imm cologne 2017: Das Haus – Interiors on Stage
Leben in Bedürfniszonen: Zur Kölner Einrichtungsmesse erzeugt Todd Bracher durchmischte Wohnbereiche.
Reduktion und ein Überdenken der Konsummentalität – ja, auch darum kann es auf Messen gehen. Wenn vom 16. bis 22. Januar 2017 wieder die Interiordesignwelt zur internationalen Einrichtungsmesse imm cologne zusammenkommt, gibt es neben der alle zwei Jahre stattfindenden LivingKitchen sowohl für Beteiligte als auch Besucher einen ausgemachten Anlaufpunkt: Das Haus – Interiors on Stage. Hier kommen neue Produkte, Trends und Einrichtungskonzepte zusammen, hier wird erprobt, wie gesellschaftliche Bedürfnisse in einem experimentellen Wohnmodell umgesetzt werden können. Zum sechsten Mal entsteht die inszenierte Sonderfläche in Halle 2.2 – diesmal unter der Federführung des US-amerikanischen Designers Todd Bracher.
„Wir werden die Vorstellung davon, was zeitgenössisches Wohnen ausmacht, infrage stellen, indem wir die Grundlagen überdenken, die das Heim definieren, und uns ansehen, ob sie den Anforderungen der heutigen Welt entsprechend ausgelegt sind“, erklärt der New Yorker. Und folgt damit seinen Vorgängern Sebastian Herkner, Neri & Hu, Louise Campbell, Luca Nichetto und Doshi Levien. Entstehen wird ein begehbares Haus, in dem Komplexität auf ihre einfachsten Elemente und Funktionen reduziert wird.
Brückenschlag der Wohnkulturen
In einem Vorabgespräch mit dem Creative Director der imm cologne, Dick Spierenburg, erklärte dieser, gefragt nach der Herkunft der jeweiligen Guests of Honour als Auswahlkriterium: „Im Vordergrund stehen sowohl die geografische Diversität als auch der Überraschungsfaktor. Unsere Wahl fällt weniger auf vorhersehbare prominente Designer, sondern auf Gestalter, die im Kommen sind, deren Wahl aber noch überrascht. Dabei ist für uns interessant, nicht nur nach Europa, sondern auch über die europäischen Grenzen hinaus zu blicken.“ Es solle Grund zur Diskussion geben und dazu müsse man auch in die Ferne gehen. Mit Todd Bracher sei ein Designer gefunden worden, mit dem sich ein Brückenschlag machen lasse – zwischen Europa und den USA. Ein Wunsch, der durchaus begrüßenswert ist und mit Neri & Hu zwischen Europa und Asien bereits gelang.
Interferierende Zonen
Ein erster Blick auf Todd Brachers Entwürfe für Das Haus 2017 zeigt, es wird um interferierende Zonen gehen. Zwei verschieden große, rechteckige Volumen ragen ineinander: ein großer Raum mit halbtransparenter Hülle, der ringsum von Regalwänden gesäumt ist sowie ein wesentlich kleinerer, schräg dazu platzierter, schwarzer Würfel, über dem eine an einen Mond erinnernde Leuchtkugel schwebt. Über dem Ganzen lagert ein geschwungenes Dach – man versucht unweigerlich, von jedem Kontinent einen Einfluss darin zu erkennen. Drinnen werden traditionelle Raumfolgen aufgehoben und Zonen von Bedürfnissen bestimmt. Eine Dusch- und Waschzone befindet sich in den Überschneidungswinkeln der Raumkörper. Drei zeitgemäß gestaltete und möblierte Bereiche entstehen damit: einmal das „Bad“, ein Bereich der Versorgung und einer der Erholung.
Transatlantische Wohnvision
Todd Bracher erklärt das Konzept seines Sustenance House, wie er es bezeichnet, so: „Was wir versuchen zu erzeugen, ist nicht mehr das Verschwimmenlassen verschiedener Bereiche sondern tatsächlich die komplette Durchmischung. Dafür nehmen wir uns den Wohnbereich, den Küchenbereich, möglicherweise das Büro, die Bibliothek – also alle Elemente, die wir nutzen und benötigen um uns zu erhalten – und packen sie zusammen und kreieren damit einen kohärenten Raum.“ Daneben gibt es einen zweiten, wesentlich kleineren Kubus: den Schlaf-, Meditations- und Denkraum – den Bereich also, in dem der Geist zur Ruhe kommen kann, wo Tag und Nacht geträumt werden darf. Der Ansatz von Bracher sucht nicht zuletzt nach Möglichkeiten der Reduktion, nach Konzentration aufs Essentielle. Das Haus 2017 wird damit gewiss ein visionäres und idealistisches, transatlantisches Wohnerlebnis. Zugleich kann ein durchaus intuitiv erlebbares Designexperiment erwartet werden, denn Brachers Anspruch ist stets, dass alles, was er macht, auch selbsterklärend sein soll. Durch und durch Wohnexperiment, wird Das Haus damit dennoch ganz nah dran am echten Leben sein.
Mehr zur imm cologne und LivingKitchen 2017 lesen Sie in unserem Special.
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