Souterrain in Lissabon
Umbau einer ehemaligen Druckerei von João Tiago Aguiar
Für eine ehemalige Druckerei erdachte das Lissabonner Architekturbüro João Tiago Aguiar intelligente Lösungen, die mittels Öffnungen und Transparenzen Wind und Sonnenlicht in einst dunkle Kellerräume holen. Das Ergebnis: ein luftiges, lichtdurchflutetes Loft.
Materialien bestimmen Häuser. Holz, Putz oder Beton verleihen Charakter. Wenn es allerdings um die Wohnqualität geht, sind vor allem die immateriellen Komponenten maßgeblich. In einer ehemaligen Druckerei im Lissabonner Bezirk Avenidas Novas fehlte es genau daran. Trotz hoher Decken verfügten die Innenräume über nur unzureichend natürliche Beleuchtung und Belüftung.
Würdevolle Räume
Der ebenfalls aus der portugiesischen Hauptstadt stammende Architekt João Tiago Aguiar nahm sich einer umfangreichen Neugestaltung der Räume an und verwandelte den lange Zeit leer stehenden Betriebsstandort in ein ungewöhnliches, aber wohnliches Loft. „Die Renovierung führt vor Augen, wie sorgfältige, ästhetische Raumlösungen einen zuvor verfallenen und düsteren Raum würdigen können“, meint Aguiar.
Architektonische Herausforderungen
Bevor er zu diesem Resümee kommen konnte, gab es jedoch einige architektonische Herausforderungen zu meistern. Vorderseitig wendet sich nun das Apartment der Straße mit einer raumhoch verglasten Tür zu, die ein klein ebenerdiges Büro gleichmäßig ausleuchtet. Der Bereich bleibt jedoch die einzige Fläche mit seitlich eindringendem Tageslicht. Die anderen Seiten des Apartments sind geschlossen. Und ein Großteil der insgesamt 155 Quadratmeter großen, zweigeschossigen Wohnung liegt unterirdisch. Wie also gestaltet man einen Keller in lebenswerte Wohnräume um?
Gläserne Gestaltung
Um das straßenseitige Licht möglichst tief ins Innere zu holen, nutzte Aguiar eine architektonische Lücke, die zwischen den beiden Stockwerken klafft. Mit einem gläsernen Geländer ermöglicht er Blickbeziehungen zwischen den Geschossen – und lässt Licht und Luft frei strömen. Solche geschickt eingesetzten Transparenzen setzen sich unten fort. Dort integrierte er etliche Dachfenster und trennte Räume mit verglasten Schiebetüren ab.
Mezzanin mit Wasserbassin
Des Weiteren machte Aguiars Team sich die Terrasse auf der rückseitigen Fassade zu Nutze. Ihre Dachluken holen das Tageslicht ins Innere, während es ihre glänzenden Wandfliesen in den Wohnraum hinein reflektieren sollen. So wertet die Terrasse trotz relativ begrenzter Fläche die angrenzenden Räume auf. Direkt daneben befindet sich ein Mezzanin mit einem kleinen Wasserbassin im Inneren.
Ein Stück Natürlichkeit
Die rechtwinklige, im Betonboden eingelassene Wanne sei ein geeigneter Ort für Freizeitaktivitäten. Das Mezzanin hingegen könne etwa als Büro, Bibliothek oder Schlafzimmer genutzt werden, so das Architekturbüro. Aber auch das daran angeschlossene Esszimmer und die benachbarte, zentrale Küche profitieren aufgrund des weitläufig angelegten Grundrisses von den einfallenden Sonnenstrahlen.
Erfrischendes Mintgrün
Die Treppe zwischen den Ebenen beherbergt das Badezimmer und dient als Rückwand für zwei zusätzliche Waschbecken. In ihrer schwarzen Ausführung besetzt sie aber auch optisch eine prominente Rolle im farblich und materiell zurückhaltenden Konzept. Einen Kontrast zum minimalistischen Schwarz-Weiß und den wenigen modernistischen Holzmöbeln bildet lediglich die Fliesenwand der Terrasse. Ihre handwerkliche Anmutung und das sanfte Mintgrün schaffen optische Frische.
So gelingt es João Tiago Aguiar die Lissabonner Stadtwohnung mit Dachfenstern, Wasserstelle und Terrasse in ein intimes sowie luftig-leichtes Refugium zu verwandeln – ein Stück Natürlichkeit inmitten der südländischen Metropole.
FOTOGRAFIE FG+SG – Architecture Photograph
FG+SG – Architecture Photograph
Mehr Projekte
Lautner, but make it Cape Town
In den Fels gebaute Villa Lion’s Ark an der Küste Südafrikas
Ein Zuhause aus Licht und Pflanzen
Umbau einer Sechzigerjahre-Wohnung in Mailand von SOLUM
Wohnen in Blockfarben
Umbau einer Scheune bei Barcelona von h3o Architects
Olympisches Raumspiel
Reihenhaus-Renovierung im Olympischen Dorf München von birdwatching architects
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Heiter bis holzig
Zweigeschossiges Wohnhaus mit Farbakzenten im Hudson Valley von nARCHITECTS
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Von der Enge zur Offenheit
Filmreifer Wohnungsumbau in Madrid von GON Architects
Leben im Schweinestall
Historisches Stallgebäude wird modernes Familienheim
Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur
Wabi-Sabi am Hochkönig
Boutiquehotel stieg’nhaus im Salzburger Land von Carolyn Herzog
Faltbarer Transformer
Ein ländliches Wochenendhaus in Argentinien von Valentín Brügger
Funktionale Fassaden
Verschattung im Bestand und Neubau
Wohnhaus in Kurvenlage
Neubau mit rundem Garten in Südkorea von Sukchulmok
Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari
Alte Scheune, neues Leben
Historisches Gebäude in Tübingen wird zu modernem Wohnraum
Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger
Ein Dorfhaus als Landsitz
Wohnumbau von Ricardo Azevedo in Portugal
Ein offenes Haus
Feministischer Wohnblock Illa Glòries von Cierto Estudio in Barcelona
Harte Schale, weicher Kern
Unkonventionelles Einfamilienhaus in Mexiko von Espacio 18 Arquitectura
Zwischen Bestand und Zukunft
Umbau einer Kölner Doppelhaushälfte durch das Architekturbüro Catalanoquiel
Offen für Neues
Nachhaltige Renovierung einer flämischen Fermette durch Hé! Architectuur
Baden unter Palmen
Studio Hatzenbichler gestaltet ein Wiener Loft mit Beton und Grünpflanzen
Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design
Rückzugsort im Biosphärenreservat
MAFEU Architektur entwirft ein zukunftsfähiges Reetdachhaus im Spreewald
Im Dialog mit Le Corbusier
Umbau eines Apartments im Pariser Molitor-Gebäude von RREEL
Warschauer Retrofuturimus
Apartment mit markantem Raumteiler von Mistovia Studio
Trennung ohne Verluste
Ferienhaus im Miniformat auf Usedom von Keßler Plescher Architekten
Architektur auf der Höhe
Wohnhaus-Duo von Worrell Yeung im hügeligen New York
Architektur im Freien
Pool und Pergola von Marcel Architecten und Max Luciano Geldof in Belgien