Reise in die Vergangenheit
Hotelumbau in Krakau von Paradowski Studio

Die Schließung aufgrund des Corona-Lockdowns 2020 nutzte das Krakauer „Puro Hotel“ für eine Komplettüberholung. In nur fünf Monaten gaben Zuza und Piotr Paradowski von Paradowski Studio dem Hotel einen neuen Look. Ihr Umbau erinnert zum einen an die berühmten Cafés der Zwanzigerjahre. Zum anderen knüpft er an den cleanen Midcentury-Stil der Fünfziger an.
Krakau in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts: eine aufregende Stadt voll von künstlerischem und kulturellem Leben. Viele Journalist*innen und Künstler*innen trafen sich in überwiegend jüdischen Cafés. An Archivaufnahmen ihrer flexiblen Grundrisse orientierte sich das Krakauer Designbüro von Zuza und Piotr Paradowski. Aber auch der Midcentury-Stil noch existierender Cafés aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren fand Einzug in die Planung für den Umbau des Puro Hotels nahe der Altstadt. Die Kette betreibt Hotels in allen größeren polnischen Städten und legt Wert darauf, dass ihre Häuser die lokale Designszene ebenso widerspiegeln wie die Geschichte der jeweiligen Stadt.
Relief mit Geheimnissen
Von außen lässt sich die durchdachte Neugestaltung kaum erahnen: Wer die Türen in der kühl wirkenden Glas-Stahl-Fassade des 2013 eröffneten Hotels durchschreitet, wird in der großzügigen Lobby von einem hölzernen Basrelief überrascht. Angedeutete Gesichter sind darin ebenso zu erkennen wie abstrakte organische Formen, die der polnischen Gebirgskette Tatra nachempfunden sind. Was sich dem Betrachter*in erst bei ganz genauem Hinschauen offenbart, sind drei Türen, die hinter der kunstvoll gearbeiteten Oberfläche fast verschwinden. Die Einbindung der Arbeit des Künstlers Tomasz Opaliński stellte für Zuza und Piotr Paradowski stellte technisch die größte Herausforderung bei diesem Projekt dar. Sie wird durch ein Keramikrelief und ein Wandmosaik des Absolventen der Warschauer Kunstakademie ergänzt. Er steuerte insgesamt mehr als 70 Werke zu dem Umbau bei. In den öffentlichen Bereichen des Hotels finden sich zudem abstrakte Malereien, Collagen und Skulpturen von Künstler*innen wie Tomasz Baran, Małgorzata Malwina Niespodziewana und Marta Antoniak.
Wandelbare Gestaltung
Wichtig war den Auftraggeber*innen, dass die Lobby flexibel genutzt werden kann. Mit ihrem offenen Grundriss lässt sich darin sowohl frühstücken als auch am Abend bei stimmungsvollem Licht ein Drink nehmen. Sitzecken mit Objekten polnischer Gestalter*innen treffen auf Möbel und Leuchten internationaler Marken wie &Tradition, Artek, Cassina, Wästberg oder Tom Dixon. Opulenten Marmor für den kleineren der beiden Bartresen und die Rezeption kombinierte Paradowski Studio mit lokalen Materialien wie natürlichem Eichenholz, Stein und in Polen hergestelltem Glas sowie Keramik. Inspirationen fanden fanden die Modedesignerin Zuza und der Architekt Piotr Paradowski im sowjetischen Realismus des Stadtteils Nowa Huta und der ikonischen Krakauer Hotels Cracovia und Forum.
Verbindung zur Kunstszene
Auch die Zimmer des Puro Hotels verdienten ein Makeover: Holzvertäfelte Wände werden durch Maßanfertigungen und handwerklich gearbeitete Wolldecken der polnischen Designerin Maria Jeglinska in sanften Tönen ergänzt. Eigens angefertigte Drucke und Gemälde stellen eine Verbindung zur lokalen Kunstszene her. Mit ihrem Umbau vereinen die Kreativen von Paradowski Studio die Tradition und Geschichte Krakaus mit der jungen, aufstrebenden Kunst- und Designszene. Auf den Ort abgestimmte Möbel und künstlerische Werke schaffen eine besondere Atmosphäre.
FOTOGRAFIE Pion Studio
Pion Studio
Bauherrschaft | Puro Hotel |
Entwurf | Paradowski Studio |
Standort | Krakau, Polen |
Zimmer | 138 |
Eröffnung | 2013 |
Fertigstellung Renovierung | 2021 |
Möbel und Leuchten | &Tradition, Artek, Carl Hansen & Søn, Cassina, Massproductions, Wästberg, Dirk Vander Kooij, Areti, Verpan, Bocci, Friends & Founders und Tom Dixon |
Beteiligte Künstler*innen | Tomasz Opaliński, Tomasz Baran, Małgorzata Malwina Niespwiedzana, Wojciech Ireneusz Sobczyk, Jakub Woynarowski, Marta Antoniak, Marta Wojtuszek, Agnieszka Owsiany, Bartłomiej Chwilczyński |
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