Der Patient als Gast
Klinikgebäude in Eisenberg von Matteo Thun und HDR
Partner: JUNG
Matteo Thun & Partners haben gemeinsam mit den Architekten von HDR für die Waldkliniken im thüringischen Eisenberg ein innovatives Bettenhaus entworfen, das aus architektonischer und medizinischer Sicht Modellcharakter hat. Getreu dem Leitbild „der Patient als Gast“ ist die Hotelstandards entsprechende Innenarchitektur geprägt von nachhaltigem Holz, warmen Farbtönen und hochwertigem Design – bis hin zu den Lichtschaltern von JUNG.
Eingebettet in die idyllische Landschaft des Thüringer Waldes fällt das neue Bettenhaus der Waldkliniken Eisenberg durch seine ungewöhnliche Form auf: Das kreisrunde Gebäude bietet aus allen 128 Patientenzimmern einen Panoramablick auf die umliegende Natur. Damit orientiert sich das in Holzhybridbauweise errichtete Haus stark am „Healing Environment“-Gedanken, der die Umgebung als wichtigen Faktor im Heilungsprozess betrachtet.
Flickflack-Zimmer
Der Entwurf von Matteo Thun habe sich besonders auf das Bettenzimmer als unmittelbaren Aufenthaltsort der Patienten konzentriert, berichten die ausführenden Planer*innen Katja Schober und Stefan Opitz des auf den Krankenhausbau spezialisierten Architekturbüros HDR. Dabei lag die Herausforderung vor allem darin, das allgemeine Qualitätsbestreben mit der Realität eines kommunalen Krankenhausbetriebes zu vereinen – Mindestbelegung: zwei Patienten pro Zimmer. „Matteo hat es zu Beginn der Planung einmal als Flickflack-Zimmer bezeichnet“, erzählt Opitz. Während der Regelfall bei einem klassischen Zweibettzimmer eine Parallelaufstellung vorsieht, wurden bei diesem Projekt die beiden Betten nicht nebeneinander, sondern versetzt gegenüber aufgestellt. Das erleichtere sowohl den Dialog als auch eine unkomplizierte Abgrenzung mithilfe eines Vorhanges. Zudem ergebe sich aus der Gebäudeform des Kreises im Außenbereich ein Freiraum, der als Wintergarten und Begegnungsort von zwei Zimmern gemeinsam genutzt werde. „Die Patientenaktivierung durch so eine Stimulierung ist wirklich ein ganz essenzieller Bestandteil dieses ganzen Therapiekonzeptes“, betont Opitz.
Krankenhaus mit Hotel-Komfort
Da der Bauherr eine DEHOGA-Klassifizierung für Hotellerie anstrebte, waren die Anforderungen an die Innenarchitektur hoch. Material der Wahl war das Holz der Region, das sowohl bei den Möbeln als auch beim Bodenbelag zum Einsatz kam. Grüne Wandfarben und Polstermöbel greifen das Naturthema der Umgebung auf und werden von warmen Grau- und Gelbtönen ergänzt. Bei den Lichtschaltern entschieden sich die Architekten für den nachhaltigen Designklassiker LS 990 von JUNG in Alpinweiß und Messing Antik. Dabei wurden die Schalter auf geschickte Weise so eingesetzt, dass sie perfekt mit dem Interieur harmonieren und gleichzeitig edle Kontrastpunkte setzen: Mal verschmelzen die dunklen Messingschalter förmlich mit einem hölzernen Wandpaneel, mal heben sie sich deutlich von einer hellen Wandfläche ab. Außergewöhnlich ist bei diesem Projekt jedoch nicht nur das gelungene Endergebnis, sondern auch die enge Einbeziehung der Mitarbeiter in den Entwurfsprozess. Anhand eines Mock-ups konnten sie alle Entscheidungen auf ihre Praxistauglichkeit überprüften.
Regionale Baukultur und Brandschutz
Eine weitere Besonderheit ist die Holz-Beton-Hybridbauweise des Bettenhauses. Selbst für die Planer*innen von HDR stellte das Projekt in dieser Form eine Premiere dar. „Der Saale-Holzland-Kreis ist ein Holzbauland, aber im ingenieurtechnischen Hochleistungsbereich ist es tatsächlich Neuland“, erläutert Stefan Opitz. „Die größten Herausforderungen beziehen sich auf den Holzhybridbau, auf die Holzfassade, die wir in den Obergeschossen ausgeführt haben“, ergänzt Katja Schober. „Brandschutz ist ja im Krankenhausbau ein Riesenthema.“ Dabei konnten die Architekt*innen nicht auf Standardlösungen zurückgreifen, sondern mussten gemeinsam mit den regionalen Bauunternehmern individuelle Detaillösungen erarbeiten. Ihr Fazit: Es sei ein wichtiges Signal, dass man auch komplexe Bauprojekte in Deutschland auf solche Art errichten und dabei deutlich Beton und Stahl einsparen könne. „Es wäre wirklich schön, wenn das Projekt so eine Strahlkraft entwickeln würde, dass sich auch andere Bauherren damit auseinandersetzen, stärker den Menschen als Gast und als Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu rücken“, hofft Katja Schober.
JUNG im Gespräch mit Stefan Opitz und Katja Schober
FOTOGRAFIE Henrik Schipper/ HG Esch
Henrik Schipper/ HG Esch
Projektname | Bettenhaus der Waldkliniken Eisenberg (WKE) |
Standort | Eisenberg/Thüringen |
Architekten | HDR Architekten / Matteo Thun & Partners |
Eröffnung | Oktober 2020 |
BGF | 16.550 Quadratmeter |
Bettenanzahl | 246 Betten in 128 Zimmern (13 Privatzimmer) |
JUNG
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