Auf Tuchfühlung
Unterwegs auf dem Münchner Stoff Frühling 2023
München bringt auf den Punkt, was in Mailand begonnen hat: Die Opulenz ist im Textil- und Teppichbereich angekommen. Große Gesten, knallige Farben und gewagte Kombinationen bestimmten den diesjährigen Stoff Frühling. Die Aussteller zeigten, dass es sich lohnt, die Komfortzone zu verlassen. Und manche Hersteller nutzten das Event sogar für eine Neuerfindung der eigenen Identität.
Seit über zwei Jahrzehnten findet der Stoff Frühling regelmäßig in München statt. Nach einer pandemiebedingten Pause wanderte die Veranstaltung vom März in den Mai – mit mehr Ausstellern, Locations und der Hoffnung auf schönes Wetter. Das wollte in diesem Jahr nicht so recht mitspielen. Es blieb nichts anderes übrig, als die Zeit in den Innenräumen besonders auszukosten.
Frühlingshafte Frische
Im Kunstverein München am bekannten Hofgarten präsentierten gleich mehrere Labels in lichtdurchfluteten Räumen mit großzügiger Deckenhöhe ihre Produktreihen und Neuheiten. Für Caparol Icons übersetzte der Designer Sebastian Herkner seine Reisen und Erlebnisse in Farben. Ein tiefgrünes Petrol erinnert an die Fjorde Skandinaviens, ein Asphaltschwarz mit Schieferblaupigment bezieht sich auf die ehemalige Berliner Rennstrecke Avus und ein zartes Violett zitiert die Jacaranda-Bäume, die unter anderem in Südafrika heimisch sind.
Im Ausstellungsraum nebenan befand sich eine etwas andere Welt: die Welt der beiden Schwestern Anna und Barbara Luiz. Ihr gleichnamiges Textillabel Luiz wird seit drei Generationen von der Familie geführt. Zwischen Bettwäsche, Vorhängen und Tableware aus Naturmaterialien in gedeckten Tönen und monochromen Farben stach ein weiches Plaid in frischem, pastellfarbenem Lila heraus. Eine Neuheit, die das Thema des Frühlings besonders gelungen aufgreift.
Inspiration durch Networking
Das Berühren, Fühlen und Ertasten war stets der rote Faden, der sich durch alle Showrooms zog. So auch bei der minimalistisch, aber dennoch auffällig eingerichteten Fläche des deutschen Labels Kymo. Ein Hochflorteppich aus Polyesterfäden nahm nahezu den ganzen Raum ein und wurde durch einen Farbverlauf von hell nach dunkel sowie einen leichten Schimmer zum Hingucker. Das Fachpublikum aus Design, Innenarchitektur und Raumausstattung erhielt an jeder Station nicht nur neue Inspirationen, sondern auch die Möglichkeit zum kreativen Austausch. Workshops, die zusätzlich angeboten wurden, sollten vor allem Einsteiger*innen in Themen wie Nachhaltigkeit, Raumakustik oder Umsetzung von Ideen schulen und fördern.
Anfassen mit Altbaucharme
Shuttlebusse erleichterten den Weg zwischen den einzelnen Standorten und zwei weiteren Hotspots des Stoff Frühlings: dem sogenannten Ottoblock, der Marken wie C&C Milano, Kobe Interiors Fabrics und The Romo Group beherbergte, und dem Prisco Haus, das sich zum heimlichen Star mauserte. Über mehrere Etagen bot der Bau einer ganzen Riege an Labels eine temporäre Heimat mit schickem Altbaucharme. Dort zeigte sich Création Baumann nicht nur mit der aktuellen Kollektion namens Forever Young, sondern auch in neuem Gewand mit frischem Logo und Update der Corporate Identity. Der über 100 Jahre alte Familienbetrieb Werther aus der gleichnamigen Stadt in Nordrhein-Westfalen hatte zwei Räume mit gemütlichen Polster- und Sitzmöbeln – wie etwa dem Hocker Zipfel von Jan Armgardt – eingerichtet. Als Kontrastprogramm dazu bot der portugiesische Teppichhersteller Ferreira de Sá extravagante Produkte in kräftigen Farben. Mohair und Seide sorgten für ein besonders angenehmes Gefühlserlebnis.
Blumig und bunt
Abseits der drei zentralen Anlaufpunkte standen den Fachbesucher*innen unterschiedliche Showrooms offen. Der dänische Textilhersteller Kvadrat trotzte dem ungemütlichen Regenwetter mit einer heimeligen Atmosphäre, einem Einblick in die Sahco Kollektion 2023 unter dem neuen Kreativdirektor Bengt Thornefors und einer blumigen Installation, die einen frischen Duft im Raum verbreitete. Das Thema Mediterraneo stand bei Object Carpet im Mittelpunkt. Der robuste Teppich von Matteo Thun und Antonio Rodriguez konnte im Regen seine Outdoor-Qualitäten unter Beweis stellen, während im Innenraum des Showrooms Mittelmeer-Flair herrschte. Für gute Laune sorgte auch das Schweizer Textillabel Christian Fischbacher mit der Kollektion 100 Patterns in 100 Days der Künstlerin Rebecca Duckett-Wilkinson. Ihre Liebe zur Natur in Südostasien zeigt sich in starken Farbkontrasten, Pflanzen und einem Tigermotiv, das auf den vom Aussterben bedrohten Malaysia-Tiger aufmerksam machen soll.
Eine kleine Lehrstunde in Sachen Farbe gab es schließlich von Little Greene-CEO David Mottershead aus Wales. Während England und Frankreich bereits auf ausgefallene Töne und Kombinationen setzen, bleiben hierzulande sämtliche Nuancen von Weiß die Verkaufslieblinge. Bei einer Präsentation im Münchner Showroom erklärte Mottershead ein knalliges Gelb zur Trendfarbe des kommenden Jahres und berichtete vom „Colour Drenching“ – einen Raum komplett in Farbe zu hüllen – in seinem eigenen Zuhause. Sein Fazit passt hervorragend zum (Stoff) Frühling 2023: Einfach mehr wagen!
Münchner Stoff Frühling
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