Neue Tendenzen im Büro
HofmanDujardin über fünf Entwicklungen, die den Arbeitsplatz prägen werden
HofmanDujardin gestalten großmaßstäbliche Büroprojekte in ganz Europa. Das in Amsterdam ansässige, vierzigköpfige Architekturbüro entwickelt und begleitet Bauaufgaben von der städtebaulichen Integration bis hin zum architektonischen und innenarchitektonischen Entwurf. Mit der eigens entwickelten Planungsphilosophie Shaping Intuition, bei der das Wohlbefinden der Menschen in ihrem Umfeld im Mittelpunkt steht, soll eine klare, inspirierende und persönliche Architektur von hoher Qualität geschaffen werden.
Vor diesem Hintergrund haben HofmanDujardin Projekte für Google, Booking.com, ING und viele weitere Auftraggeber*innen realisiert. Aktuell entwickeln sie mit Baumschlager Eberle die Zentrale von Česká spořitelna in Prag, bei der auch ein neues Stadtquartier entsteht. Wir haben das Gründungsteam Barbara Dujardin und Michiel Hofman gebeten, uns fünf derzeit wichtige Entwicklungstendenzen bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen zu nennen.
Mensch und Gesundheit
Schon lange vor Ausbruch der Covid-Pandemie erkannten große Unternehmen, dass die Gestaltung der Arbeitsplätze eine Schlüsselrolle bei der Gesundheit ihrer Mitarbeiter*innen spielt. Denn die physischen Arbeitsbedingungen beeinflussen ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden. Fitte und gesunde Menschen fühlen sich besser und sind leistungsfähiger. Daher spielt die Bürogestaltung auch eine wichtige Rolle im ständigen „War for Talents“.
Gesunde Büroumgebungen bieten multisensorische Erfahrungen mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen, akustischen Qualitäten und einer Vielzahl von Ausdrucksformen und Atmosphären. Auf verschiedenen Ebenen regen sie die Menschen dazu an, gesundheitsfördernde Entscheidungen zu treffen. Einladende Wege ermutigen die Menschen beispielsweise, sich zu bewegen und das Gebäude zu erkunden. Sie animieren zur Nutzung von Treppen anstelle von Aufzügen. So führen sie auch auf natürliche Weise zu mehr sozialen Begegnungen. In der Architektur geht es immer um Menschen, um die Gestaltung einer menschlichen und gesunden Umgebung.
Sozial und inklusiv
Warum gehen Menschen zur Arbeit, wenn sie auch von zu Hause arbeiten könnten? Die Antwort auf diese Frage ist von entscheidender Bedeutung, um zu verstehen, wie das Büro von heute aussehen sollte. In jüngster Zeit überdenken Unternehmen ihre Strategie für die Unterbringung von Mitarbeiter*innen und lassen auch Teilzeitarbeit von zu Hause zu. Sie verkleinern ihre Büros und passen sie an eine neue Art des Arbeitens an. Zusammenarbeit ist der Schlüssel. Wenn man im Büro ist, trifft man gerne seine Kolleg*innen und arbeitet zusammen. Traditionelle Modelle von kleinen Front-Offices und großen Back-Offices werden nun durch innovative Konzepte ersetzt. Es geht darum, die Teamarbeit zu verbessern, Gruppenidentität zu schaffen und gemeinsame Ziele zu verfolgen.
Geschlecht, Alter, Bildung, Herkunft – viele Faktoren beeinflussen die Vorlieben der Mitarbeitenden. Die Schaffung inklusiver Büros bedeutet, dass unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigt werden, indem eine Vielzahl von Arbeitsplätzen angeboten wird. Manche mögen den Austausch in einer Kaffeebar, andere bevorzugen die Ruhe einer Bibliothek. Für den Campus von Booking.com – UNStudio war für die Architektur und HofmanDujardin für die Inennarchitetur zuständig – erstellten HofmanDujardin einen Masterplan für die Inneneinrichtung und luden internationale Designer*innen ein, verschiedene Bereiche auszuarbeiten. Für die Bank Česká spořitelna entwarf das Team ein Erlebniszentrum, in dem Kinder etwas über das Finanzsystem lernen können. Beide Beispiele zeigen, wie sich Unternehmen in Richtung Gleichberechtigung, Inklusion und soziale Verantwortung bewegen.
Digital und flexibel
Wir können heute überall und jederzeit arbeiten, Flexibilität und Veränderung gehen Hand in Hand. Mitarbeiter*innen nutzen jeden beliebigen Schreibtisch und halten überall im Gebäude Besprechungen ab, was zu mehr Bewegung und fließenden Prozessen führt. Als flexible Büronomad*innen haben sie unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf Raum und Möbel. Während der Anteil der regulären Arbeitsplätze abnimmt, werden die Zonen für die Zusammenarbeit erweitert. Das Ergebnis sind dreidimensionale Front-Offices, die mit unterschiedlichen Besprechungsräumen, Kollaborationszonen und alternativen Bereichen zum Arbeiten, Erholen, Konzentrieren oder Zusammenarbeiten ausgestattet sind.
Die Büros der Zukunft ähneln eher einer Studiobühne als statisch gestalteten Räumen. Eine hohe und intensive Flexibilität ermöglicht den ständigen Wechsel der Konfigurationen, die den Raumbedarf für den jeweiligen Moment optimieren. Anpassbare räumliche Strukturen und Layouts verführen die rechte Gehirnhälfte der Menschen dazu, sich die geeignete Umgebung zu schaffen, um allein oder gemeinsam zu arbeiten. Digitale und physische Präsenz werden miteinander verschmelzen. Moderne Techniken ermöglichen eine einfache, grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Menschen in der ganzen Welt. Eine Synthese zwischen dem physischen und dem digitalen Büro wird neue Arbeitsstandards hervorbringen.
Schönheit und Qualität
Bürogebäude und -Interieurs sind Teil der Unternehmensidentität. Firmen sind sich zunehmend bewusst, was ihre Bürohäuser für die Stadt und was die Innenräume für Besucher*innen und Mitarbeiter*innen bedeuten. Hier ist ein Wandel der Identitäten zu beobachten. Traditionelle Unternehmen beginnen, ihr Erscheinungsbild zu verjüngen, um junge Talente anzuziehen, während Big Tech sich auf ein weniger verspieltes und reiferes Image zubewegt.
Zeitgenössische Vorstellungen von Ästhetik und Schönheit berücksichtigen materielle Ressourcen, die Verwendung natürlicher und lokaler Materialien und die Kultur. In der Zentrale von Česká spořitelna in Prag, die HofmanDujardin in Zusammenarbeit mit Baumschlager Eberle Architekten entwarfen, verleiht das Holz der einheimischen Esche den Innenräumen einen warmen Charakter, während die Glaskunst der Region die ausdrucksstarken Lichtinstallationen inspirierte.
Die Einführung von Nachhaltigkeitssiegeln wie LEED, BREEAM und WELL bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen öffentlich zu machen. Was diese Labels vereint, ist das Ziel einer ganzheitlichen, nachhaltigen Entscheidungsfindung auf mehreren Ebenen. Das kommt auch den Architekt*innen zugute. Denn zeitlose Schönheit und Qualität führen ebenfalls zu Gebäuden, die nachhaltig sind – da sie der Zeit standhalten und lange genutzt werden.
Natur und Finanzwesen
Die Baubranche spielt eine wichtige Rolle bei den globalen Emissionen. Obwohl bereits umfangreiche Maßnahmen bei der Entwicklung nachhaltiger Arbeitsplätze durchgeführt werden, reicht das bei Weitem nicht aus, um das Pariser Abkommen zu erfüllen. Wir treten nun in eine Ära ein, in der Recycling mehr als eine Spielerei ist – und in der es nicht ausreicht, Architektur nur „weniger schlecht“ zu entwickeln als bisher. Nach vielen erfolglosen Anläufen sehen namhafte Anbieter nun auch einen Markt für zirkuläre Bau- und Produktionsmethoden. Neue Produkte aus natürlichen Quellen und recycelten Materialien ermöglichen es Architekt*innen, über nachhaltige Lösungen in größerem Umfang nachzudenken.
Doch wer nimmt höhere Kosten in Kauf, um unseren Planeten zu retten? Bislang ist das Bauen mit Beton und Stahl viel billiger als das Bauen mit Holz. Und das gilt auch für den Preis von synthetischen Oberflächen im Vergleich zu natürlichen Materialien. Solange die Kosten für Emissionen und Recycling nicht in den Produktpreis eingerechnet werden, sind nur wenige Unternehmen bereit oder in der Lage, für zusätzliche Kosten aufzukommen. Natur und Finanzen sollten besser in Einklang gebracht werden. Dann wird die Transformation hin zu einer kreislauforientierten und kohlenstoffneutralen Industrie gelingen und wird die Welt um uns herum, einschließlich unserer Büros, sich grundlegend verändern.