Bio-Bau am Seeufer
Haus A/Z am Ammersee von Arnold / Werner Architekten
Grün ist nicht nur die Fassade des „Haus A/Z“ am Ammersee, sondern auch der Anspruch von Arnold / Werner Architekten. Für das nachhaltige Einfamilienhaus wurde unter anderem Holz vom eigenen Grundstück verwendet.
Wie lässt sich ein Haus möglichst ressourcenschonend bauen? Mit dieser Frage gingen Arnold / Werner Architekten an die Planung des Haus A/Z heran. Nicht weit entfernt vom Ufer des Ammersees bauten sie auf einem Gartengrundstück ein Einfamilienhaus mit zwei Geschossen und einer klaren Gliederung. Während sich unten ein großer multifunktionaler Wohnbereich zum Garten öffnet, sind im oberen Stockwerk die Kinder- und Schlafzimmer untergebracht. Doch die Architekt*innen aus München haben über die aktuelle Lebensphase der Familie hinaus geplant. Der Grundriss ist so angelegt, dass sich das Haus perspektivisch in zwei Wohneinheiten unterteilen lässt.
Holz als Material der Wahl
Von außen betrachtet fügt sich das Haus A/Z als zurückhaltender Flachbau mit seiner grünen Lattenfassade in den Garten ein. Die Planer*innen entschieden sich für einen Massivholzbau, bei dem Tragwerk, Wärmedämmung und Innenausbau aus dem nachwachsenden Material bestehen. Die Außenwände wurden im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle montiert – ein effizientes Verfahren, das die kurze Bauzeit von nur zwölf Monaten erklärt. Im Garten gepflanzte heimische Sträucher und Bäume tragen mit einem Totholzbereich und einer Blumenwiese zur Biodiversität bei, bieten Tieren ein Versteck und Insekten ein Zuhause. Auch das Dach wurde begrünt und mit einer Regenzisterne kombiniert.
Re-Use im Wohnzimmer
Holz prägt auch den Innenausbau: Eichendielen für den Bodenbelag, Fertiginnenwände aus Fichte sowie Küchenmöbel aus Rüsterholz schaffen eine warme, natürliche Atmosphäre. Ein auf dem Grundstück gefällter Baum diente als Materiallieferant für einen Teil der Kücheneinbauten. Wände wurden teilweise mit Lehmputz verkleidet. Wo es ging, haben die Architekt*innen Möbel recycelt. So wurden beispielsweise zwei Eames-Stühle aufgearbeitet und in einem Grünton lackiert, der ins Raumkonzept passt. Die Vorhänge von Kvadrat bestehen aus recycelten Fischernetzen und das Tischgestell ist aus Aluminium gefertigt, das sich zu 75 Prozent aus Recyclingmaterial zusammensetzt. Darüber hinaus achtete das Team bei der Auswahl der übrigen Möbelstücke auf Nachhaltigkeitssiegel und regionale Herkunft, etwa beim Sofa oder der Küchenarbeitsplatte.
Kommunikative Unterteilung
Zur Gliederung des offenen Wohnbereichs trägt die Treppe bei. Sie verzweigt sich in Richtung der Kinder- und Elternzimmer. Durch ein Fenster fällt natürliches Licht in den darunter liegenden Essbereich. Überhaupt sind die Öffnungen zum Garten mit Bedacht gewählt und gliedern nicht nur die Fassade, sondern auch die Innenräume. Ein Beispiel dafür ist das runde Bullauge im Wohnzimmer. Wie eingerahmt in einem Fenster wirkt die abgerundete Kücheninsel mit einer Arbeitsplatte aus dem österreichischen Naturstein Pannonia Grün. An der skulpturalen Maßanfertigung wiederholt sich die vertikale Lattenstruktur der Fassade. „Die sanften Kanten tragen zu einer organischen Raumatmosphäre bei und fördern den Austausch im und durch den Raum“, sagt die Innenarchitektin Vanessa Mothes von Arnold / Werner Architekten.
Nachhaltig auf allen Ebenen
Nicht nur der Bau, sondern auch der Betrieb des Hauses sollte möglichst ressourcenschonend sein. Arnold / Werner Architekten bezeichnen das Projekt als „Selbstversuch im Umgang mit Nachhaltigkeitsgedanken“. Sie bauten eine Wärmepumpe ein, Solarpaneele mit Batteriespeicher und Wallbox versorgen Haus und Fahrzeuge mit grüner Energie. So erreicht das Gebäude KfW40-Standard. Der umlaufende Balkon schafft einen Bezug zum Garten und verhindert zudem, dass sich das Erdgeschoss stark aufheizt.
Mit dem Haus A/Z verfolgen die Architekt*innen ihr Nachhaltigkeitskonzept auf verschiedenen Ebenen. Neben einer nachhaltigen Energieversorgung spielt der Kreislaufgedanke eine ebenso wichtige Rolle wie der Bezug zur Umgebung. „Für zukünftige Projekte habe ich vor allem gelernt, dass nahezu alles möglich ist, wenn man sich intensiv mit nachhaltigem und ökologischem Bauen auseinandersetzt und den Austausch mit Fachleuchten sucht. Täglich entstehen neue, innovative Ansätze, die es nun in der Praxis umzusetzen gilt“, reflektiert Vanessa Mothes. „Natürlich gab es auch einige Herausforderungen. So konnten wir im Erdgeschoss unter dem Sichtestrich keine Holzfaserplatten wie im Obergeschoss einsetzen, da die Gefahr von Rissbildungen zu groß gewesen wäre. Hier mussten wir auf Styropor ausweichen – ein kleiner Kompromiss, aus dem wir aber wertvolle Erfahrungen für zukünftige Projekte mitnehmen konnten.“
| Projektname | Haus A/Z |
| Entwurf | Arnold / Werner Architekten |
| Team | Sascha Arnold, Nasim Tofighnia, Hannah Schels, Pia Fischer, Vanessa Mothes |
| Bauherr | privat |
| Ort | Utting am Ammersee |
| Fläche | 800 Quadratmeter |
| Fertigstellung | Februar 2024 |
| Bauzeit | Zwölf Monate |
| Lichtkonzept | PS-Lab und MP-Licht |
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