Alte Schule
Wohnlicher Co-Working-Space in London von Daytrip

Mitten im Tech-Distrikt von London verwandelten Iwan Halstead und Emily Potter vom Studio Daytrip eine ehemalige Schule in den Co-Working-Space Cloisters. Crittall-Fenster, eine Dschungeloase im Innenhof sowie ineinanderfließende Räume schaffen Orte für Austausch, Ruhe und kreative Momente.
Das Londoner Silicon Valley liegt an einem Kreisverkehr. Seit 2008 siedeln sich rund um den Old Street Roundabout Start-ups und kleine Tech-Unternehmen an, die die Gegend schnell zum Epizentrum der britischen Tech-Szene gemacht haben. Nur einen Steinwurf entfernt steht ein ehemaliges viktorianisches Schulgebäude mit vier Flügeln und 3.000 Quadratmetern, in das zuletzt eine weitläufige Bürolandschaft eingezogen ist – passend zur Nachbarschaft. Besonders ist der Innenhof, ein abgeschirmtes Quadrum, das in eine grüne Oase verwandelt wurde. Iwan Halstead und Emily Potter, die Gründer*innen des Innenarchitekturstudios Daytrip aus Hackney, haben die Räumlichkeiten gestaltet. „Unsere Arbeit zeichnet sich durch ein starkes Verständnis für den Bestand, ein selbstverständliches Stilbewusstsein und einen intelligenten Materialeinsatz aus“, erklären die beiden.
Gestalterisches Schichtmodell
Im Cloisters finden Unternehmen und Co-Worker*innen nicht nur einen Schreibtisch, sondern auch Lounges, Besprechungsräume, Gemeinschaftsküchen, einen Garten und ein Café. Damit steht ihnen eine Infrastruktur zur Verfügung, die es ermöglicht, das Ensemble während eines Arbeitstags nicht zu verlassen. Bei der Modernisierung war es dem Team von Daytrip wichtig, den historischen Charakter und die individuelle Geschichte der Architektur nicht zu überlagern. Um im Gebäude gleichzeitig eine kreative, zeitgemäße und hochwertige Umgebung zu schaffen, wurden helle Farben, warme Texturen sowie Londoner Möbeldesign und Handwerk mit viel Naturholz verwendet. Die Gestalter*innen vergleichen ihre Interventionen mit „Schichten“, die sich mal zurückhaltend einfügen, mal bewusst in einen Dialog mit dem Bestand treten.
Heritage-Stil und Stuart-Periode
Es treffen hohe Ziegelwände, antike Holztüren mit Buntglas aus der Stuart-Periode und ein Boden aus Steinfliesen auf ausgewählte Kunstwerke, Pflanzen, dramatische Vorhanginstallationen und Statement-Mobiliar. Die Sofa-Entwürfe des Londoner Designers Philippe Malouin bringen eine ausdrucksstarke, lebendige Energie in den Raum, die durch die Farbwahl der Bezüge in Aqua und Burgunderrot noch verstärkt wird. Im schummrigen Licht, das durch die Scheiben fällt und von den Vorhängen gefiltert wird, zeigt der Raum die subtile Eleganz des hauseigenen Heritage-Stils. Skandinavisches Flair mit Midcentury-Anleihen vermittelt hingegen der Tresen aus Eiche mit seinem geometrischen Paneeldesign und seiner homogenen Materialität. Durch seinen monolithischen Charakter wird er zum visuellen Anker und kommuniziert klar seine Rolle als Check-in-Punkt für die Gäste.
Wohnlicher Arbeitskosmos
Vom Erdgeschoss aus gelangt man in die insgesamt fünf Etagen der Arbeitsbereiche und damit in einen Kosmos aus Vanille-Nuancen, Zitronen-, Holz- und Lehmtönen. Die Räume werden durch Glaselemente im sogenannten Crittall-Stil getrennt. Damit sind schmale, industriell anmutende Fenster mit sehr schlanken Profilen und großen Glasflächen gemeint, die seit dem 20. Jahrhundert von der Firma Crittall in Großbritannien produziert werden. Sie leiten das Tageslicht auch in die zentral gelegenen Flächen und bewahren trotz mehrerer abgeschirmter Zonen die räumliche Offenheit. Die Bereiche fließen ineinander und erzeugen dadurch ein sehr wohnliches Layout, das durch die Auswahl der Materialien und des Mobiliars zusätzlich unterstützt wird. Die Küchenzeilen bilden das Zentrum der gemeinschaftlichen Flächen. Runde Tische und Hängeleuchten verweisen auf die Typologie der Wohnküche und fördern eine Kultur des Austauschs und der informellen Begegnung.
Hauseigener Hofgarten
Bei gutem Wetter kann der Kaffee auch nach draußen mitgenommen werden. Dazu lädt der große und von der urbanen Hektik gut abgeschirmte Innenhof ein. Dutzende gigantische Terrakotta-Töpfe, meterlange Hochbeete und eine komplett begrünte Hauswand verwandeln den Innenhof in einen Dschungel mit vielen kleinen Rückzugsorten, versteckten Nischen und Inseln aus Tischen und Stühlen. Handgemalte Beschriftungen direkt auf dem Mauerwerk passen sowohl zur romantischen Gartenstimmung als auch zum authentischen Charme der alten Schularchitektur. Es ist Iwan Halstead und Emily Potter gelungen, den Charakter des Bestands mit einer reichen Palette aus Texturen, warmen Materialien und wohnlichen Farbtönen zu verbinden. Sie haben einen Ort mit vielen atmosphärischen Zwischenräumen geschaffen, der zum Verweilen, zur Zusammenarbeit und vor allem zum Wiederkommen einlädt.
FOTOGRAFIE Simon Bevan Simon Bevan
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