Kontrapunkt zwischen alten Mauern
Umbau zum urbanen Wohnhaus von Architect George in Sydney
Mit weiß geschlämmten Ziegelwänden, Sichtbeton und viel Licht antwortet der Umbau eines Townhouse in Sydney auf das rotbraune historische Backsteinmauerwerk seiner Umgebung. Das australische Büro Architect George hat die kleine Immobilie mit wenigen Materialien in ein modernes Zuhause für eine vierköpfige Familie verwandelt.
Wer auf der Suche nach kleinen, aber feinen Projekten ist, wird bei Architect George schnell fündig. Der ungewöhnliche Name des australischen Büros ist weder auf den Chef noch auf den Bürohund zurückzuführen, sondern dient als allumfassender Begriff für alle Personen, die an den Projekten beteiligt sind. So uneitel wie sich die jungen Planer*innen präsentieren, so sind auch ihre Arbeiten. Ein gelungenes Beispiel dafür ist der Umbau eines Wohnhauses in Newtown, einem zentral gelegenen Stadtteil von Sydney.
Mehr Raum, mehr Licht
Der Bestandsbau liegt eingezwängt zwischen denkmalgeschützten Gebäuden, deren schwere, schroffe Backsteinwände die Umgebung dominieren. Das kleine Stadthaus zeigt typische Merkmale eines viktorianischen Reihenhauses der einfacheren Ausführung, wie es in den Arbeitervierteln der australischen Großstädte oft gebaut wurde. Der Grundriss ist lang und schmal: Im straßenzugewandten Bereich liegen hintereinander zwei Schlafräume, flankiert von einem Flur, der in den rückseitigen Wohn- und Essbereich und schließlich in den Garten führt. Die Herausforderung bestand darin, Licht in das tiefe Gebäude zu bringen, die Räume besser zu strukturieren und eine angemessene Antwort auf die markante alte Bausubstanz zu finden.
Patio und viel Glas
Zunächst wurden überflüssig gewordene und in schlechtem Zustand befindliche Bauteile entfernt. Der lange Grundriss erhielt mittig eine Unterbrechung durch einen kleinen Patio, der als Open-Air-Lichtschacht fungiert und so eine klarere Abtrennung zwischen Schlaf- und Wohnbereich schafft. Während zur Straße hin die klassische Front mit tief heruntergezogenem Verandadach und Wellblechdeckung erhalten blieb, konnte im hinteren Teil des Gebäudes ein zweigeschossiger Baukörper mit neuer Fassade und großzügigen Öffnungen realisiert werden. Geschosshohe, verglaste Schiebeelemente mit schlanken Profilen sorgen an der Rückseite für eine maximale Nutzung des Lichts und für die unmittelbare Verbindung zwischen Innen- und Außenraum.
Zeitgemäß und robust
Besonders deutlich wird der reflektierte, zurückhaltende Umgang mit dem Bestand in der Materialwahl. Die Architekt*innen entschieden sich bei der Neugestaltung dafür, dem historischen Mauerwerk einen zeitgenössisch und leicht wirkenden Kontrast gegenüberzustellen, der dessen schwere Anmutung aufhebt und zugleich in Szene setzt. Naturweiß geschlämmtes Ziegelwerk, freiliegende Stahlelemente und Sichtbetonböden setzen einen Kontrapunkt, der die alte Bausubstanz dennoch betont. Das Konzept der Kontraste setzt sich fort: Weiße Möbel wie Küchenschränke und Esstisch werden mit den dunklen Holzoberflächen der Kücheninsel und Stühle kombiniert. Um den Höhenunterschied im Inneren erfahrbar zu machen, wurde das höher liegende Niveau des Patios in eine Betonaufkantung übersetzt, die sich entlang der gesamten Wand des Wohnbereichs bis zur Gartenfront fortsetzt und wie ein Rahmen wirkt. Durch das Öffnen der Schiebeelemente geht der Wohnbereich fließend in Terrasse und Garten über. Ganz nach den Wünschen der Bauherr*innen hat Architect George mit dem Umbau ein robustes und zugleich modernes Zuhause geschaffen.
FOTOGRAFIE Clinton Weaver Clinton Weaver