Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur
An einem See bei Stavanger wurde ein Reihenhaus aus den 1960er-Jahren neu gedacht. Smau Arkitektur öffnete den kleinteiligen Grundriss und schuf eine moderne Wohnlandschaft, deren blaue Küche vom Meer inspiriert ist.
Der Stora Stokkavatnet liegt am Stadtrand der norwegischen Stadt Stavanger, umgeben von sanften Hügeln, Wäldern und Wiesen. Wasser und Grün verschmelzen zu einer fjordartigen Landschaft. Ende der 1960er-Jahre entstanden dort Reihenhäuser, die sich zum See und der Natur öffnen sollten. Rund sechs Jahrzehnte später erwarb ein Bauherr eines der Reihenhäuser und beauftragte Smau Arkitektur mit dessen Umgestaltung.
Die erste Aufgabe für die Architekt*innen bestand darin, die kleinteilige Grundrissstruktur der Sechzigerjahre zu öffnen und in eine großzügigere Raumabfolge zu übersetzen. Mehr Tageslicht und fließende Übergänge sollten das Haus prägen, ohne dabei seinen ursprünglichen Charakter zu verlieren. So entstand auf rund 100 Quadratmetern eine Wohnlandschaft, die den Bestand respektiert und zugleich zeitgemäß wirkt.
Eine Küche in Blau
Im Zentrum des Entwurfs steht die offene blaue Küche, die von Smau Arkitektur geplant wurde. Gefertigt hat sie der auf maßgefertigte Küchen spezialisierte Handwerksbetrieb Hamran Snekkerverksted. Ihr Korpus besteht aus astfreier norwegischer Kiefer, deren Maserung sichtbar bleiben sollte, um die Natürlichkeit des Materials zu betonen. Nach zahlreichen Farbmuster-Tests fiel die Wahl schließlich auf den Ton Helsinki, eine nachhaltige Leinölfarbe des dänischen Herstellers Linolie & Pigment. Er ist inspiriert von den Wellen der Jæren-Küste in Südwestnorwegen, wo der Bauherr als Surfer einen großen Teil seiner Freizeit verbringt.
Die Bearbeitung des Holzes stellte eine besondere Herausforderung dar, weil Splint- und Kernholz Öl sehr unterschiedlich aufnehmen. Durch angepasste Auftragstechniken entstand daher ein Farbton, der je nach Lichteinfall zwischen dunklen und hellen Nuancen changiert. Kühlschrank, Vorräte und Geräte verschwinden in raumhohen Einbauten, die in der Wandfarbe lackiert sind und so dezent im Hintergrund bleiben.
Die Arbeit mit der Leinölfarbe verlangte große Sorgfalt. Jede Holzpartie reagiert individuell, jede Schicht verändert Transparenz und Tiefe. Das finale Finish verleiht dem Raum heute seine besondere Atmosphäre.
Holz in der Hauptrolle
Neben Kiefernholz kam beim Umbau vor allem Douglasie zum Einsatz. Sie bestimmt Decken und Böden, schafft eine ruhige Atmosphäre und führt die Geschosse zu einer gestalterischen Einheit zusammen. Die Farbwelt des Interiors bleibt insgesamt zurückhaltend, wird jedoch durch gezielte Akzente belebt – allen voran das Blau der Küche. Ergänzt wird die Innenausstattung durch Armaturen von Vola, Leuchten von Flos und Verpan sowie unsichtbar integrierte LEDs.
Zeitreise mit Wellengang
Meer und Küste dienten aber nicht nur als Inspiration bei der Farbwahl, sondern bestimmen auch die räumliche Logik. Wie eine Welle entfaltet sich das Raumprogramm in einer kontinuierlichen Bewegung vom Eingang bis zur Terrasse. Smau Arkitektur ist es gelungen, beim Umbau die Architektursprache der 1960er-Jahre sensibel aufzugreifen und sie in eine zeitgemäße Wohnkultur zu übersetzen.
FOTOGRAFIE Einar Aslaksen
Einar Aslaksen
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