Haus mit zwei Gesichtern
Umbau eines Reihenhauses in Lissabon von Atelier José Andrade Rocha

Drei junge Paare ließen ein leer stehendes Reihenhaus in Lissabon vom Architekturbüro Atelier José Andrade Rocha umbauen. Während das „Marvila House“ zur Straße hin seinen historischen Charme behält, gleicht es von hinten einem Neubau.
Die historische Fassade eines Reihenhauses im aufstrebenden Lissabonner Stadtteil Marvila gibt nur versteckte Hinweise darauf, dass sich dahinter drei moderne Wohnungen befinden. Von der ursprünglichen Aufteilung ist kaum etwas übrig geblieben. Stattdessen entschied sich der Architekt José Rocha für Wohnungen, die im Querschnitt diagonal angeordnet sind. Das alte Treppenhaus blieb erhalten und erschließt die Wohnungen weiterhin.
Offen und einladend
Das größte Apartment erstreckt sich über Erdgeschoss und erste Etage. Seine Wohnküche öffnet sich über eine Fensterfront zum Garten, die fast die gesamte Rückseite des Hauses einnimmt. Ein langer Esstisch und eine einladende Sofalandschaft bieten beste Bedingungen, um Freund*innen zu empfangen. Gerade weil das Projekt Marvila House zu Pandemiezeiten begann, war der Bauherrschaft Platz für Gemeinschaft besonders wichtig.
Reduzierte Rückansicht
Von hinten betrachtet, scheint es sich um ein komplett anderes Haus zu handeln. Glatt verputzt statt mit Stuck verziert, präsentiert sich die rückwärtige Fassade als gehöre sie zu einem Neubau. Trotzdem wirkt sie dank der Holzrahmen von Türen und Fenstern nicht kühl. Der Garten trägt ebenfalls zu der einladenden Wirkung bei und wartet mit in Kupfer eingefassten Hochbeeten sowie einem kleinen Pool auf. Wenn die Wände noch stärker von den Kletterpflanzen erobert werden, wird sich die kleine Fläche zukünftig in eine grüne Oase mitten in der Großstadt verwandeln.
Im Einklang mit der Umgebung
Unterschiedliche Grüntöne setzen farbliche Akzente, sei es bei der Wendeltreppe von der Wohnküche im Erdgeschoss in den ersten Stock, bei den Bezügen, Fronten oder Einbauten. Auch die Türen zu den Wohnungen und das zentrale Treppenhaus sind in dem Farbton gehalten. „Grün ist eine Farbe, die in vielen Elementen des traditionellen Lissabonner Bauwesens vorkommt“, erklärt José Rocha die Entscheidung. „Wir haben versucht, dieses Prinzip beizubehalten, ohne dass es kitschig wirkt.“ Auch bei der Auswahl der anderen Materialien setzte sein Architekturbüro auf eine authentische Haptik und auf Lokalkolorit. Einen Kontrast zum grün geölten Holz stellen der blaue Fußboden, lackiertes Stahlblech, Kalkstein aus Sintra und Flusskiesel im Garten dar.
Balance zwischen Alt und Neu
Die größte Herausforderung bestand für José Rocha darin, das richtige Gleichgewicht zwischen den vorhandenen Elementen des Gebäudes und modernem Design zu finden. Während die ursprüngliche Fassade und das Treppenhaus erhalten blieben, konnte er sich in den Wohnungen mehr Raum zum Experimentieren nehmen. Zu Recht betrachtet er den Umbau als Weiterentwicklung des Bestands, als eine gelungene Fusion aus Alt und Neu.
FOTOGRAFIE Francisco Ascensão Francisco Ascensão
Projekt: | Marvila |
Standort: | Lissabon |
Fertigstellung: | 2024 |
Bruttofläche: | 330 m2 |
Auftraggeber: | privat |
Ingenieurbüro: | Inline engenharia |
Mehr Projekte
Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur

Wabi-Sabi am Hochkönig
Boutiquehotel stieg’nhaus im Salzburger Land von Carolyn Herzog

Faltbarer Transformer
Ein ländliches Wochenendhaus in Argentinien von Valentín Brügger

Funktionale Fassaden
Verschattung im Bestand und Neubau

Wohnhaus in Kurvenlage
Neubau mit rundem Garten in Südkorea von Sukchulmok

Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari

Alte Scheune, neues Leben
Historisches Gebäude in Tübingen wird zu modernem Wohnraum

Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger

Ein Dorfhaus als Landsitz
Wohnumbau von Ricardo Azevedo in Portugal

Ein offenes Haus
Feministischer Wohnblock Illa Glòries von Cierto Estudio in Barcelona

Harte Schale, weicher Kern
Unkonventionelles Einfamilienhaus in Mexiko von Espacio 18 Arquitectura

Zwischen Bestand und Zukunft
Umbau einer Kölner Doppelhaushälfte durch das Architekturbüro Catalanoquiel

Offen für Neues
Nachhaltige Renovierung einer flämischen Fermette durch Hé! Architectuur

Baden unter Palmen
Studio Hatzenbichler gestaltet ein Wiener Loft mit Beton und Grünpflanzen

Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design

Rückzugsort im Biosphärenreservat
MAFEU Architektur entwirft ein zukunftsfähiges Reetdachhaus im Spreewald

Im Dialog mit Le Corbusier
Umbau eines Apartments im Pariser Molitor-Gebäude von RREEL

Warschauer Retrofuturimus
Apartment mit markantem Raumteiler von Mistovia Studio

Trennung ohne Verluste
Ferienhaus im Miniformat auf Usedom von Keßler Plescher Architekten

Architektur auf der Höhe
Wohnhaus-Duo von Worrell Yeung im hügeligen New York

Architektur im Freien
Pool und Pergola von Marcel Architecten und Max Luciano Geldof in Belgien

California Cool
Mork-Ulnes Architects restaurieren das Creston House von Roger Lee in Berkeley

40 Quadratmeter Einsamkeit
Ländliches Ferienhaus von Extrarradio Estudio in Spanien

Von der Ruine zum Rückzugsort
Wertschätzender Umbau von Veinte Diezz Arquitectos in Mexiko

Zwischen Alt und Neu
Architect George erweitert Jahrhundertwendehaus in Sydney

Co-Living mit Geschichte
Umbau des historischen Metropol-Gebäudes von BEEF architekti in Bratislava

Aus dem Schlaf erwacht
Kern Architekten sanieren das Vöhlinschloss im Unterallgäu

Archäologie in Beton
Apartment-Transformation von Jorge Borondo und Ana Petra Moriyón in Madrid

Geordnete Offenheit
Umbau eines Einfamilienhauses von Max Luciano Geldof in Belgien

BAYERISCHES DUO
Zwei Wohnhäuser für drei Generationen von Buero Wagner am Starnberger See
