Das zeitgenössische Kunsthandwerk hat eine neue internationale Plattform: Die Publikumsmesse TRESOR contemporary craft in Basel. Vom 21. bis 24. September feierte sie Premiere, und die Messlatte lag hoch – nicht weniger als die Sammlerstücke der Zukunft wollte sie zeigen. Mit dabei als Show- und Loungepartner war auch der Schweizer Hersteller Girsberger, der mit einer von Gion A. Caminada kuratierten Installation für Aufsehen sorgte.
Wer durch Halle 3 der Messe Basel schlenderte, musste nur seiner Nase folgen: Der Duft von Baumharz führte die Besucher zielsicher zu einem zentral positionierten, monumentalen Tisch aus Lärchenholz, der ein baugleiches, im Vergleich winzig erscheinendes Modell in gebrauchsfähiger Dimensionierung überdachte. touch wood taufte der vielfach preisgekrönte Architekt und Professor an der ETH Zürich seine fast schon sakral wirkende Installation, die mit unserer Wahrnehmung der Dinge spielt. „Die andere Größe zieht den Tisch bewusst aus seiner Gewöhnlichkeit heraus, aus der menschlichen und sozialen“, erläutert er. „Der Versuch mit den beiden Tischen ist als eine Suche nach dem Wesen der Dinge und nach unseren möglichen Beziehungen zu ihnen zu verstehen.“
Anhand der bildhaften Komposition greift Gion A. Caminada eine Thematik auf, die seine Laufbahn stark geprägt hat. Geboren im abgelegenen Bündner Bergdorf Vrin, trägt er als Architekt seit über zwanzig Jahren entscheidend dazu bei, dass sein Heimatort nicht der grassierenden Landflucht zum Opfer fällt. Mit den baulichen Erweiterungen des Dorfes – darunter auch sein eigenes Wohnhaus und Studio – kreierte er eine zeitgemäße Interpretation der traditionell alpinen Strickbauweise, die die kulturelle Eigenheit der Region respektiert und erhält. Er möchte Orte schaffen, die Identität stiften, meint Caminada, der in seiner Jugend eine Lehre zum Bauschreiner absolvierte. Und Identität entstünde eben auch durch die Dinge, die Teil des Ortes sind. Deshalb sei die Wiedergewinnung handwerklicher Qualitäten für die Gegenstände des Alltags das oberste Ziel in Zeiten von Massenproduktion und Wegwerfkultur.
In Girsberger hat der idealistische Planer zweifellos einen perfekten Verbündeten gefunden. So fertigte der renommierte Objekt- und Büromöbelhersteller bereits nach Caminadas Designvorgaben das Mobiliar für seine Tegia da vaut, eine von der ländlichen Bürgergemeinde Domat/Ems in Auftrag gegebene Waldhütte. Seit vielen Jahren setzt das Unternehmen in Familienbesitz neben den eigenen Kollektionen auf die Herstellung maßgefertigter Möbel sowie auf die nachhaltige und Authentizität bewahrende Wiederherstellung bestehenden Mobiliars. Darüber hinaus verarbeitet Girsberger in seiner Manufaktur am Standort Bützberg ausgesuchtes Massivholz zu Tischen und Sideboards. Auch der gerade in Basel gezeigte Riesentisch und sein normal dimensionierter Ableger, der in fünf signierten Exemplaren in den Maßen 90 x 175 Zentimeter erhältlich ist, wurden hier gefertigt. Auf der Messe erstmals zu sehen war außerdem das neue Massivholz-Tischsystem Akio von Mathias Seiler.
Mit seiner Passion für das Handwerk und die hochwertige Holzverarbeitung schwimmt Girsberger gegen den Strom – und trifft doch genau den Nerv der Zeit. Das beweisen nicht zuletzt die guten Besucherzahlen der TRESOR contemporary craft, die für die allgemeine Sehnsucht nach (be-)greifbarer, von Hand gefertigter Schönheit in der digitalen Ära stehen.

Girsberger
Die Schweizer Unternehmensgruppe wurde im Jahr 1889 als Drechslerei gegründet und entwickelte sich bald zu einem namhaften Sitzmöbelhersteller. Schwerpunkt des Angebots sind heute qualitativ hochwertige und innovative Möbellösungen für den Büro-, Objekt- und Wohnbereich sowie eine besondere Verarbeitungskompetenz im Segment Massivholz.
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