Beschwingtes Schauspiel
Ein neuer Freischwinger für den alten: Das Theater Basel bleibt seiner Sitztradition treu.

Freischwinger im Theater? In Basel hat der Stuhl ohne Hinterbeine seit über 40 Jahren Tradition: Das städtische Theater ist seit Fertigstellung des Hauses im Jahr 1975 eines der wenigen weltweit, das für die Saalbestuhlung den Kragsitz aus Rundrohr verwendet. Und daran ändert auch der derzeitige Umbau nichts, für den das Unternehmen Girsberger eine komplett neue Bestuhlung produzierte – mit viel Handarbeit und mit nur zehn Wochen Zeit.
Das Theatergebäude an sich ist schon ein Hingucker: Die Architektur stammt von Schwarz & Gutmann und beeindruckt durch ihr unregelmäßig geschwungenes Dach, das sich mit spielerischer Note seinem gebauten Umfeld anpasst. Ein Glück, dass die notwendig gewordene Sanierung in die richtigen Hände gelegt wurde und nun – Stück für Stück – das Gebäude neu erstrahlt.
Acht Zentimeter mehr Beinfreiheit
Während des laufenden Betriebs wird das Theater Basel noch bis zum Jahr 2018 umgebaut. Für den Zuschauer bleibt ein Großteil der Sanierung jedoch unsichtbar, da es sich vor allem um Gebäude- und Bühnentechnik handelt. Aber auch die beiden Säle, die Lobby und die Eingangsbereiche werden runderneuert: Dabei sollte die Ästhetik erhalten bleiben und neben funktionalen Ergänzungen für mehr Platz und Komfort gesorgt werden. Dieser Aspekt betraf vor allem die Bestuhlung und die Aufteilung der zwei Zuschauerräume, die geometrisch komplett neu organisiert werden mussten – mehr Knie- und Armfreiheit waren gewünscht. Der Architekt Werner Hartmann reduzierte die Sitzplatzanzahl im großen Saal von 1000 auf 850 und gewann so zwischen 5 und 8 Zentimeter Platz von Reihe zu Reihe. Und auch die Sitzbreite wuchs um 3,5 Zentimeter. Die Werte mögen auf den ersten Blick gering wirken, bedeuten in Bezug auf den Komfort aber eine enorme Verbesserung.
850 Stück in zehn Wochen
Mit der Neuorganisation der Zuschauerräume und dem Wunsch nach mehr Komfort wurden auch die alten Freischwinger von 1975 zu Auslaufmodellen. Sie sollten durch eine Neuentwicklung ersetzt werden. Den Zuschlag für die Konzeption des Nachfolgestuhls bekam der Designer Daniel Rindlisbacher von der Breitblick AG, mit der Produktion des neuen Kragstuhls wurde der Schweizer Möbelhersteller Girsberger beauftragt – ein ausgewiesener Experte für Customized Furniture. Während des Entwicklungsprozesses musste „jedes Detail und jede Funktion neu entwickelt werden“, beschreibt der zuständige Bereichsleiter bei Girsberger, Davide Mastrodomenico die Schwierigkeiten des Projekts. „Das Rohrgestell galt es so zu dimensionieren, dass es sich auch nach mehreren zehntausendmal Besitzen nicht schleichend verformt. Zudem mussten die Metallbauer jedes Gestell mehrfach ausrichten, da sich dieses beim Anschweißen der Sitzbefestigungen aufgrund der Hitzeeinwirkung gerne verformt.“ Ein anspruchsvoller Prozess, vor allem, weil der Möbelhersteller nach der Abnahme des Prototypen nur zehn Wochen Zeit hatte, 850 Stück des Sitzes in Handarbeit herzustellen und zu montieren. Aber der Aufwand hat sich, nicht nur aufgrund seiner Einmaligkeit, gelohnt: Ästhetik und Funktion befinden sich beim neuen Freischwinger in perfekter Balance.
FOTOGRAFIE Girsberger
Girsberger
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