Neubau mit Geschichte
Berliner Aparthotel MAVO LAB von Studio MMOONN
In einem nachhaltigen Holzbau mit Metallfassade am Berliner Kurfürstendamm richtete Studio MMOONN für das MAVO LAB temporär vermietete Apartments in warmen Farben und mit industriellen Details ein. Über den geschichtsträchtigen Standort wurde sogar schon ein Buch geschrieben.
Die Nummer 210 am Kurfürstendamm in Berlin war schon immer eine besondere Adresse: Bis in die Sechzigerjahre stand dort ein prachtvoller Altbau, in dem Prominente wie die Operndiva Gemma Bellincioni oder Generaloberst Graf von Schlieffen lebten und wirkten. Die Hongkong Bar zog im gleichen Haus in den Fünfzigerjahren Gäste wie Hildegard Knef und Willy Brandt an. Diese Hintergründe recherchierte der Architekturjournalist Falk Jaeger für sein Buch „Eine Erste Adresse in Berlin – Geschichte und Gegenwart des Hauses 210 am Kurfürstendamm“.
Schlichter Neubau
Obwohl das Haus den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstand, musste es 1968 der Abrissbirne weichen. An seiner Stelle errichtete der Architekt Heinz Kroh einen siebengeschossigen Betonskelettbau mit Bandfenstern und Marmorplatten als Fassade. Dieser vereinte Läden, Büros und Wohnungen unter seinem Dach. Die Prominenz blieb der Adresse treu: Ein chinesisches Restaurant im ersten Stock und der King’s Pub im Erdgeschoss waren bei Politiker*innen und Filmstars gleichermaßen beliebt.
Erweiterung aus Holz
Mehr als 50 Jahre später hat sich der Gebäudekomplex noch einmal verändert. Das Architekturbüro Schmitt von Holst erweiterte den Ku’damm 210 um acht Geschosse als Seitenflügel. Die Bauherrin, Mirja Metzger von Mavo Hospitality, legte Wert auf eine nachhaltige Bauweise. Was die Fassade aus Edelstahl auf den ersten Blick nicht vermuten lässt: Der Anbau wurde aus Holz errichtet, was im Vergleich zu Beton oder Ziegeln weniger CO2 benötigt, ja es sogar bindet. Zudem isoliere das Material gut, so Metzger. Eine Wasserkühlung im Boden und Sichtholzdecken machen eine Klimaanlage überflüssig. Über die Photovoltaikanlage auf dem Dach gewinnen die Nutzenden einen Teil ihres Stroms.
Zuhause auf Zeit
Während sich in den beiden unteren Etagen Gewerbeeinheiten befinden, vermietet Mavo Hospitality in den oberen Etagen insgesamt 24 Apartments. Sie sind zwischen 31 und 100 Quadratmeter groß, einige davon barrierefrei. Konzept, Planung und Styling von Zimmern und Fluren übertrug die Bauherrin der Architektin Victoria Menor und der Designerin Andrea Tomasena von Studio MMOONN. Die Herausforderung bestand für die Gestalterinnen darin, einerseits eine behagliche Atmosphäre zu schaffen und auf der anderen Seite eine einfache Reinigung und Pflege der Räume für die wechselnden Bewohner*innen sicherzustellen.
Gliederung durch Farben
Um auch die kleinsten Einheiten des Aparthotels zu zonieren, arbeiteten Victoria Menor und Andrea Tomasena mit Farbinseln. So sind Stühle, Esstisch und Leuchte im gleichen Rot aufeinander abgestimmt, während sich das Sofa in einem leuchtenden Blau von der rosafarbenen Wand abhebt. Auf diese Weise wurden Küche, Bad, Schlaf- und Essbereich voneinander abgegrenzt. Bei Leuchten, TV-Ständern oder Sofas setzten die Planerinnen auf Metallgestelle als gestalterische Klammer. Ihre farbige Lackierung ist Ton in Ton mit Polstern und Bezügen gehalten, was sie trotz des industriellen Materials wohnlich wirken lässt. Die Bäder sind nur durch eine Glasscheibe und einen Vorhang vom Wohnbereich getrennt. So erhalten diese Räume von außen Tageslicht, während gleichzeitig die Privatsphäre geschützt ist.
Grüne Oase
Den ehemaligen Parkplatz im Innenhof bepflanzte das Landschaftsarchitekturbüro Thomas Heumann Gartenanlagen mit Bäumen und Sträuchern. Ein großformatiges Gemälde der Künstlerin Claudia Scheffler auf der Brandschutzwand schlägt eine Brücke zu Berlins Kunstszene und macht den grünen Hinterhof, der sich positiv auf das Stadtklima auswirkt, zu einem besonderen Ort.
Mit einem Gespür für Proportionen und den historischen Ort entwickelte die Bauherrin in Zusammenarbeit mit den Gestalter*innen den geschichtsträchtigen Standort weiter. Sie bediente sich dabei einer nachhaltigen Bauweise. Die Inneneinrichtung wird der designaffinen Zielgruppe gerecht.
FOTOGRAFIE se7entyn9ne se7entyn9ne
Bauherrin: | Mirja Metzger, Mavo Hospitality und Gruppe Metzger GmbH |
Architektur: | Schmitt von Holst |
Interiordesign Zimmer + Flure: | Studio MMOONN |
Interiordesign Lounge: | Ippolito Fleitz Group |
Lichtdesign Lounge + Übergang Alt-Neubau: | As A Ceremony |
Lichtdesign Apartments + Flure: | EW Studio |
Außenanlagen: | Thomas Heumann Gartenanlagen |