Menschen

Liebe zu exzellenter Gestaltung

Burkhard Remmers über das nachhaltige Design des neuen WiChair

Mit dem WiChair präsentiert Wilkhahn einen archetypisch aussehenden Bürostuhl aus wenigen Einzelteilen, der das dreidimensionale Sitzen revolutionieren soll. Im Interview spricht Unternehmenssprecher Burkhard Remmers über Konzept, Kreislauffähigkeit und den niedrigen CO₂-Fußabdruck des Drehstuhls.

von Heike Edelmann, 21.10.2025

Wilkhahn hat es sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige Beiträge zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitswelten zu schaffen. Mit langlebigen und zukunftsweisenden Möbeln stellt das Unternehmen den Menschen in den Mittelpunkt. Die Premiere der WiChair-Serie feiert Wilkhahn im November auf der Interior-Sonderfläche GREENTERIOR beim Klimafestival für die Bauwende in Berlin.

Herr Remmers, mit Picto setzte Wilkhahn bereits 1992 ein ökologisches Designkonzept für Bürostühle um. Inwiefern bezieht sich die Gestaltung des neuen Bürostuhls darauf?
An erster Stelle steht auch beim WiChair das, was Wilkhahn vor Jahrzehnten von der legendären HfG Ulm in die Wiege gelegt wurde: Sinnhaftigkeit durch besseren Gebrauchswert und Langlebigkeit zur Reduktion der Verschwendung. Der Arbeitsstuhl bietet ein deutlich komfortableres und gesünderes Sitzerlebnis auch jenseits des klassischen Bürokontexts. Die Ablesbarkeit der intuitiv nutzbaren Funktionen, die Reduktion auf das Wesentliche und die Materialgüte versprechen eine Lebensdauer über Generationen hinweg. Hinzu kommen die Materialeffizienz und die einfache Zerlegbarkeit durch wenige, ausschließlich geschraubte und gesteckte Verbindungen, die Reparaturen und sortenreine Trennung zum Kinderspiel machen.

Wilkhahn ist Pionier des dreidimensionalen Bewegungssitzens. Bislang waren dafür viele Bauteile nötig. Wie wurde die Materialreduktion beim WiChair erreicht?
Wir hatten schon seit Jahren zunächst beim Programm Yonda und dann beim Konferenzsessel Decide mit Federelementen aus einem speziellen Hochleistungsstahl gearbeitet, der erstmalig im Möbelkontext eingesetzt wurde. Beim WiChair sind wir einen großen Schritt weitergegangen, indem die gesamte, auf der Drehsäule aufgesetzte Sitz-Rückenkonstruktion aus einer einzigen, elegant geschwungenen und federnden Zentralschwinge aus Hochleistungsstahl gebildet wird. So sorgt die Konstruktion ganz ohne Mechanik für eine perfekt abgestimmte, dreidimensionale Beweglichkeit. Durch eine per Drehgriff verschiebbare Spiralfeder im Bogen unter der vorderen Sitzhälfte lässt sich der Widerstand unter Nutzung der Hebelgesetze stufenlos für Leicht- bis Schwergewichte einstellen. Das ist genial einfach – und einfach genial.

Die Gesamterscheinung des neuen Stuhls greift weit zurück auf archetypische Formen des Drehstuhls. Weshalb?
Je vertrauter die Form ist, desto selbstverständlicher sind Nutzung und emotionale Bindung. Das ist gerade beim WiChair mit seinem breiten Anwendungsspektrum auch jenseits des Büros wichtig. Gleichzeitig verstärkt es den Wow-Effekt, weil die bekannte Form mit einem enorm hohen Sitz- und Bewegungskomfort überrascht. Und schließlich haben gerade Planer und Gestalter ihre Freude daran, wenn der Urtyp eines Bürostuhls aus den 1920er-Jahren, der in den 1950ern von Egon Eiermann zu einer Ikone der Moderne geadelt wurde, nach vielen Jahrzehnten sowohl funktional als auch ästhetisch in die Zukunft übersetzt wird.

Wie hängt die Materialwahl beim WiChair mit Nachhaltigkeit zusammen?
Qualität und Langlebigkeit, Sortenreinheit sowie das Führen in Materialkreisläufen sind die Materialkriterien. Die Stahlschwinge und die Stahlarmlehnen lassen sich nahezu unendlich recyceln, die Sitz- und Rückenschalen sind aus Formholz, also aus einem nachwachsenden Werkstoff, und das Fußkreuz besteht aus bereits recyceltem Aluminium, das ebenfalls wieder rückgeführt werden kann. Im Kern steht die Reduktion der Materialvielfalt auf wenige Materialien, die sich für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft eignen.

Auf welche Weise konnte Wilkhahn den CO₂-Fußabdruck seines neuen Produkts entscheidend reduzieren?
Mit einem Carbon Footprint ab 31 kg CO₂e erzielt der WiChair einen absoluten Spitzenwert für einen Bürostuhl, der die Normen erfüllt und dynamisches Sitzen fördert. Die Hauptmaterialien Stahl, FSC-zertifiziertes Holz und Recyclingaluminium haben im Vergleich zu Kunststoff eine deutlich bessere CO₂-Bilanz. Letzterer wird nur in minimalen Mengen und dort eingesetzt, wo er unverzichtbar ist. Bei den Polstervarianten kommt zudem ein chemisch recycelter Schaum zum Einsatz. In die Berechnung fließen aber auch die Transportwege der Lieferketten ein. Weil der Drehstuhl zu 100 Prozent made in Europe ist, schneidet er auch hier hervorragend ab.

Welche Vorteile bietet der WiChair Unternehmen, die ihre ESG-Ziele umsetzen möchten?
Der Stuhl bietet gleich mehrere Dimensionen: Neben der ökologischen Nachhaltigkeit sind dies soziale Aspekte, wie Schadstofffreiheit und die Gesundheitsförderung durch die dynamische 3D-Beweglichkeit, sowie das wirklich exzellente Preis-Leistungsverhältnis. Hinzu kommt die sozial-ökologische Verantwortung in den Lieferketten und natürlich hier am Produktionsstandort in Bad Münder. Wilkhahn war nicht nur Umweltpionier und früher Träger des Deutschen Umweltpreises, sondern ist seit über zwei Jahrzehnten nach EMAS zertifiziert – also ein Lieferant, der auch als Unternehmen transparent und positiv auf die ESG-Ziele einzahlt.

Was erwartet Besucher*innen des Klimafestivals darüber hinaus am Messestand von Wilkhahn in der Sonderausstellung GREENTERIOR?
Das ist vor allem die Liebe zu exzellenter Gestaltung, die wir mit Innenarchitektinnen und Innenarchitekten teilen. Sie spiegelt sich in den vielfältigen Farb- und Bezugsoptionen wider, mit denen sich der WiChair in ganz unterschiedliche Interior-Konzepte einpassen lässt – vom Werkstattlook über klassische Eleganz bis zu trendigen Stilwelten. Und es werden Sie am Messestand lächelnde Gesichter erwarten. Denn „less“ wird dort wirklich zu „more“: zu mehr Komfort, Gestaltungsvielfalt und … Lebensfreude! Was könnten wir aktuell besser gebrauchen?

Sie möchten am 19. und 20. November in Berlin beim Klimafestival für die Bauwende und der Sonderausstellungsfläche GREENTERIOR dabei sein? Wir verschenken bis Ende Oktober 25 Freikarten. Schreiben Sie uns einfach an [email protected] mit dem Betreff: Ich bin dabei.

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