Familienerbe im Wandel
Hotelumbau von ASAGGIO Architekten in Brixen

In der historischen Altstadt von Brixen wagten Petra und Florian Fink im August diesen Jahres einen Neuanfang. Unter der Regie von ASAGGIO Architekten aus Südtirol verwandelten sie ein über 600 Jahre altes Laubenhaus in ein stilvolles Neun-Suiten-Hotel samt Spa-Bereich und Klosterküche. Natürlichkeit und Einfachheit gaben gestalterisch den Ton an.
Nur wenige Meter von der Hofburg entfernt befindet sich das Stadthaus fink inmitten der Brixner Altstadt. Vor über 600 Jahren erbaut – die ersten urkundlichen Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1039 – unterzog sich das historische Südtiroler Laubenhaus schon mehrfach einer bedeutsamen Metamorphose. So wurden die alten Mauern über die Jahrhunderte als Postamt, Kupferschmiede und Kaffeehaus genutzt und dabei häufig aus- und umgebaut. Außerdem deuten Erker und Fresken darauf hin, dass es auch klösterlichen Zwecken diente. Im Jahr 1896 erwarb der Wirt und Metzger Johann Fink, Florians Urgroßvater, das Laubenhaus und ließ jenen traditionellen Gastbetrieb entstehen, den die aktuellen Besitzer*innen vor etwa acht Jahren und in 4. Generation übernahmen.
Stilistischer Neuanfang
„Dadurch, dass die zwei Stadthäuser in der Vergangenheit mehrfach umgebaut und erweitert wurden, glich das fink einem Flickenteppich aus verschiedenen Baustilen, Materialien und Stilrichtungen“, erinnern sich die Hoteliers. Das eigentliche historische Gemäuer aber schlummerte tief darunter und blieb verborgen. „Also fingen wir während Corona an, Ideen auszuarbeiten, Konzepte zu entwickeln und jenen Grundstein für ein Hotel zu legen, das Florians Leidenschaft für das Kochen und meine Liebe zum Design unter einem Dach vereint“, erzählt Petra Fink. Das Ziel: Dem periodischen Stilmix ein Ende zu bereiten und ein stimmiges Konzept für das gesamte Gebäude zu entwickeln, das seinen ursprünglichen Charakter wiederbelebt.
Zurück zum Ursprung
Der besonderen Herausforderung bewusst, nahmen sich die Südtiroler ASAGGIO Architekten der Neugestaltung an und rückten dabei den Bezug zur klösterlichen Vergangenheit in den Fokus. Einerseits galt es, durch die Verwendung weniger, ausgewählter Materialien Ruhe zu schaffen. Andererseits sollte mit schlichter, unaufdringlicher Einrichtung dem historischen Stadthaus Respekt gezollt werden.
Nachhaltiges Konzept
Dabei folgte der gesamte Umbau einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzept: So wurden die alten Mauern behutsam freigelegt, mit Naturmaterialien isoliert und anschließend mit sandfarbenem Kalk handgespachtelt. Während sich in den öffentlichen Bereichen grau gesprenkelter, venezianischer Terrazzo durch das Gebäude zieht und ihm eine besondere Note verleiht, kleiden Holzböden aus Eiche die neun Suiten und schaffen ein einladendes Raumgefühl.
Recycelbare Möbel
Ebenso klar und puristisch zeigt sich die Ausstattung der Räume. Ein Großteil der Möbel wurde maßgefertigt und besteht von der Schraube bis zum Rahmen aus Holz. Das Mobiliar ist somit zur Gänze recycelbar. Einen Kontrast zum Holz bilden Elemente aus Schwarzstahl. Naturfarbene Vorhänge und Polsterstoffe sorgen für Behaglichkeit. Diese wird durch versteckte Schallpaneele sowie ein dezentes, warmes Beleuchtungskonzept verstärkt. Unterdessen trifft man im gesamten Gebäude auf Rundbögen, die sich als wiederholendes Motiv – von den Holztüren und Durchgängen bis hin zu den Wandspiegeln in den Suiten – durch das Haus ziehen und Kohärenz schaffen.
FOTOGRAFIE Konstantin Volkmar Konstantin Volkmar
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