Die Couch-Versteher
Dario Schröder über die Erfolgsstory von Noah Living
Partner: Noah
Ob Partys, schmutzige Kinderhände oder Übernachtungsbesuch: Die modularen Sofas von Noah Living machen einiges mit. Wie das Berliner Start-up mit seinen flexiblen und nachhaltigen Möbeln zur Erfolgsstory wurde und welche Entwürfe es noch in der Pipeline hat, erläutert CEO Dario Schröder im Interview.
Die Berliner Torstraße hat sich in den vergangenen Jahren zur Designmeile entwickelt. Genau dort eröffnete die junge Möbelmarke Noah Living 2020 ihren Showroom. Dabei ist das Label eigentlich im Internet zu Hause. Sein Kernprodukt – ein modulares Sofasystem, das sich in Farbe und Größe flexibel zusammenstellen lässt – hat nicht nur mehrere Designpreise gewonnen, sondern auch eine begeisterte Fangemeinde in Europa und Übersee.
Die meisten Kund*innen bestellen, ohne einmal zur Probe zu sitzen. Dennoch war es den Gründer*innen, der Innenarchitektin Hannah Schröder und ihrem Bruder, CEO Dario Schröder, sowie den Produktdesignern Felix Landwehr und René Martens, zuständig für Produktion und Entwicklung, wichtig, dass es einen Ort gibt, an dem sich die Möbel ausprobieren und anfassen lassen. Während der geräumige Showroom im Erdgeschoss den Sofas eine Bühne bietet, schraubt das Design-Team von Noah Living in der offenen Werkstatt im ersten Stock bereits an seinem nächsten großen Wurf, einem Bett.
Mitten in der Pandemie, im März 2020, habt Ihr Noah Living gegründet. War der Zeitpunkt eher Fluch oder Segen?
Wir haben 2019 mit der Produktentwicklung begonnen. Unser Launch fiel quasi mit dem Beginn der Pandemie zusammen. Erst mal waren wir natürlich sehr verunsichert. Dann zeigte sich aber schnell, dass wir letztlich davon profitieren, dass die Leute viel Zeit zu Hause verbringen, anstatt beispielsweise zu verreisen. Dadurch waren sie auch bereit, in höherpreisige Sofas zu investieren, zumal unser Produkt das Bedürfnis nach nachhaltigem, langlebigem Konsum erfüllt. Geholfen hat uns sicher auch, dass Noah Living von Anfang an eine Online-Marke war. Wir arbeiten ohne Händler und verkaufen direkt an die Kund*innen, was es auch möglich macht, zu einem bezahlbaren Preis in Deutschland zu produzieren.
Welche Vorteile bringt die Produktion in Deutschland mit sich?
Wir haben von Anfang an mit einem deutschen Polsterhersteller zusammengearbeitet, der viel Erfahrung mit qualitativ hochwertigen Möbeln mitbringt. Neben ethisch korrekten Herstellungsbedingungen profitieren wir von den kurzen Wegen bei der Produktion. Unsere Stahlrohr-Gestelle beispielsweise werden in Brandenburg hergestellt und in Köln pulverbeschichtet. Trotzdem wir nach Auftrag produzieren, haben wir eine relativ kurze Lieferzeit von etwa vier bis fünf Wochen, d.h. wir können schnell liefern und haben keine Lagerkosten. Eine kurze lokale Lieferkette bringt auch große Vorteil für das Objektgeschäft, da wir einen hohen Individualisierungsgrad anbieten und schnell spezielle Kundenwünsche umsetzen können. Für Aufträge mit individuellen Stoffen und Gestellfarben benötigen ebenfalls nur sechs bis acht Wochen.
Wie genau kann man sich das modulare Sofasystem vorstellen?
Die Grundidee war, dass wir für gutes Design, aber auch für nachhaltigen Konsum stehen möchten. Das könnte natürlich ein Ledersofa sein, das ein Leben lang hält. Doch das würde dem flexiblen Lebensstil unserer Generation widersprechen. Daraus ist die Idee eines modularen Sofas entstanden. Als Student*in kannst Du mit einem Zweisitzer starten und es später – mit ein oder zwei weiteren Modulen – zum Familiensofa erweitern.
Sogar übernachten kann man darauf, richtig?
Ja, wir haben aber bewusst auf die konventionellen, oft recht empfindlichen Ausziehtechniken verzichtet und dafür mit den Flächenmaßen 70 mal 95 und 95 mal 95 Zentimeter gespielt, da es sich darauf gut übernachten lässt. Nackenlehnen und die Verbindungsteile zum Gestell können einfach abgenommen werden. Die Idee war, mit wenigen Teilen möglichst breite Anwendungsmöglichkeiten zu schaffen.
Welche Konfigurationsmöglichkeiten gibt es?
Es gibt nur einen Stoff und eine kuratierte Farbauswahl, da wir uns dafür entschieden haben unseren Kund*innen nicht mit endlosen Optionen zu erschlagen. Wir haben uns sehr bewusst für die Farben und Stoffe entschieden, denn wir glauben weniger ist mehr und es braucht nicht mehr Konsumoptionen, sondern bessere. Für größere Objektaufträge können wir natürlich jeden beliebigen Stoff nehmen. Das Gestell bieten wir serienmäßig in drei Farben an: Schwarz, Weiß und Beigerot. Wir können aber alle RAL-Farben liefern, ein Service, den sich auch Privatkund*innen leisten, der aber vor allem für das Objektgeschäft interessant ist, zum Beispiel um die CI eines Unternehmens aufzunehmen.
Warum habt Ihr Euch ausgerechnet für ein Sofa als erstes Produkt entschieden?
Wir haben persönlich festgestellt, dass wir ein Sofa, das unseren Ansprüchen gerecht wird, zuvor nicht finden konnten. Vor allem ging es uns um die Flexibilität. Was mache ich mit dem Sofa bei einem Umzug? Es war uns auch wichtig, dass man sich keine Sorgen machen muss, wenn eine Kleinigkeit daran kaputtgeht. Jedes Einzelteil lässt sich bei uns nachbestellen. Auch der Bezug ist einfach zu wechseln und zu waschen. Der Stoff ist schmutzabweisend. Selbst Kaffee oder Wein gehen leicht raus. Wir wollen außerdem, dass unsere Produkte lebensnah sind. Deshalb lautet unser Claim: „Das Sofa für das echte Leben“.
Nutzen Kund*innen diese Flexibilität wirklich?
Ja, diese Rückmeldung bekommen wir täglich. Wenn ich selbst Gäste habe, stelle ich mein Sofa gerne in den einzelnen Modulen auf, weil das einfach kommunikativer ist, als in einer Reihe zu sitzen. Viele unserer Kund*innen stellen die Module auch als Liegewiese zusammen oder nehmen sich zwei Module als Chaiselongue mit auf den Balkon. Wir arbeiten gerade mit einem italienischen Hersteller an einem wetterfesten, recycelten und komplett recycelbaren Outdoor-Bezug, damit die Sofas auch im Freien stehen bleiben können.
Welche nützlichen Eigenschaften bringt Euer Sofasystem für halböffentliche Gebäude wie Büros oder Hotels mit?
Wir sehen unser Sofa bereits in Co-Living- und Co-Working-Projekten, aber auch in Hotels und Büros. Dank der einfachen Instandhaltung und Reinigung geben wir Gestalter*innen ein Produkt an die Hand, das nicht nur nagelneu toll aussieht, sondern auch noch nach mehreren Jahren. Komplette Räume und Nutzungskonzepte lassen sich einfach nur durch neue Bezüge oder eine andere Anordnung umgestalten. Das noah Sofa ist nach einem „Baukastensystem“ entworfen, bei dem alle Teile nachbestellt und ausgetauscht werden können. So lassen sich beschädigte oder abgenutzte Teile schnell ersetzen und weitgehend sortenrein entsorgen.
Gilt diese Flexibilität auch für Euer neues Produkt, das Bett?
Auch hier arbeiten wir mit unterschiedlichen Konfigurierungsmöglichkeiten. Den stabilen Holzrahmen gibt es in mehreren Farben. Darauf lässt sich entweder ein Linoleum-Headboard aufsetzen, ein Material, das besonders für Allergiker ideal geeignet ist, oder ein gepolstertes Kopfteil aus Naturkautschuk. Gerade im Schlafbereich ist uns Wohngesundheit sehr wichtig, sodass wir ausschließlich mit natürlichen Materialien arbeiten. Wie bei unseren Sofas gibt es auch für das Bett ansteckbare Tischchen. Darüber hinaus lassen sich Schubladen einhängen. Letztlich stellt sich jeder Kunde und jede Kundin ein ganz individuelles Bett zusammen.
Noah
Noah ist ein Möbeldesign-Label aus Berlin mit der Mission, innovatives Design mit traditioneller Herstellung zu kombinieren, um zeitgemäße Produkte zu schaffen. Produkte, die durch Form und Funktionalität begeistern, langfristig Freude bereiten und ressourcenschonend hergestellt werden.
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