Ausgewählte Zutaten
Sechs Küchenprojekte mit geschmackvollen Materialien

Ob blanke Fliesen, abgeschliffenes Holz, expressiver Stein oder roher Beton: Ihren besonderen Charakter erhält eine Küche auch durch die Auswahl der richtigen Oberflächen. Sechs Projekte aus Europa und Übersee zeigen, welche Materialvielfalt in Küchen möglich ist – und wie diese Werkstoffe die Wirkung des Raums beeinflussen.
Gefliester Tresen
Der Bungalow Casamontesa in der Nähe von Madrid ist ein Relikt aus den Siebzigerjahren. Ursprünglich gehörte er zu einer Hotelanlage. Die Architekt*innen von Lucas y Hernández-Gil bauten ihn – zusammen mit dem Büro Kresta Design – für ein stilbewusstes Ehepaar zu einem kompakten Wochenendhaus um. Dabei durften einige markante Gestaltungselemente aus der Entstehungszeit wie die geometrische Gitterstruktur vor dem Küchenfenster bleiben. An anderer Stelle öffneten die Planer*innen die Fassade, um durch vorgesetzte Kästen den Blick in den großen Garten einzurahmen. In der Küche ist diese Box mit burgunderfarbenen, glänzenden Fliesen ausgekleidet und dient als Arbeitsfläche. Die gleichen handgefertigten Fliesen verkleiden auch die frei stehende Kücheninsel. Einen edlen Kontrast bildet darauf die Arbeitsplatte aus Marmor, die vom Funktionsbereich mit Herd und Spüle in einen Stehtisch mit Barhockern übergeht.
Beton trifft Backstein
Für den auf vier Stützen ruhenden Anbau eines edwardianischen Reihenhauses in London verwendete der Architekt Fahad Malik zusammen mit dem Büro Teatum + Teatum überwiegend Beton – im Kontrast zum Bestand aus Backstein. Der zusätzliche Raum schafft Platz für eine geräumige, helle Wohnküche. Wie eine Miniatur des Anbaus wirkt darin die Kücheninsel aus Beton: Ihre monolithischen, luftigen Proportionen verstärken die offene Wirkung des Raums. Auch die Arbeitsplatte der Küchenzeile samt Spritzschutz ist aus Beton gegossen. Lamellen unter der Decke und vor den Fenstern zum Innenhof tauchen die Küche des Concrete Pavilion in ein diffuses Licht.
Natürliches Understatement
Auf Naturmaterialien setzten Norm Architects beim Bau des Ferienhauses Heatherhill am dänischen Kattegat. Mit zwei begrünten Satteldächern spiegelt das Holzhaus die Umgebung wider, die sich durch karg bewachsene Dünen auszeichnet. Auch innen ist Holz das dominierende Material. Douglasiendielen verkleiden Decken und Wände. Im Wohnzimmer, in der Küche und im Essbereich greifen handgefertigte Tonziegel die natürliche Oberflächenstruktur des Holzes auf und setzen sich zugleich mit ihren cremefarbenen Fugen und dem orthogonalen Raster ab. Ein Küchenblock aus silberfarbenem Travertin passt sich in die monochrome Umgebung ein. Damit harmonieren die Holzmöbel im Mid-Century-Stil im Essbereich. Ein bodentiefes Fenster flutet die offene Küche mit natürlichem Licht.
Gemustertes Gestein
Während sich der Naturstein in Dänemark dezent zurückhält, hat das Material in dem Projekt St. Kilda von Fiona Lynch Office aus Australien seinen großen Auftritt: An Zellaufnahmen unter dem Mikroskop oder an ein vom Sturm aufgewühltes Meer erinnert der expressiv geäderte Naturstein in der Küche. Er macht die Kücheninsel zum skulpturalen Hingucker und findet sich als Arbeitsplatte auf der Küchenzeile und an der Wand wieder. Sein lebendiges Farbschema vereint die Braun-, Beige- und Olivtöne, in denen die Architektin das Apartment gestaltet hat.
Kochen mit Ausblick
Einen beneidenswerten Blick genießt der Architekt Bruno Spaas aus seiner 350-Quadratmeter-Wohnung im 15. Stock eines Antwerpener Wolkenkratzers. Die Räume seines Apartments sind um einen Lift- und Treppenschacht herum angeordnet und gehen quasi fließend ineinander über. Viele Einbauten hat er extra für die Wohnung geplant. Ihre Rippenstruktur zieht sich wie ein roter Faden durch die Räume – und findet sich auch in der Küche wieder. Dort bricht Bruno Spaas mit Konventionen, indem er die Kochflächen und die Spüle frei im Raum platziert, jeweils eingelassen in einen ovalen und einen runden Küchentresen aus lokal produziertem, feinem Terrazzo. Der Dunstabzug, der über der Kochstelle schwebt, besteht aus demselben Material. Zusammen wirken die beiden Terrazzo-Inseln wie Altar und Taufstein in einem auch sonst sakral anmutenden Interior. Vom Boden bis zur Decke ist alles Ton in Ton gehalten, akzentuiert lediglich durch ein paar Spiegelflächen und Lichtlinien.
Mut zur Farbe
Grün in Grün gestaltet ist die Küche in einem zweistöckigen Feriendomizil an der belgischen Küste. Die Genter Architekt*innen Thomas Geldof und Carmine Van der Linden stellten den Ausblick auf die Dünen und den Hafen in den Mittelpunkt, indem sie für das Interior dezente Töne wählten. In der Küche fiel die Wahl auf algengrün lackiertes Birkenholz, das zu den mit Kalkputz verspachtelten Wänden passt. Es soll an die Farben des Meeres und des Strandhafers auf den umliegenden Dünen erinnern. Dazu passen die grünen Adern, die den weißen Marmor in der Küche durchziehen und für Thomas Geldof wie ein Naturgemälde wirken.
Kresta Design
krestadesign.comFahad Malik | Wadhal
wadhal.co.ukTeatum + Teatum
teatumandteatum.comNorm Architects
normcph.comFiona Lynch
fionalynch.com.auBruno Spaas Architectuur
brunospaasarchitectuur.beThomas Geldof
thomasgeldof.beCarmine Van der Linden
instagram.com/carminevanderlindenMehr Projekte
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