Recycelter Anbau
Subtile Erweiterung eines viktorianischen Wohnhauses in London
Für ein viktorianisches Wohnhaus in Camden sollte ein moderner Anbau geplant werden, der sich sensibel in den Bestand integriert. Zunächst musste ein vorhandener Seitenanbau abgerissen werden, damit die Ziegel unbeschädigt bleiben und wiederverwendet werden können. Viel Licht und ein starker Bezug zum Garten waren weitere Leitlinien, an denen sich VATRAA aus London bei diesem Umbau orientierte.
Dieses erst kürzlich fertiggestellte Projekt des Büros VATRAA aus London verdeutlicht eindrucksvoll, wie sich schon einmal verwendete Baumaterialien kreativ wieder einsetzen lassen. Die Bewohner*innen des Wohnhauses im Londoner Bezirk Camden hatten sehr viele Wünsche, die durch den geplanten Anbau erfüllt werden sollten – insbesondere eine stärkere Beziehung zum Außenraum. Doch die Erweiterung sollte sich auch sensibel in den Bestand einfügen. Ihre grundsätzliche Arbeitsweise beschreiben die Architekt*innen von VATRAA als einfühlsam, engagiert und sorgfältig. Das Büro wird von Anamaria Pircu, Bogdan Rusu und Andrei Patriche geführt und unterhält Standorte in London und Bukarest.
Wiederverwendung von Baumaterial
Die Nachbarschaft des viktorianischen Hauses ist wie das Bestandsgebäude selbst durch roten Ziegelstein geprägt. Um den Anbau mit dem Wohnhaus organisch verschmelzen zu lassen, wurden Ziegel wiederverwendet, die zuvor beim Abriss eines vorhandenen Seitenanbaus behutsam abgetragen wurden. Sie bilden nun ein vertikales Muster, das einen spannenden Gegensatz zur horizontalen Anordnung bei der alten Hausfassade darstellt. Die Form des Anbaus mit Giebeldach orientiert sich wiederum an der der Dachlinie des ursprünglichen Gebäudes und der umliegenden Häuser.
Im Grundriss ist zu erkennen, dass die Fassade des Anbaus etwas nach außen gedreht ist. Die Architekt*innen kamen damit dem Wunsch nach einem stärkeren Bezug zum Außenraum nach: Die große Glasfassade ist nun auf den etwas wilder gestalteten und interessanteren Teil des Gartens ausgerichtet. Gleichzeitig wurde auf diese Weise noch ein weiterer, seitlich gelegener Zugang geschaffen.
Ein Maximum an Tageslicht
Der Anbau beherbergt die Küche und einen großzügigen Essbereich. Weitere zentrale Wünsche der Bewohner*innen waren: ein Maximum an natürlichem Licht, mehr Stauraum und insgesamt eine Verbesserung des Raumgefühls im Erdgeschoss. Ein gläsernes Dach gewährleistet zusammen mit der verglasten Gartenfront, dass besonders viel Tageslicht in die Räume fällt. Um innen und außen noch auf einer weiteren Ebene zu verknüpfen, wurde auch im Inneren das Ziegelmauerwerk sichtbar belassen. Dort sind die Ziegel jedoch weiß überstrichen und reflektieren – zusammen mit den weißen Einbauten – das Tageslicht. Die helle Umgebung bildet zugleich den Hintergrund für die gezielt eingesetzten, kräftigen Farbakzente. Hierbei handelt es sich beispielsweise um ein rundes, mit blauem Glas versehenes Fenster, das sich am Giebel befindet. Durch das bunte Glas zitieren VATRAA weitere Farbglaselemente des Bestandsbaus, etwa in der Eingangstür auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses.
Textur und Muster verleihen Struktur
Auch alle weiteren Gestaltungselemente im Innenraum wurden mit viel Bedacht gewählt. Sie haben eine funktionale sowie eine ästhetische Aufgabe. So passt die freiliegende Ziegelstruktur nicht nur gestalterisch in das Konzept, sie ist auch sehr kosteneffizient. Der ganz in Weiß gehaltene Raum bekommt durch die unterschiedlichen Oberflächen und Muster Struktur. Ein großer Esstisch mit einer Platte aus Eichenholz bildet als Element aus der Natur einen starken und spannungsreichen Kontrast zu den klaren, weißen Linien des umgebenden Raums.
FOTOGRAFIE Jim Stephenson
Jim Stephenson