Glaspalast der Arbeit
Spiegelkabinett des 21. Jahrhunderts: Büroetage in Shanghai.

Soho China, eine der größten Immobilienentwicklungsgesellschaften Asiens, ist bekannt für ihre prestigeträchtigen Kooperationen mit namhaften Architekten wie Zaha Hadid oder Kengo Kuma. Zur Aufwertung ihres jüngsten Projektes im gigantischen Gebäudekomplex Fuxing Plaza in Shanghai beauftragten sie die dort ansässigen Architekten Wendy Saunders und Vincent de Graaf von Aim. Diese verwandelten eine einfache Büroetage in eine gläserne Zukunftsvision.
Schon beim Betreten des Eingangsbereiches eröffnet sich den Besuchern eine (retro-)futuristische Parallelwelt, die kaum an Büroarbeit denken lässt. Eine umfassende Verkleidung mit glänzend weißen Glaspaneelen sorgt für wechselseitige Spiegelungen und verleiht dem langgestreckten Flur eine nahezu grenzenlos wirkende Ausdehnung in alle Richtungen. Zusätzlich verstärkt wird dieser Effekt durch schmale Lichtbänder, die sich über Boden, Decke und Wände ziehen. Die Reflexion der hellen Streifen ergibt ein endloses Raster aus Licht, das an ein verwirrendes Spiegelkabinett der modernistischen Art erinnert.
Nackte Tatsachen
Der weitläufige Arbeitsbereich besteht beinahe gänzlich aus transparentem und halbverspiegeltem Glas. Eine durchsichtige Deckenverkleidung gibt den Blick frei auf Lüftungskanäle und Versorgungsleitungen, die einen interessanten Kontrast zu der auf Hochglanz polierten Umgebung bilden. Gläserne Wände umschließen auch die einzelnen Konferenz- und Präsentationsräume, die mithilfe hinterleuchteter Membrandecken flächig erhellt werden. Das kommt vor allem den ausgestellten Verkaufsmodellen zugute, die von allen Seiten sichtbar sind. Leicht erhöht auf dem Fundament aufliegende, gläserne Bodenplatten spiegeln hingegen das Muster der Decke und vermitteln einen Eindruck von Schwerelosigkeit. Einige der Bodenbeläge seien jedoch bewusst wie „Inseln aus Stein oder Teppich“ gehalten, so die Architekten, um für „einen statischen Ausgleich im Meer aus Reflexion“ zu sorgen. Ebenso hilfreich ist mit Sicherheit ein Blick aus den großflächigen Fenstern: Die unbewegt steinerne Skyline von Shanghai wirkt im Kontrast zum vibrierenden Innenraum wie ein sicherer Fixpunkt.
„Da Soho die Büros im nackten Rohzustand vermietet, war der tragende Entwurfsgedanke, den Kunden zu zeigen, was sie tatsächlich bekommen“, erklären die Architekten. „Die Konzentration auf den Werkstoff Glas lässt das Projekt dabei ebenso kühn wie vielschichtig wirken.“ Obwohl die beiden Gründer von Aim der nordisch nüchternen Designtradition verhaftet sind, haben sie im Fuxing Plaza eine Bürofläche gestaltet, die kaum aufsehenerregender sein könnte. Ihr spektakuläres Labyrinth aus Transparenz, Spiegelung und Licht sollte wohl auch in Krisenzeiten für ausreichende Nachfrage sorgen.
FOTOGRAFIE Jerry Jin
Jerry Jin
SOHO China
www.sohochina.comMehr Projekte
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