Der Bungalow als Bühne
Architekturbüro bfs d baut ein Atriumhaus von Eduard Ludwig im Hansaviertel um

Partner: VOLA
Das Berliner Architekturbüro bfs d hat ein Atriumhaus des Architekten Eduard Ludwig umgebaut. In den fünfziger Jahren anlässlich der Interbau 57 im Berliner Hansaviertel entstanden, glänzt der Flachdach-Bungalow heute mit einem luftigen Interiordesign, das auf Möbelklassiker setzt.
Wer im Berliner Hansaviertel wohnt, kann sich glücklich schätzen: mitten in der Stadt und doch im Grünen. Ende der fünfziger Jahre entstand hier am Rande des Tiergartens ein komplett neues Stadtquartier auf den Ruinen eines gutbürgerlichen Wohnviertels. International renommierte Architekten wie Walter Gropius, Alvar Aalto, Arne Jacobsen und Oscar Niemeyer entwarfen dafür öffentliche Bauten und auch Wohnhäuser – als politische und gestalterische Antwort auf die zuvor im Berliner Osten entstandene Frankfurter Allee. Mit Kirchen, Bibliotheken, Bungalows, Hoch- und Reihenhäusern – teils experimenteller Architektur – ist das Hansaviertel heute ein stadtplanerischer, architektonischer und zugleich bewohnter Schaukasten der späten Moderne.
Der Architekt: der große Unbekannte
Der Name Eduard Ludwig ist nur wenigen ein Begriff, was wohl vor allem seinem frühen Tod 1960 geschuldet ist. Denn Ludwig hat nicht nur das im Berliner Volksmund Hungerharke genannte Luftbrücken-Denkmal am ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof entworfen. Er war auch Schüler von Ludwig Mies van der Rohe am Bauhaus in Dessau und später als Architekt in dessen Berliner Büro tätig.
Das Einfamilienhaus ist eines von insgesamt fünf Atriumhäusern, die Ludwig in der Händelallee geplant hat. Eines davon bezog er selbst. Das von bfs d umgebaute Haus weist einen F-förmigen Grundriss auf, der durch zwei unterschiedlich große Höfe entsteht, die als Terrassengärten gestaltet sind. Durch die zwei Atrien fällt viel Tageslicht ins Innere des Flachdachbaus, der mit den Jahren baulich stark überformt wurde – einschließlich unpassender Holzfußböden, Wintergärten und Regenfängen. Diese Überformungen zu entfernen, originale Bausubstanz zu sichern und mit einem zeitgemäßen Interior zu versehen, das war das Ziel der Architekten.{{inlineGalerie1}}
Das Haus: Mid Century reloaded
Keine ganz einfache Aufgabe, ist der Bungalow doch ein Einzeldenkmal und Teil eines geschützten Ensembles zugleich – einschließlich des mit einer hohen Eternit-Mauer umfassten Gartens, der direkt an den Tiergarten grenzt. Die Umbaumaßnahmen konzentrierten sich vor allem auf die Innenräume, wobei stark in den Grundriss eingegriffen und die Anzahl der Zimmer verändert wurde. Die Architekten entschieden sich gegen die kleinteilige, nicht mehr zeitgemäße Variante aus den Fünfzigern. Stattdessen setzen Stefan Flachsbarth und Michael Schultz auf eine große offene Küche samt Essplatz, an die das Wohnzimmer anschließt. Eine fugenlose, hellgraue PU-Beschichtung als Fußbodenbelag, grauweiß gestrichene Wände und hellrosa Decken lassen die Räume ineinander fließen und größer wirken. Während die Einbauten wie Küchenmöbel, Schränke und andere Stauraummöbel geradlinig und farblich sehr zurückhaltend gestaltet sind, mögen es die Bewohner beim frei beweglichen Interior farbenfroh. Immer wieder wird ein Stuhl, eine Vase oder ein Teppich mit gewagten Mustern und Farben eingestreut. Sie durchbrechen die strenge Architektur, ebenso wie die Kombination von neuen Möbeln und Leuchten (von Artek, Rolf Benz, Porro und Flos), die gemischt werden mit namenlosen, aber ebenso schönen Vintage-Stücken.
Die Badezimmer: Travertin und Arne Jacobsen
In den zwei Badezimmern – Gästebad und Master Bathroom – geht es zurückhaltend zu. Beide sind mit beigefarbenen Keramikplatten von Ann Sacks verkleidet, deren gestalterische Besonderheit in kreisrunden Reliefs besteht. Im Master Bathroom, der sich dem Schlafzimmer anschließt, werden für die große begehbare Dusche als Kontrast kleine schwarze Fliesen verwendet. In Absprache mit der Denkmalpflege wurde hier ein Fenster geschlossen und die Dusche nun stattdessen mit einem runden Oberlicht beleuchtet. Luxuriös gibt sich der kubische Waschtisch, der mit Platten aus Travertin verkleidet ist. Er birgt neben den rechteckigen Waschbecken mit Arne-Jacobsen-Armaturen von Vola genügend Stauraum und wird von einem großen Spiegel bekrönt. Beigestellt ist dem Waschtisch der Holzhocker Pirkka von Ilmari Tapiovaara, der in seiner Materialität und gestalterischen Verspieltheit das strenge Ambiente des Badezimmers aufbricht.
Das Atriumhaus in der Händelallee wird durch zwei Klammern zusammengehalten: die strenge Architektur von Eduard Ludwig und die zurückhaltenden Details wie Böden, Decken und Fenster. Zusammen ergeben sie die Bühne für ein Interior, das sehr spielerisch umgeht mit neuen Möbeln und Vintage-Stücken. Angst vor einem Stilbruch hat hier niemand.
FOTOGRAFIE Annette Kiesling
Annette Kiesling

VOLA
Weltweit schätzt man VOLA Armaturen wegen ihres zeitlosen Designs. Sie werden aus den hochwertigsten Materialien in Dänemark hergestellt, sind wassersparend und generationenübergreifend in Benutzung. Dank ihres Baukastensystems bieten sie eine große Vielzahl an individuellen Einsatzmöglichkeiten an.
Zum ShowroomMehr Projekte
Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Der Fjord als Bühne
Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Mehr als heiße Luft
Saunen inmitten der Natur

Monolith in der Schwebe
Ein abgelegenes Waldbad von Vector Architects in China

Vision und Tradition
Hotel Badeschloss in Bad Gastein von BWM Design

Wohnen im Wasserwerk
Loftwohnung in ehemaligem Pumpwerk von Giorgio Gullotta Architekten

Moderner Barock
Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Sportliche Erfrischung
Neuer DFB-Campus in Frankfurt am Main von kadawittfeldarchitektur

Moderne Badkultur
Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Trigonale Interventionen
Altbausanierung in Porto mit modernen Ecken von Paulo Moreira

Unikate aus Titan-Stahl
Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Radikales Raffinement
Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Schutzraum wird zum Wohnraum
Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Ganzheitliche Genesung
Krankenhausneubau von tsj-architekten in Niedersachsen

Maritime Farbwelten
Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates

Besondere Böden
Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Moderne Behaglichkeit
Ausgestaltung einer Villa im Großraum Frankfurt von Andrea Busch Inneneinrichtung

Heilende Räume
Umbau einer Reha-Einrichtung in Polen

Fenster zum Bad
Ein 10.000-Euro-Umbau von TAKK in Barcelona

Baden in Beton
Ehemaliges Lagerhaus in Athen wird zum Penthouse

Ausweitung der Komfortzone
Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Mit Scarpa baden
Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Gestaffeltes Wohnhaus
Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Mediterrane Moderne
Zweizimmerwohnung in Barcelona von Szymon Keller

Durchbruch zur Natur
Hotel Sou von Suppose Design Office auf der japanischen Insel Fukue

Reflektierte Flusslandschaft
Neugestaltung der Sanitärräume auf der Münchner Praterinsel

Buntes Versteck
Ein Hausumbau von i29 in Amsterdam

Schwereloses Schwimmbecken
HAL Architects bringen einen Londoner Pool zum Schweben

Rein in Stein
Die schönsten Natursteinbäder

Showroom-Szenarien
Der neue Laufen Space in Berlin von Konstantin Grcic
