Die Magie der Entgrenzung
Luftiger Neubau Casa Tres Patis von Two Bo in Spanien

Im spanischen Albons gruppieren sich die Gebäude der Casa Tres Patis luftig um drei Höfe herum. Das Architekturbüro Two Bo hat ein wohnliches Wechselspiel aus rauen Naturmaterialien und glänzenden Oberflächen geschaffen.
Im Einklang mit den Elementen zu leben, das wünschten sich die Bauherr*innen der Casa Tres Patis im katalonischen Albons. Daher plante das Architekturbüro Two Bo das Haus, oder präziser ausgedrückt die Häuser, um drei Höfe herum. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Charakter als Ort der Kommunikation, des Rückzugs oder der Naturkontemplation.
Platz für Gemeinschaft
Betreten wird das von einer grob verputzten Mauer umschlossene Grundstück ganz klassisch durch die Haustür. Sie erschließt das Hauptgebäude mit einem Schlafraum, dem großen Esszimmer, dem Wohnzimmer und der Küche. Die hohen Räume sind fast vollständig zum Hof hin verglast. Etwas Privatsphäre und ein interessantes Schattenspiel ergeben sich durch die geometrische Gitterfassade. Über große Schiebetüren öffnen sich die Räume zum ersten Hof. Mit dem imposanten Laubbaum hat er den lebendigen Charakter eines Dorfplatzes. Es ist ein Ort der Zusammenkunft, an dem Eigentümer*innen und Gäste gemeinsam den Schatten genießen und dem Rauschen des Winds lauschen können. Seitlich flankiert wird der erste Hof von einem Nebengebäude mit Schlafzimmern und Bädern.
Kochen mit Ausblick
Ein großer Betontisch samt Outdoorküche bildet das Zentrum des Gartens. Der hohe, blau geflieste Ofen steht wie ein Monolith in der sonst überwiegend naturbelassenen Umgebung und ragt weit über die Dächer hinaus. Rankhilfen mit Lichterketten formen ein durchlässiges Dach. Einen farbigen Kontrast schafft die gelbe Arbeitsfläche mit passendem Waschbecken und Armaturen. Beim Kochen genießen die Bewohner*innen den Blick auf den zweiten Hof, der an ein Impluvium – ein flaches Auffangbecken, das in römischen Atrien zu finden war – erinnert. Der Naturpool ist von Pflanzen umgeben und strahlt – dank der umlaufenden Überdachung aus Beton – Ruhe aus. Auf der Wasserfläche spiegelt sich die Architektur.
In Verbindung
Der dritte Hof liefert die Zutaten für das gemeinsame Essen. Er ist als Garten angelegt und wie in Klöstern mit aromatischen Kräutern und regionalem Gemüse bepflanzt. Ein drittes Gebäude begrenzt den Hof zur Straße. Darin befinden sich ein weiteres Schlafzimmer mit Bad sowie die Garage. Wie alle anderen Höfe ist auch der Garten in Beton eingefasst. Leicht erhöhte, überdachte Wege zwischen den Gebäuden gliedern das Grundstück. Kies und Beete wechseln sich ab wie Sonne und Schatten. Der Nordwind wird durch die geschickte Anordnung der Baukörper und durch die massive Mauer abgehalten.
Wiederkehrende Materialien
Aufgrund ihrer luftigen Architektur und ihrer Offenheit erinnern die Gebäude an Pavillons. Nicht nur die großen Fronten bilden eine Verbindung zu den Höfen. Auch die Oberflächen wiederholen sich. So sind eine tragende Säule im Wohnzimmer und die Bäder im gleichen Blau gefliest wie ein Turm, der als Teil der Freiluftküche einen Ofen und Grill enthält. Der Betonboden erinnert an die Wege im Garten. Einbauten und Decken aus Holz passen zu den monumentalen Türen und Fassadenelementen. Nach Auffassung des Architekturbüros wurde „mehr mit Luft als mit Materie gebaut“. Keramikgitter, Glas, Stahl und Holz ermöglichen Durchblicke und ein Wechselspiel aus Licht und Schatten. Die Durchlässigkeit wirkt sich auch auf das Klima aus: Eine leichte Brise verbindet Innen- und Außenräume.
Als ästhetische Referenz für ihre Casa Tres Patis dienten Two Bo die nahe gelegenen Ruinen von Empúries. Die Planer*innen übersetzten die Anordnung der griechischen und römischen Villen in eine moderne Architektur, die trotz der durchdachten Komposition mit dem Reiz des Unfertigen spielt. Jeder Hof erhielt seinen eigenen Charakter, den die Bauherr*innen in vollen Zügen genießen können.
FOTOGRAFIE José Hevia José Hevia
Projektname | Casa Tres Patis |
Team | Ourania Chamilaki, Víctor Díaz-Asensio, Claudia Canalda |
Architektur | Two Bo |
Bauherr | Privat |
Ort | Albons |
Fläche | 300 Quadratmeter |
Fertigstellung | 2024 |
Struktur | Jordi Granada |
Technischer Architekt | Gerard Codina |
Landschaftsarchitektur | DACH |
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