Raum-Chamäleon
Flexibel nutzbarer Anbau in Brisbane von Lineburg Wang

Wenn Fläche und Budget stark begrenzt sind, kann die Bauaufgabe zur Herausforderung werden. Bei einem Wohnhaus in Brisbane wurde ein flexibel nutzbarer Leerraum an den Bestandsbau gefügt. Er öffnet sich über die gesamte Länge zum privaten Patio, um Großzügigkeit zu schaffen.
Die Projektaufgabe ist einfach erklärt: Es ging um ein winziges Haus auf einem winzigen Grundstück und der Entwurf sollte trotz knapper Fläche weite Räume schaffen. Nicht ganz so einfach gestalteten sich jedoch die Konzeption und die Umsetzung des Anbaus an das über hundert Jahre alte Arbeiter-Cottage. Das australische Architekturbüro Lineburg Wang hinterfragte dabei Bauvorschriften und gewohnte Raumproportionen.
Kochen, essen, entspannen, feiern
Ein besonderes Entwurfselement ist der neu hinzugefügte Leerraum auf der Gebäuderückseite, den die Architekt*innen als „special room“ bezeichnen. Um eine flexible Nutzung zu ermöglichen, wurde auf jegliche Wandunterteilungen und weitestgehend auch auf Einbauten verzichtet. Nur eine niedrige Küchenzeile erstreckt sich über die gesamte Längsseite des Raums. Der Küche gegenüber trennen raumhohe Glasschiebefenster den Leerraum von der Terrasse ab. Im geöffneten Zustand entsteht ein offener Innen- und Außenraum, der den alltäglichen Bedürfnissen der jungen Familie ebenso dient wie der gelegentlichen Party. Ein DJ-Pult wurde dafür im zentralen Einbaumöbel integriert, das Altbau und Anbau verbindet.
Robuste Materialien
Das Grundstück liegt angrenzend an eine Überflutungsfläche und über die Jahre hatte die Bausubstanz des Bestandsbaus unter der wiederkehrenden Feuchtigkeit gelitten. Da sich die Bauherr*innen ein langlebiges, robustes Gebäude wünschten, fiel die Wahl schnell auf Ziegel. Die warme, beige-braune Färbung des Ziegels ist das dominante Material des angebauten Raums und findet sich auch im Terrassenbelag und den Sichtschutzwänden zur benachbarten Bebauung wieder.
Spiel mit den Proportionen
Fußboden und Wandscheiben verlängern sich vom Innen- in den Außenraum und bilden eine homogene Ziegelfläche. Die Führungsschienen der Glasschiebelemente, die zur Abtrennung des Terrassenbereichs dienen, sind so minimal wie möglich in die Fläche eingefügt und im gleichen Farbton gehalten. Wie ein zusätzlich aufgesetztes Volumen wirken oberer Wandbereich und Decke. Sie sind in einem helleren Beigeton gestrichen und mit Oberlichtern versehen, die Licht einfallen lassen und Ausblicke bieten. Der eigentlich kleine Raum wird durch diese Teilung – wie auch die lang gestreckten Ziegelwände – in Höhe und Breite erweitert. Das Volumen wird regelrecht in Form gezogen. Auch die Ausblicke in die umgebende Landschaft unterstützen das Gefühl der Weite: Es entsteht eine gestaffelte, poröse Raumgrenze aus gläserner Fassade, begrenzender und doch durchlässiger Ziegelwand und dahinterliegendem Grünraum.
Kontrast zwischen Alt und Neu
Im Gegensatz zum kargen Leerraum mit wenigen Materialien und Möbeln, wurde der Bestandsbau mit seiner Ornamentik und Kleinteiligkeit erhalten. Auch die gedrungenen Raumproportionen wurden nicht verändert. Verstärkt wird der Kontrast zwischen Alt und Neu, indem die Außen- und Innenwände des Altbaus in dunkelgrauer Farbe gehalten sind. Der als Split-Level angeordnete Übergang vom düsteren, engen Flur des Altbaus in den hellen, offenen Leerraum wird damit zur perfekten Inszenierung.
FOTOGRAFIE David Chatfield
David Chatfield
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