Geschichte weiterschreiben
Neugestaltung des Hauses Bruno Lambart in Düsseldorf
Partner: JUNG
Studio Nidus hat eine Vorliebe für Bestandsimmobilien. Eine Vorliebe dafür, selbstbewusst von der Geschichte eines Gebäudes zu erzählen und es gleichzeitig behutsam in die Zukunft zu führen. Auch bei der Sanierung des Hauses Bruno Lambart in Düsseldorf gelang dem Studio für Architektur, Design und Immobilienentwicklung ein sensibler Stil-Transfer von den Fünfzigerjahren in die heutige Zeit. Fein ausgearbeitete Details geben dabei den Ton an. Die Schalterserien LS 1912 und LS 990 von Jung komplettieren diesen Anspruch mit zeitgemäßer Funktionalität und Eleganz.
Wichtiges Fundament
Bruno Lambart (1924-2014) war einer der Nachkriegsarchitekten, die ihr Werk dem Wiederaufbau öffentlicher Bauten widmeten. Sein Œuvre soll beachtliche 540 Gebäude umfassen, darunter Rathäuser, Krankenhäuser, Schulen und Verwaltungsgebäude. Im Düsseldorfer Zooviertel, das stark durch den Krieg gezeichnet wurde, befindet sich der einzige private Wohnbau, den der Architekt je entwarf. Umso spannender: Lambart realisierte das schlichte, viergeschossiges Wohnhaus 1955 für seine eigene Familie. Gleichzeitig beherbergte es sein erstes Architekturbüro, das er damals in Partnerschaft mit seinem Studienfreund Günter Behnisch führte.
Neue Einfachheit
Nach dem Tod des Architekten Lambart im Jahr 2014 übernahm das ebenfalls in Düsseldorf ansässige Nidus Studio für Architektur & Immobilien das Gebäude. Das Projekt war ein Herzensanliegen für die Nidus-Gründerinnen Ana Vollenbroich und Annelen Schmidt-Vollenbroich, denn das Haus Bruno Lambart sollte zu ihrem neuen Zuhause werden. „Wir beschäftigten uns intensiv mit Stadthäusern aus den Wiederaufbaujahren. Schnell erkannten wir, dass es sich bei diesem Haus um ein besonderes Beispiel handelt. Insbesondere in Bezug auf die Grundrisse und die Struktur war es seiner Zeit weit voraus“, sagen die beiden Planerinnen. So konnte die wegweisende Grundrissstruktur des insgesamt 550 Quadratmeter großen Gebäudes weitestgehend übernommen und mit nur wenigen Eingriffen für heutige Ansprüche fit gemacht werden. Die prägnante, dunkelgraue Klinkerfassade mit den großflächigen Verglasungen und den schmalen, über die gesamte Fassadenbreite verlaufenden Austritten, wurde erhalten. Den eigenen Gestaltungsstil beschreiben Vollenbroich und Schmidt-Vollenbroich als „neue Einfachheit“: Architektur und Innenarchitektur auf höchstem gestalterischem und handwerklichem Niveau mit Respekt gegenüber dem Bestehenden und ganz im Sinne einer möglichst großen Aneignungsoffenheit für zukünftige Nutzer*innen. So sind aus dem einstigen Einfamilienhaus nun fünf zeitgemäße Einheiten von 99 bis 168 Quadratmeter Wohnfläche und mit 3 bis 6 Zimmern entstanden, die alle über einen Garten oder einen großzügigen Balkon verfügen.
Fünfzigerjahre mit Update
Die Nidus-Gründerinnen bewohnen aktuell das zur Straßenseite nicht in Erscheinung tretende Garten- und Erdgeschoss – über eine neu eingefügte Treppe sind die Ebenen miteinander verbunden. Die einstige Garage im Untergeschoss wurde als Badezimmer in den Wohnraum integriert. Besonderen Wert legten Vollenbroich und Schmidt-Vollenbroich auf den Erhalt stilbildender Elemente von Lambarts Nachkriegsarchitektur. Der Ausbau erfolgte dementsprechend im Sinne einer Neuinterpretation der vorgefundenen Stilelemente.
Großzügige Räume
Natürliche, hochwertige Materialien prägen die Wohnräume. Raumkonzeption und Formgebung sind schlicht und funktional. Im hellen Interior ist alles auf Großzügigkeit ausgelegt. Die ursprünglich betonte Horizontale blieb erhalten. Der Eingangsbereich führt direkt zum Herzstück, einem gewendelten Treppenhaus, ganz typisch für die Fünfzigerjahre. Für Bruno Lambart war es das kommunikative Zentrum zwischen Arbeit und Privatem – heute ist es ein historisches Statement. Geblieben sind der schwarze Terrazzo der Treppen, die weißen Wände, das filigrane Geländer mit schwarzem Handlauf aus Kunststoff. Dazu passen die ebenso filigranen, unterschiedlich tief pendelnden, schwarzen Leuchten, die Nidus Studio ergänzt hat, um ausdrucksvolle Lichtpunkte zu setzen.
Wohnen im offenen Layout
Hier befindet sich auch der Zugang zu den beiden Wohnetagen der Nidus-Gründerinnen. Durch das offene Layout wirkt die Gestaltung klar und strukturiert. Zur Straßenseite liegt die große Küche mit minimalistischem Küchenblock. Der Wohnraum mit Bibliothek und Essbereich richtet sich auf der gegenüberliegenden Seite zum Garten hin aus. Der Boden ist durchgehend in Naturstein gehalten. Dazu korrespondieren die ebenfalls hellgrauen, bodenlangen Vorhänge vor den großen Fenstern. Zwischen Wohn- und Küchenzone liegt das Gästebad. Daneben führt eine Wendeltreppe in die Gartenetage.
Harmonische Innenausstattung
Auch hier geben warme, natürliche Materialien und helle Farben den Ton an: Eichenparkett mit Fußbodenheizung und weiß getünchte Wände. Maßgeschneiderte Möbeleinbauten aus aufgehellter Eiche – als geschlossene Schränke, offene Regale oder Tischelemente – schaffen über beide Etagen einen stilistischen Zusammenhang. So pur wie möglich, nicht mehr als nötig – so könnte auch das Motto für die Auswahl der wenigen Möbel lauten: Sitzgelegenheiten, Loungetische, Beleuchtung. Gemälde mit kräftigen Farbfeldern schmücken im Wohnraum die Wände – und harmonieren mit Geometrie und Kolorit des Teppichs.
Modern interpretiert
Es ist der warme, dunkelgraue Ton der Riemchenklinker-Fassade, der referenziell im neuen Interior auftaucht und damit dezent die Verbindung von Geschichte und Gegenwart weiterträgt: bei den Fenstern mit ihren bräunlich-anthrazitfarbenen Rahmen und Schiebeelementen sowie bei der dunklen Farbe der Deckenstrahler. So ist es kein Wunder, dass auch die Elektroinstallation in diesem Setting als gestalterische Komponente in den Vordergrund tritt. Die Wahl fiel auf die eleganten Schalter der Serie LS 1912 von Jung in der Ausführung Dark, ein ebenfalls warmer, dunkler Ton. Die Serie zeichnet sich durch ihre Neuinterpretation des historischen Kippschalters aus und verbindet traditionelle Handwerkskunst mit zeitgemäßer Technik. Die Schalter sind aus Aluminium gefertigt und dunkel lackiert. Stilprägendes Element ist der zylindrisch geformte Kipphebel, der die Mechanik des Schaltens neu erlebbar macht: Er ist als Taster mit Dimmer ausgestattet und verbleibt so durchgehend in einer mittleren Position. Passend zu den Lichtschaltern wurden außerdem Steckdosen und Temperaturregler in der Ausführung Dark aus dem verwandten Programm LS 990 gewählt.
Geschichte weiterschreiben
Außen und innen vereinen sich im Haus Bruno Lambart zu einem Gesamtkunstwerk. Jede Einzelheit ist wohl durchdacht, nichts ist zu viel. Diese klare gestalterische Reduktion lenkt den Fokus immer wieder auf den architektonischen Raum. Das Nidus-Team erzählt: „Wir arbeiten gern mit dem Kontext, mit dem konkreten Bestand und der lokalen Baugeschichte, aus der wir Typen, Zitate und Referenzen entnehmen. Wir versuchen, die Geschichte eines Ortes zu verstehen und diese weiterzuschreiben. Das bedeutet auch, verschüttete Qualitäten ans Tageslicht zu befördern und eine neue Perspektive darauf zu gewinnen. Hierbei geht es nicht darum, lediglich zu rekonstruieren, sondern die Brücke zu einer zeitgemäßen Formensprache zu schlagen.“ Genau das ist mit der Sanierung des Haus Bruno Lambart gelungen. Entstanden ist ein Stadthaus, das bis ins Detail selbstbewusst sein historisches Erbe trägt und dieses mit den Anforderungen der Gegenwart verbindet.
FOTOGRAFIE Henrik Schipper / (c) JUNG
Henrik Schipper / (c) JUNG
Ort: | Düsseldorf Zooviertel |
Bauaufgabe: | Sanierung |
Typologie: | Mehrfamilienhaus |
Größe: | 550 Quadratmeter |
Baujahr: | 1955 | 2020 |
Materialien: | Terrazzo, Naturstein, … |
Produkte: | JUNG LS 1912, LS 990 |
JUNG
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