Stille per Stunde
Ein Stundenhotel ohne Betten, dafür mit Yogamatten. New Yorks Modell vom Büro der Zukunft.

Das Teilen zeichnet unsere gegenwärtige Gesellschaft aus. Der eigene Wohnraum wird vermietet, Autos öffnen sich jedem passenden RFID-Chip, und sogar teure Designertaschen können für ein paar Wochen in den eigenen Schrank geborgt werden. Den Bedürfnissen der Besitz-verweigernden, immer mobilen und grenzenlos arbeitenden Generation widmet sich ein innovatives New Yorker Start-up, das private Sharing-Büros bereitstellt.
In drei Städten Nordamerikas ermöglicht seit 2012 eine App den Zugang zu einem Stundenhotel. „Fragwürdige“ Aktivitäten allerdings sind ausgeschlossen, und auch ein Bett sucht der Gast vergebens. Stattdessen wird er mit der Bereitstellung eines WiFi-Codes begrüßt, findet Yogamatten im Schrank, zudem Stifte, Notizhefte und Süßigkeiten. Das junge Unternehmen Breather richtet sich an den Jobreisenden, an digitale Wanderarbeiter und Jet-Set-Nomaden. Für sie hat es einen Ort geschaffen, der gerne als Third Place beschrieben wird. Es ist nicht das private Zuhause, nicht das brummende Büro, sondern ein Ort dazwischen, der Gemütlichkeit, Ruhe und vor allem Datenanschluss bietet. In diese Kategorie fielen bisher vor allem Kaffee-Ketten und Coworking Spaces. Denen macht Breather allerdings nur indirekt Konkurrenz. Statt in den vorhandenen Kategorien zu wirken, denkt Breather schon an die neue Zukunft.
Eine App als Türsteher
Das Konzept ist einfach. Mithilfe einer App wird nach verfügbaren Räumen gesucht, per Klick reserviert. Stundenweise. Ab 30 Minuten kann der Gast in einem Breather verbringen, aber auch ganze Tage. Um Zugang zu erhalten, tippt er seinen Tür-Code in den Check-in-Bildschirm ein. Nach Ablauf der gebuchten Zeit wird dieser ungültig, das Putzpersonal reinigt den Raum für die nächsten temporären Mieter und fegt die aktuellen raus. Ausgedacht hat sich dieses Konzept unter anderem Mitgründer und Geschäftsführer Julien Smith. Wenn man ihn fragt, wer das Stundenbüro nutzt, hat er darauf viele Antworten. Freelancer, die sich zum Projekt-Meeting treffen. Manager, die ein Video-Telefonat führen müssen. Meditationsklassen, die nicht über eigenes Studio verfügen. Durchreisende, die schnell ihr Mobiltelefon aufladen wollen. Touristen, die mitten im Sightseeing-Marathon kurz die Beine hochlegen möchten.
Kontemplative Großstadt
Was Breather Starbucks und Coworking voraus hat, ist Privatheit. Es kann sich anfühlen wie das eigene Büro, das an jeden Arbeitsort, in jede neue Stadt „mitgenommen“ wird. Während der Arbeitsnomade reist, ist das Büro schon lange da. Der Wiedererkennungswert, das Breather-Flair, sorgt dafür, dass es keine langen Eingewöhnungsphasen gibt. Denn auch wenn jedes der Büros anders eingerichtet und ausgestattet ist, folgt das Interieur einer klaren Corporate Identity. Die Räume sind gemütlich und trotzdem klar, einige der Möbel, wie der Eames Plastic Side Chair finden sich an jedem Standort. Dazu kommt ein Sofa, das zum Nickern einlädt, aber bewusst nicht mit einem Schlafauszug ausgestattet ist, gedeckte Farben, skandinavisches Flair und dekorative Accessoires von Marimekko. Eine Dusche gibt es nicht, dafür Waschräume, die aber nicht unbedingt innerhalb des Apartments liegen. Und weil die Räume des Start-ups immer zentral gelegen sind, ist auch die Aussicht auf das geschäftige Stadtleben und eine atemberaubende Skyline Teil des Breather-Erlebnisses.
Ausweitung der Arbeitszonen
Bisher gibt es Breather mit Standorten in San Francisco, Montreal und New York. Tausende von Buchungen und ebenso viele aktive Nutzer zeigen, dass Julien Smith und seine Mitgründer mit ihrem Konzept einen Bedarf erkannt haben – und augenscheinlich die richtige Antwort darauf geben. Mit Blick auf die Erfolge von Vermietungsplattformen für Wohnungen wie Wimdu, 9flats oder Airbnb ist es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis Breather international expandiert – oder Nachahmer in anderen Ländern findet.
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