„Qualität und Nachhaltigkeit gehören zusammen“
Ein Gespräch mit Johanna Ljunggren von Kinnarps
Partner: Kinnarps
Mit Marken wie Skandiform, Materia oder Drabert stellt das schwedische Unternehmen Kinnarps Möbel für Büros und Wohnräume her. Im Interview erklärt die Nachhaltigkeitsmanagerin Johanna Ljunggren, wie durch intelligentes Design Abfälle verringert und CO2 eingespart werden können.
Die Einrichtungslösungen der Kinnarps-Gruppe sind in Schulen und Bibliotheken ebenso zu finden wie in Pflegeheimen und Büros. Alle Möbel werden in Schweden gefertigt. Im Januar hat das Familienunternehmen seinen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Über die Strategie von Kinnarps sprach baunetz id mit der Corporate Sustainability Managerin Johanna Ljunggren.
Was ist Ihre Aufgabe als Nachhaltigkeitsmanagerin bei Kinnarps?
Mit meinem Team entwickle ich unter anderem verbindliche Anforderungen für unsere Produkte. Aber wir unterstützen das Unternehmen auch dabei, seine Nachhaltigkeitsstrategien umzusetzen, von Klima- und Kreislaufwirtschaftsmaßnahmen bis hin zu den Inhalten von Produkten und Chemikalien. Zudem befassen wir uns mit der sozialen Verantwortung und der Kontrolle von Lieferketten.
Ihre Arbeit berührt also alle Bereiche des Unternehmens von der Produktion bis zum Marketing?
Zu einem gewissen Grad – ja. Natürlich ist ein großer Teil unserer Nachhaltigkeitsarbeit mit der Produktentwicklung, dem Produktdesign und der Konstruktion sowie der Produktion verbunden. Letztlich ist aber auch das Marketingteam involviert, um unsere Werte zu kommunizieren. Die Personalabteilung stellt unsere Nachhaltigkeitsziele ebenfalls heraus, denn viele Fachkräfte wünschen sich einen Arbeitgeber, der diese Werte berücksichtigt. Wenn es um die soziale Verantwortung geht, ist auch die Einkaufsabteilung gefragt, die zum Beispiel eine Risikobewertung der Lieferanten vornimmt.
Seit wann ist Nachhaltigkeit für Kinnarps wichtig?
Ich würde sagen: von Anfang an. Auch wenn das Wort 1942 noch nicht verwendet wurde, haben die Gründer von jeher sehr stark darauf geachtet, Ressourcen zu schonen und das Beste aus ihnen herauszuholen. Seit ich im Unternehmen bin, also seit etwa zwölf Jahren, hat man sich zunehmend auf Nachhaltigkeit konzentriert. Ich würde also sagen, dass das Thema sogar noch an Bedeutung gewinnt. Es ist ganz klar in unserer Strategie verankert.
Wie kann Design nachhaltig sein?
Das Design schafft die Voraussetzungen dafür, dass unsere Produkte langlebig sind, dass sie eine hohe Qualität haben, sich aber auch einfach reparieren lassen. So lässt sich die Lebensdauer der Produkte weiter verlängern. Dann geht es darum, das richtige Material für die Umgebung zu wählen, in der das Produkt verwendet werden soll. Und natürlich ist es wichtig, dass das Design bis zu einem gewissen Grad zeitlos ist und gut altert. Hinzu kommen ökologische Anforderungen im Zusammenhang mit Materialien und der Verwendung von Recyclingstoffen.
Bieten Sie Reparaturen an?
Ja, wir reparieren, ändern aber auch Produkte ab. Zum Beispiel verändern wir bei Tischen die Größe oder beziehen Polstermöbel neu. Es gibt ein steigendes Interesse an diesen Dienstleistungen. Das entspricht unserer Strategie einer Kreislaufwirtschaft.
Zugleich verwenden Sie recycelte Rohstoffe für Ihre Produkte.
Stimmt. Ein großer Teil unseres Stahls oder bis zu einem gewissen Grad auch Kunststoffe sind recycelt. Sie bestehen im Allgemeinen aus mindestens 70 Prozent recyceltem Material. Wir verwenden auch eine Menge Stoffe aus recycelten Fasern. Die Abfälle, die bei der Herstellung von Komponenten unserer Produkte anfallen, führen wir ebenfalls in den Kreislauf zurück. Obwohl wir bei der Polsterung beispielsweise den Zuschnitt optimieren, um die Menge zu reduzieren, wird es immer ein gewisses Maß an Textilabfällen geben. Um diesen Polyesterabfall zu verwerten, arbeiten wir mit einem unserer Lieferanten zusammen, der ein schallabsorbierendes Material aus diesem Abfall herstellt. Wir verwenden es zum Beispiel für Boxen, die den Schall in Klassenzimmern absorbieren können. Einige dieser Textilabfälle verwenden wir auch für die Herstellung von Kissen und um kleinere Flächen zu polstern. Bei unserem Hocker Patch zum Beispiel ist die Sitzfläche dreigeteilt. Das gibt uns die Möglichkeit, diese kleinen Stücke zu verwerten.
Wie reduzieren Sie CO2-Emissionen?
Kinnarps hat sich das Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis 2030 zu halbieren und bis 2050 ein Netto-Null-Unternehmen zu sein. Wir sind auf einem guten Weg und konnten im Vergleich zu 2019 unsere absoluten Emissionen um 39 Prozent senken. Aber natürlich haben wir noch einiges zu tun. Ein wichtiges Feld ist der Transport. Wir haben unser eigenes Transportsystem und liefern das fertige Produkt direkt an die Kunden. Dabei haben wir die Menge an Möbeln optimiert, die in einen Container passt. Statt Pappkartons verwenden wir wiederverwertbare Decken und Pappe als Verpackungsmaterial – so wie man es vielleicht bei einem privaten Umzug machen würde. Auf diese Weise können wir 50 Prozent mehr in den Containern verstauen. Statt drei beladen wir nur zwei Transportfahrzeuge. Unsere Lkws fahren mit erneuerbarem Biodiesel, was ebenfalls Emissionen einspart im Vergleich zu einem Treibstoff aus fossilen Energien.
Es sind also viele kleine Schritte, die schließlich zu einer Emissionsersparnis führen.
Exakt. Bei unseren Produkten führen wir Lebenszyklusanalysen und Environmental Product Declarations (EPDs) durch, um wirklich zu beurteilen, woher die Klimaauswirkungen kommen. Das hilft uns, eine kluge Materialauswahl zu treffen. Zum Beispiel haben wir im Laufe des Jahres einen biobasierten Schaumstoff eingeführt, der anstelle des traditionellen fossil basierten Schaumstoffs eingesetzt wird und die Klimaauswirkungen um 80 Prozent reduziert. Zudem analysieren wir die Emissionen im Bezug auf die Nutzungsdauer der Produkte. Deshalb gehören Qualität und Nachhaltigkeit immer zusammen.
Kinnarps
Kinnarps ist in Europa führender Anbieter von Einrichtungslösungen für Büros, Lernumgebungen und Pflegeeinrichtungen. Die Produkte der sechs Marken zeichnen sich durch ergonomisches und innovatives Design sowie Nachhaltigkeit und lange Lebenszyklen aus. Seit seiner Gründung in 1942 ist Kinnarps in Familienhand und produziert ausschließlich in Schweden.
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