Das Baukastenprinzip
Der Umbau der Unibibliothek Freiburg mit passenden Loungemöbeln

Partner: Brunner
Die Universitätsbibliothek Freiburg zählt zu den bedeutendsten Wissenschaftsbibliotheken Deutschlands. Ein Umstand, dem ihr ursprüngliches Gebäude kaum gerecht wurde. Der massive Betonbau aus den Siebzigerjahren war nicht nur städtebaulich extrem umstritten, sondern nach über dreißigjähriger Nutzung in einem maroden Zustand. Über die erfolgreiche Wiedergeburt einer Institution – und das Wagnis eines Möbelherstellers.
Der Platz der Universität im Herzen der Stadt Freiburg ist geprägt von klassizistischen Bauten, historischer Blockrandbebauung und kleinen Reihenhäusern. Das 1978 fertiggestellte und vom Universitätsbauamt geplante Bibliotheksgebäude erinnerte entfernt an ein Parkhaus und war von Beginn an ein störender Fremdkörper. Hinzu kamen Schäden am Beton, eine gesundheitsgefährdende Belastung durch Asbest und Betriebskosten von über einer Million Euro pro Jahr aufgrund der veralteten Haustechnik. Mehr als genug Gründe also für das Land Baden-Württemberg, einen Architekturwettbewerb zur Sanierung auszuloben. Gewonnen haben ihn die Architekten von Heinrich Degelo aus Basel mit einem Entwurf, der die Betonfassade durch Glas und Stahl ersetzt. Oder wie die Architekten es selbst formulieren: den Rohdiamanten in einen geschliffenen verwandelt.
Aus Alt fräs Neu
Um die Kosten des Umbaus im Rahmen zu halten, wurden die Tiefmagazine mit über drei Millionen Büchern im zweiten und dritten Untergeschoss erhalten und die ehemalige Tiefgarage im ersten Untergeschoss in ein Freihandmagazin für 700.000 Bände umgewandelt. Die Betonelemente der Fassade wurden weggeschnitten und das Gebäudevolumen um ganze 15.000 Kubikmeter verringert. Die erfolgreich umgesetzte energetische Optimierung durch Nutzung intelligenter Haustechnik, einer Photovoltaikanlage sowie die Kühlung durch Brunnenwasser führt zu einer Einsparung von bis zu sechzig Prozent. Eine beeindruckende Konsequenz, die sich auch beim Innenausbau fortsetzt.
Möbel nach Maß
„Bei der Unibibliothek gab es keine klassische Unterteilung in Architektur und Innenarchitektur“, erklärt Heinrich Degelo. „Die verwendeten Materialien sollten innen wie außen in ihrer natürlichen Erscheinung eingesetzt werden.“ Die dazu passenden Loungemöbel zu finden, stellte sich jedoch als unerwartet schwierig heraus. Zum einen sollten sie ästhetisch mit dem reduzierten Interieur aus Stahl und Beton harmonieren. Zum anderen mussten sie sehr hohen Anforderungen an Modularität, Haltbarkeit und Hygiene entsprechen. Eigentlich existierte das ausgeschriebene Möbelsystem noch gar nicht auf dem Markt, wie schließlich Philip Brunner, Vertriebsleiter des badischen Objektmöbelherstellers Brunner, feststellte. Das Familienunternehmen beschloss das Risiko einzugehen, ein ganz neues Produkt zu entwickeln – und wandte sich an das Designerduo Jehs+Laub.
Ein Baukasten als Lösung
„Der besondere Reiz an dem Projekt war, sich in eine bestimmte Rolle reinzudenken, nämlich die des Architekten, der spezifische Aufgabenstellungen hat und ein Gebäude baut, in dem er verschiedene Zonen bespielen muss“, erinnert sich Markus Jehs. „Unser Ziel war es, ihm einen schönen Baukasten an die Hand zu geben, mit dem er all diese Probleme lösen kann und der leicht verständlich ist.“ Die Basis ihres modularen Möbelsystems banc bildet eine leichte und dennoch formstabile Aluminiumwange, die durch vollumpolsterte Sitz- und Rückenelemente in drei Höhen ergänzt wird. So können wahlweise raumbildende Sitzlandschaften, einzelne Arbeitsplätze oder abgeschlossene Kojen gebildet werden. Ergänzt wird das System durch praktische „Satelliten“ in Form von Beistelltischen und Sesseln. Zwei Wochen Zeit blieben am Ende für den Bau eines ersten Prototypen. Er überzeugte das Gremium der Universität auf Anhieb.
Heute sind es die zahlreichen Sitzlandschaften und Arbeitskojen der banc-Familie , die die offen gestaltete Bibliothek strukturieren und den Studierenden das Arbeiten erleichtern – an Spitzentagen sind es bis zu 14.000 Besucher. Eine Zahl, die die ursprünglichen Erwartungen weit überschreitet. Und im Grunde alles sagt.

Brunner
Brunner lebt für Möbel, die Neues möglich machen. Das im Jahr 1977 gegründete Familienunternehmen zählt zu den führenden Objektmöbelherstellern Europas. Hauptmotivation bei Brunner früher, heute und in Zukunft: Herausforderungen suchen und passende Lösungen finden, die perfekt sitzen. So entstehen Objektmöbel von hoher ästhetischer und funktionaler Qualität, produziert "Made in Germany".
Zum ShowroomDesigner der Loungemöbel
Jehs+Laub
Mehr Projekte
Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Zukunft im Industriedenkmal
PLY Atelier gestaltet Ramboll-Office in den Berliner Wilhelm Hallen

Kalifornische Moderne
Fabrikhallenbüro nahe Hollywood von 22RE

Zwischen White Cube und Colour Blocking
Batek Architekten gestalten Prophylaxepraxis T7.2 in Berlin

Flexibles New-Work-Office
Bürogebäude für Sevdesk in Offenburg von Müller + Partner

Zirkuläre Metamorphose
Lucas Muñoz Muñoz modernisiert eine Büroetage in Madrid für Sancal

Neue Rohheit
Brutalistisch angehauchte Umbauprojekte in drei europäischen Metropolen

Mut zur Veränderung
INpuls verwandelt das Landratsamt Freising in ein Bürgerbüro mit Zukunft

Alles im Kasten
Büro der Filmproduktion Dynamic Frame in Zürich von balbek bureau

Design à la campagne
Erwan Bouroullecs Bauernhaus im Burgund

Immer der Farbe nach
Studio Carcasse gestaltet ein neues Büro für Thoughtworks in Berlin

Büro mit Herz
Studio Theobald baut eine Gewerbeetage für Komplizen Film in Berlin um

Zwischen Natur und Technik
Johan Mångsén gestaltet das Interior des Bremer Saab-Büros

Londoner Zeitreise
Neue Büroflächen im Henry Wood House von Nice Projects

Moderner Filmsalon
Büroausbau von Civilian in New York City

Viel mehr als nur Schau
Mode-Showroom Casey Casey in Paris von Atelier NEA

Büro als Begegnungsstätte
Neues Headquarter von Henning Larsen und Ramboll in München

Labor mit Blick ins Grüne
Neue Büroräume von Graft in Berlin-Mitte

Mut zur Transparenz
Architekturbüro Hawkins\Brown bezieht eine Londoner Ladenfläche

Geschmackvolle Pausenräume
Kantinen und Cafeterien mit Aufenthaltsqualität

Wohnliche Praxis
Clinique Monkland in Montreal von Atelier Échelle

Arbeiten im Wohlfühlbereich
Neugestaltung der Innenräume des Fiandre-Hauptsitzes von Iosa Ghini Associati

Neues Leben im alten Amt
Sanierung eines Dresdner Baudenkmals

Ruhe und Ratio
Ein ehrlich gemütliches Büro in Tokio von DDAA

Einschneidende Geste
Umbau des VdK-Büros in Stuttgart von Studio Alexander Fehre

Amtsstube mit Wohlfühlfaktor
Notariat in Affoltern am Albis von Hobiger Feichtner

Filmreife Kulisse
Ein Arbeitsplatz in Berlin-Kreuzberg als cineastische Hommage von RHO

Futuristisches Fachwerk
Holz-Hybrid-Gebäude in Heilbronn von Waechter + Waechter Architekten

Multifunktionaler Kulturtreffpunkt
1zu33 gestaltet ein Autohaus in Hamburg

Schutz vorm Schall
Wohnliches Büro von Kami Blusch in Berlin
