im Sitzen, wodurch eine besonders tiefe Entspannung und ein erhöhter Komfort bei Anwendungen wie Peelings oder Güssen bewirkt werden soll. Als Zusatzausstattung gibt es die Leg Shower, eine Vorrichtung für belebende Beingüsse auf Knopfdruck. Beide basieren auf der vor zwei Jahren präsentierten digitalen Technologie namens Smart Water, die ohne komplizierte Menüführung nützliche Voreinstellungen und hilfreiche Funktionen für alltägliche Anwendungen ausführt, wie zum Beispiel das Einlassen des Badewannenwassers, das automatisch stoppt. Ähnlich der Multiplex Trio E-App von Viega soll in Zukunft das individuelle Badvergnügen auch mit einer dazugehörigen Anwendungssoftware für Smartphones und Tablets aus der ganzen Wohnung – und von außerhalb – bedienbar werden.

Elektronisch und mechanisch
Die durchgehende Digitalisierung des Wohnens hat nun auch das Badezimmer erreicht und scheint inzwischen das zeitgemäße Verständnis von Komfort widerzuspiegeln. Dass es jedoch durchaus nicht immer digital vor sich gehen muss, zeigt eine Auswahl an neuen Produkten, die auf bequemere Bedienung ausgerichtet sind und selbst bei Stromausfall noch an sie gerichtete Erwartungen erfüllen. Die Betätigungsplatte Typ 70 von Christoph Behling für Geberit zum Beispiel kann anstatt hinter auch neben dem WC montiert werden und ist somit leichter erreichbar. Die Spülauslösung wird mit Druckluft betrieben, weshalb kein Stromanschluss nötig ist. Ebenfalls mechanisch funktioniert die Armaturenserie Talis Select von Phoenix Design für Hansgrohe, deren Wasserlauf anstatt mit einem Hebelgriff oder Sensor mithilfe einer eigens entwickelten Kartusche durch Drücken des Select-Knopfes gestartet und gestoppt wird. Das einzige, was sich hier ändert, ist die Gestik der Bedienung, nach bewährtem Prinzip und doch neu erfunden.

Der technische Fortschritt unserer Gegenwart hat auch im Bad seinen Platz gefunden und bleibt dabei doch diskret und sinnreich. Weniger verspielt, aber umso klarer zeigen sich die neuen Badprodukte der diesjährigen ISH auf die tatsächlichen Bedürfnisse ausgerichtet und betonen, dass gerade das Bad der Ort ist, wo man Mensch sein darf.

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