Küche mit Aussicht
Intelligenter Anbau von Material Works in London

Mit ihrer kleinen, dunklen Küche wollten sich die Bewohner*innen eines Londoner Reihenhauses nicht zufriedengeben. Das Architekturbüro Material Works realisierte für sie einen Anbau mit Oberlichtern, dessen Brickstone-Wand an das architektonische Erbe des Hauses anknüpft.
Der Stadtteil Stoke Newington im Nordwesten Londons hat seinen ganz eigenen Charme. Ein „Dorf in der Großstadt“ nennen es viele – ein Dorf, in dem Gegensätze aufeinanderprallen: Einwanderer aus aller Herren Länder treffen auf gutverdienende Hipster. Die Straßen sind von dreistöckigen Brickstone-Häusern mit schlichten Fassaden gesäumt. Wegen seiner schmucklosen Architektur gehöre dieses Viertel eigentlich nicht nach London, schrieb 1953 der Kunsthistoriker Nikolaus Pevsner. Das sieht heute ganz anders aus. Viele betrachten Stoke Newington nun als eine authentische Essenz der Millionenmetropole.
Großer Effekt mit kleinem Raum
In dieser Gegend bekam das Architekturbüro Material Works von einer jungen Familie den Auftrag, in einem Reihenhaus eine dunkle, enge Küche in einen hellen und offenen Raum zu verwandeln. Für den notwendigen Seitenanbau gab es ein begrenztes Budget und wenig Platz. Gerade einmal elf Quadratmeter misst die Erweiterung der Küche. Doch der Effekt ist enorm: Ein großes Oberlicht versorgt den Raum im Erdgeschoss mit Tageslicht.
Kontrastreiche Materialien
Über eine Glastür ist die Küche mit dem Garten verbunden. Ein gemütlicher Sitzplatz entsteht im breiten Rahmen des Schiebefensters. Sogar für Stauraum war unter der Konstruktion aus Eichenholz noch Platz. Ästhetisch bildet das Holz, das auch die Oberlichter rahmt, einen warmen Gegensatz zu dem polierten Betonboden und der Ziegelwand. Letztere schlägt eine optische Brücke zur Fassade. „Wir wünschten uns etwas Modernes und Kreativeres als die Standard-Seitenanbauten, die man in dieser Gegend sieht. Die Entwürfe waren fantastisch – ein erhöhtes Fenster mit Sitz, Eichenbalken, polierter Beton und sichtbare Ziegel“, fasst der Bauherr die Pluspunkte der Planung zusammen.
Wohnliche Küche
Zusammen mit dem Küchenstudio Voeg entwickelten die Architekt*innen einen dunkelgrauen Korpus aus Birkensperrholz. Er wurde mit furnierten Türen aus dem gleichen Material versehen. Gefräste Eichengriffe geben ihm eine edle Anmutung. An der dem Haus zugewandten Seite bietet ein offenes Regal Platz für Bücher oder Weinflaschen. Die hellgrauen Wandeinbauten nehmen sich farblich zurück. Gefräste Holzdetails, Regalflächen mit Wänden aus dunklerem Holz und edle Details wie der Wasserhahn aus Messing lassen auch diesen Teil der Küche zugleich funktional und wohnlich wirken. Als Material für die Arbeitsplatten und den Spritzschutz wählten die Architekt*innen den Mineralwerkstoff HI-MACS. Das porenfreie Material lässt sich leicht reinigen und fugenlos verarbeiten. Neben den Einbauten war noch Platz für einen Esstisch. Direkt unter den Oberlichtern platziert, kommen die Familienmitglieder dort besonders in den Genuss von viel Tageslicht.
Die Architekt*innen von Material Works zeigen mit ihrer exakten Planung einen kreativen Weg auf, den typischen Seitenstreifen neben einem Londoner Reihenhaus effizient zu nutzen. Mit ihrer modernen Lösung schufen sie für eine wachsende Familie einen zentralen, lichtdurchfluteten Raum. Die großen Fenster stellen eine Verbindung zur Umgebung her, sodass bei schönem Wetter die Küche fast zu einem Teil des Gartens werden kann.
FOTOGRAFIE Gautier Houba
Gautier Houba
Entwurf | Material Works Architecture |
Gesamtfläche | 150 Quadratmeter |
Zusätzliche Fläche | 11 Quadratmeter |
Umgebaute Fläche | 20 Quadratmeter |
Kosten | £110,000 |
Ingenieur: | Foster Structures |
Küchenplanung | Voeg |
Arbeitsplatte: | HI-MACS Ivory White S029 |
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