Drei Pavillons für ein Familiendomizil
Australisches Wohnhaus von Pandolfini Architects und Lisa Buxton

In einem Vorort von Melbourne hat das Büro Pandolfini Architects ein skulpturales Wohnhaus entworfen, das durch die Handschrift der Innenarchitektin Lisa Buxton eine ebenso wohnliche wie emotionale Tiefe erhält. Entstanden ist ein Ensemble, das Raum für Ruhe, Rückzug und alltägliche Schönheit schafft.
Ungewöhnlich war schon das Grundstück, auf dem das neue Familiendomizil in einem Vorort von Melbourne entstehen sollte – und damit auch sein Grundriss: Um das lang gestreckte, rechteckige Bauland optimal zu nutzen, entwarf das lokal ansässige Büro Pandolfini Architects einen Gebäudekomplex aus drei hintereinander angeordneten Pavillons. Das zentrale Wohnhaus ergänzten die Architekt*innen auf der einen Seite mit einem zweigeschossigen Schlafpavillon und auf der anderen mit einem Garagenbau, in dem die wertvolle Oldtimersammlung der Bauherr*innen Platz findet. Durch großzügige Verglasungen, Innenhöfe und gezielt gesetzte Sichtachsen schufen die Planer*innen räumliche Verbindungen, natürlichen Lichteinfall und diverse Rückzugsmöglichkeiten.
Zeitlose Anmutung
Ungewöhnlich waren auch die Inspirationsquellen, an denen sich Pandolfini Architects für dieses Projekt orientierten: antike Ruinen und klassische Industriebauten. Mit robusten, strapazierfähigen Materialien wollten die Architekt*innen nicht nur ein pflegeleichtes Gebäude schaffen, das in Würde altert, sondern auch durch eine klare, zeitlose Formensprache das Gefühl von solider Beständigkeit vermitteln. Patiniertes Kupfer, ziegelverkleidete Volumen und eine massive Betonplatte verweisen bereits an der Fassade auf jene Materialien, die an die historische sowie industrielle Vergangenheit erinnern – und sich konsequent durch das gesamte Innere des Hauses ziehen.
Stilistisches Gleichgewicht
Die ausgewogene Verbindung von skulpturaler Architektur und wohnlicher Atmosphäre verdankt das Projekt maßgeblich der Zusammenarbeit mit der Innenarchitektin Lisa Buxton. Ursprünglich lediglich für die Möbelauswahl vorgesehen, brachte sie schon bald eine neue, emotionale Tiefe in den Entwurfsprozess ein. Im engen Austausch mit Pandolfini Architects und der Bauherrschaft entwickelte sie ein fein abgestimmtes Gegengewicht zur klaren, funktionalen Formensprache der Architektur – mit organischen Formen, lebendigen Texturen und markanten Farbakzenten.
Gestaltete Spannung
Die Gegenüberstellung von Ästhetik und Funktionalität, Weichheit und Härte, Helligkeit und Dunkelheit zeigt sich besonders markant im Wohn- und Küchenbereich. Dort erzeugte Lisa Buxton durch das Zusammenspiel von rohem Sichtbeton, amerikanischer Eiche und poliertem Putz eine spannungsreiche Atmosphäre. Rundungen verleihen dem großzügigen Raum eine gewisse Fluidität und eine weiche, feminine Note. Dieses gestalterische Motiv findet sich auch in der Formensprache der Möbel und Leuchten wieder.
Organische Motive
Fließende Linien prägen die Badezimmer im Obergeschoss des ersten Pavillons. Im Bad der Töchter unterstrich Lisa Buxton das feminine Leitmotiv mit mundgeblasenen Wandleuchten in Blütenform, zartrosafarbenen Fliesen und einem erdigen Terrazzoboden. Das Masterbad gestaltete sie mit Marmor und Travertin – und schlug damit einen materiellen Bogen zum zentralen Wohnpavillon, dem Herzstück des Hauses, wo ebenfalls Naturstein für eine warme und behagliche Atmosphäre sorgt.
Präzise Zurückhaltung
Lisa Buxton vermied bewusst eine dekorative Überladung und setzte stattdessen auf ausgewählte Fundstücke, maßgefertigte Accessoires und gezielt platzierte Statement-Pieces – etwa das Sofa Standard von Edra, die Stehleuchte 9602 von Gubi oder die skulpturalen Hocker von Floris Wubben und Grazia & Co.
Wohnliche Ruhe und Behaglichkeit entstanden nicht durch materiellen Überfluss, sondern durch den präzisen Einsatz von Materialien und Formen. Es ist ein Gestaltungskonzept, das zeigt: Gutes Design muss nicht laut sein – nur präzise.
FOTOGRAFIE Rory Gardiner Rory Gardiner
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