Lauschendes Alpenchalet
Maison Osaïn verwandelt eine historische Berghütte in Italien
Am Fuße des Montblanc, im nordwestlichsten Zipfel Italiens, liegt das vom Alpenpanorama umrahmte Städtchen Courmayeur. Dort transformierte das belgische Kollektiv Maison Osaïn ein 280 Quadratmeter großes historisches Chalet in ein privates Ferienhaus voller Wärme und Ruhe.
„Die Landschaft um Courmayeur ist geprägt von einer stillen Kraft, dem Spiel des Lichts auf den Gipfeln und dem Duft der Kiefern nach dem Schnee. Wir wollten, dass sich das Haus in diese Umgebung einfügt.“, erzählt Ann Butaye, Designerin und Mitbegründerin von Maison Osaïn. Als sie und ihr Co-Founder, der Architekt Thomas Maria Verschuren, das Haus zum ersten Mal sahen, war es in einem sehr schlechten Zustand und diente als Lagerraum für das benachbarte Restaurant. Lediglich die Fassade konnte erhalten bleiben. „Das Chalet hatte eine Ehrlichkeit, die wir nicht verlieren wollten. Wir haben es fast vollständig erneuert, aber immer mit der Absicht, seine stille Würde zu bewahren“, so Verschuren.
Gealtertes Holz und heller Beton
Mit der ursprünglichen Fassade aus Schiefer und Fenstern aus Holz erscheint es äußerlich wie eines der für diese Region typischen, traditionellen alpinen Häuschen. „Für den Innenbereich verwendeten wir gealterte Eichenholzdielen, die ihre eigene Geschichte erzählen und deren unvollkommene Textur Tiefe und Authentizität verkörpert“, sagt Ann Butaye. Als Ausgleich zum Holz wählte die Designerin für Wände und Böden rauen Beton und Mikrozement in Grautönen. Es ist ein sanfter Kontrast zwischen Alt und Neu, rustikalen und raffinierten Elementen entstanden. Das House Montagna zeichnet sich durch ein ruhiges, zeitloses Flair aus.Während der Beton die Beständigkeit der Berge repräsentieren soll, spiegelt das Holz die natürliche Schönheit der umliegenden Wälder wider. „Beide Materialien kreieren einen harmonischen Dialog zwischen Geborgenheit und Wildnis in einem Zuhause, das sich sicher anfühlt und dennoch den Elementen ausgesetzt ist“, findet Verschuren. Für ihn drückt die Gestaltung damit nicht etwas Neues, sondern eine Fortsetzung des Bestehenden aus.
Abschalten und entspannen
Über drei Etagen erstreckt sich das Ferienhaus mit seinen offenen Räumen. Entlang der Außenmauern verlaufen eingebaute Bänke mit Platz für Stauraum, die Mitte bleibt jeweils frei. Bezogen sind die auf Maß gefertigten Bänke mit Stoffen der belgischen Marke Bruder. In der Küche sind die Schränke aus lokalem Holz gefertigt, die Geschirrkollektion entwarf das Team von Maison Osaïn speziell für das Chalet. Mit der unaufgeregten Schlichtheit der Farben und Materialien möchten Butaye und Verschuren eine innere Ruhe evozieren, die, wie sie sagen, nicht durch Reduktion, sondern durch Ausgewogenheit entsteht. „Jedes Material birgt eine bestimmte Energie in sich, die Rauheit von Beton, die Wärme von Holz, die Kühle von Stein, und wenn sie in Harmonie zueinander stehen, beginnt der Raum zu atmen“, erklärt Ann Butaye. Die Gestalter*innen haben mit einer sehr zurückhaltenden Farbpalette gearbeitet, die den Geist zur Ruhe kommen lässt. Nichts drängt sich auf im House Montagna.
Ein Haus, das zuhört
Innere Einkehr, Frieden und Präsenz sollen die Bauherr*innen in ihrem Feriendomizil empfinden. Thomas Maria Verschuren beschreibt es so: „Beim Betreten des Hauses nimmt man die kleinen Dinge wahr – wie das Licht auf das Holz fällt, wie die Luft nach Schnee riecht. Es ist ein Ort, der nichts von einem verlangt. Er hört einfach zu.“
FOTOGRAFIE Tijs Vervecken Tijs Vervecken
Mehr Projekte
Neuanfang durch Wiederaufbau
Transformation eines Einfamilienhauses in Slowenien von OFIS
Auf alles vorbereitet
Wohnanlage mit flexiblen Grundrissen von STAR strategies + architecture
Bauhaus-Comeback in Budapest
Umbau einer Dreißigerjahre-Wohnung von Sarolta Hüttl
Zwischen Himmel und Holz
Dachbodenausbau von studio franz und coco in den Schweizer Bergen
Mit Hang zur Höhe
Wohnhaus auf kleiner Fläche in Unterfranken von ToB.Studio
Pleats please!
Das W House in London von Bureau de Change
Bio-Bau am Seeufer
Haus A/Z am Ammersee von Arnold / Werner Architekten
Naturpanorama in Costa Rica
Wohnhaus von Formafatal mitten im Dschungel
Minimalismus am Waldrand
Der Bungalow U7A von KANANI verbindet Architektur und Natur
Ein-Euro-Haus
Modernisierung eines baufälligen Stadthauses in Sizilien von Studio Didea
Ein Haus für perfekte Gastgeber
Küchenanbau von Studio McW in London
Beton, Farbe und Licht
Wohnsiedlung Rötiboden von Buchner Bründler Architekten am Zürichsee
Goldener Schnitt
Einfamilienhaus von Raúl Sánchez Architects bei Barcelona
Der Flur als Bühne
Wohnungsumbau in Mailand von Kick.Office
Höhenflug in Madrid
Burr Studio verwandelt Gewerbefläche in eine loftartige Wohnung
Camouflage im Eichkamp
Berliner Familienresidenz von Atelier ST
Mid-Century im Stadthaus
Renovierung und Erweiterung eines Hauses in Barcelona
Lautner, but make it Cape Town
In den Fels gebaute Villa Lion’s Ark an der Küste Südafrikas
Ein Zuhause aus Licht und Pflanzen
Umbau einer Sechzigerjahre-Wohnung in Mailand von SOLUM
Wohnen in Blockfarben
Umbau einer Scheune bei Barcelona von h3o Architects
Olympisches Raumspiel
Reihenhaus-Renovierung im Olympischen Dorf München von birdwatching architects
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Heiter bis holzig
Zweigeschossiges Wohnhaus mit Farbakzenten im Hudson Valley von nARCHITECTS
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Von der Enge zur Offenheit
Filmreifer Wohnungsumbau in Madrid von GON Architects
Leben im Schweinestall
Historisches Stallgebäude wird modernes Familienheim
Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur
Wabi-Sabi am Hochkönig
Boutiquehotel stieg’nhaus im Salzburger Land von Carolyn Herzog
Faltbarer Transformer
Ein ländliches Wochenendhaus in Argentinien von Valentín Brügger
Funktionale Fassaden
Verschattung im Bestand und Neubau